Pat Cortina: "Ich fühle mich schuldig"
Trainer Pat Cortina muss seinen EHC allein lassen – und leidet: „Das ist die wohl härteste Entscheidung meiner Trainerkarriere. Sie ist vor langer Zeit getroffen worden und ich stehe im Wort, aber es zerreißt mir das Herz. “
AZ: Herr Cortina, wie schwer ist die 2:3-Niederlage im dritten Finalspiel in Bietigheim für Sie zu verdauen?
PAT CORTINA: Wir hatten unsere Chancen, aber wir haben Fehler gemacht. Mir ist aber nicht bange. Ich denke, dass meine Jungs das letzte Wort in dieser Finalserie noch nicht gesprochen haben. Viel schwerer zu verdauen ist es für mich, dass ich am Freitag nicht da sein kann.
Sie müssen Ihrem Zweitjob als Nationaltrainer Ungarns bei der A-WM nachgehen.
Ja, das ist die wohl härteste Entscheidung meiner Trainerkarriere. Sie ist vor langer Zeit getroffen worden und ich stehe im Wort, aber es zerreißt mir das Herz. Müsste ich jetzt eine Entscheidung treffen, würde sie wohl anders ausfallen. Als Christian Winkler und ich vor über einem Jahr über meinen Vertrag verhandelten, lachten wir darüber, als es um das Thema ging, was wir machen, wenn der EHC ins Finale kommt und Ungarn erstmals in seiner Geschichte bei der A-WM ist. Jetzt ist mir nicht nach Lachen zumute. Es ist hart, denn ich weiß nicht, ob ich eine dieser Chancen noch einmal haben werde. Ich weiß nicht, ob ich noch einmal bei der A-WM sein werden. Ich weiß nicht, ob ich noch einmal im Zweitliga-Finale stehen werde.
Für einen Mann, der so voller Leidenschaft für den Eishockeysport ist, eine qualvolle Situation.
Ohne Frage. Ich fühle mich schlecht. Auch aus egoistischen Gründen, weil ich eine unglaubliche Hockeynacht vor einer unglaublichen Kulisse verpassen werde. Ich fühle mich schlecht, weil ich nicht da sein kann, um mit den Jungs danach zu zelebrieren – oder sie aufzubauen. Ich fühle mich schuldig, dass ich nicht da bin. Ich bin nicht nur hart zu meinen Spielern, sondern auch mir selbst gegenüber. Natürlich gibt es Momente, in denen ich mir vorwerfe, dass ich den EHC, dass ich mein Team, in dieser wichtigen Phase im Stich lasse. Ich kann hier nur meine Dankbarkeit ausdrücken, dass weder die Spieler, noch etwa Manager Christian Winkler mir jemals dieses Gefühl vermittelt haben. Das sind ganz besondere Menschen hier.
Wann werden Sie denn wieder in München sei?
Wenn die Gerüchte stimmen, werde ich am Freitag in der Schweiz gekidnappt und nach München gebracht, wo ich dann in Handschellen coachen muss.
Sie würden sich gegen diese Entführung wohl nicht groß wehren...
So sieht es aus. Aber Spaß beiseite, ich will so schnell wie möglich wieder in München sein und mich persönlich bei allen bedanken, die diesen Erfolg möglich machten.
Interview: Matthias Kerber
- Themen:
- Christian Winkler