Pat Cortina: "Ein Fachmann, der Visionen hat"

Zum Deutschland-Cup spricht Eishockey-Legende Erich Kühnhackl über DEB-Coach Cortina. Hier erklärt er, was einen guten Trainer ausmacht – und warum ihn die vielen Absagen nerven
Erich Kühnhackl, Deutschlands früherer Nationaltrainer und Eishockeyspieler des 20. Jahrhunderts (60), ist Vizepräsident des DEB
AZ: Herr Kühnhackl, reden wir doch gar nicht lange herum! Was halten Sie – Deutschlands Eishockeyspieler des 20. Jahrhunderts – vom neuen Bundestrainer Pat Cortina?
ERICH KÜHNHACKL: Klare Frage, klare Antwort: Ich halte viel von ihm. Er ist ein Mann, der Visionen hat, der seine Überzeugungen hat und für diese eintritt. Er ist ein ausgewiesener Fachmann, der den Spielern Dampf machen wird. Ich habe mich bei einem der ersten Trainings in die Eishalle geschlichen und mir das ein bisschen angeschaut, da war ich schon neugierig.
Ein Training ist da ja oft aussagekräftiger als ein Spiel. Was haben Sie gesehen?
Dass da gleich von Anfang an Zug drin ist. Die Spieler wollen natürlich dem neuen Trainer gleich zeigen, was sie draufhaben, hauen sich vielleicht noch ein bisschen mehr rein. Und der neue Trainer will den Spielern gleich zeigen, wer der neue Chef im Haus. Cortina fordert ja, dass jeder immer alles gibt. Und er wird sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Damit hat er in meinen Augen gleich viel richtig gemacht. Außerdem lebt er ja selber vor, mit wie viel Engagement man seinen Job ausüben kann.
Ein Coach muss in Ihren Augen sofort klarmachen, dass nur er das Sagen hat?
Schon. Schauen Sie, man geht einen langen Weg gemeinsam, da hat es keinen Sinn, sich damit aufzuhalten, dass vielleicht der eine oder andere von diesem Weg abkommt und sich verläuft. Ein Trainer muss sagen, dort geht es lang, da wollen wir hin, entweder ihr geht mit – oder wir trennen uns und ihr könnt euren Weg gehen, aber ich hole mir andere Gefährten.
Schon vor Cortinas erstem Auftritt als Bundestrainer gab es den ersten Ärger. Hannovers Coach Pawlow attackierte Cortina, weil der Keeper Dimitri Pätzold nicht nominiert hat.
Ich finde, das gehört sich nicht. Wenn man mit irgendetwas ein Problem hat, dann spricht man das direkt an. Unter Männern klärt man sowas unter vier Augen. Entweder ich rufe ihn an, oder ich frage ihn, ob man nach dem Spiel ein paar Minuten reden kann. Das wäre zehn Mal leiser gewesen – und zehn Mal effektiver. So steht der Bundestrainer unter Druck, der Spieler unter Druck, es gibt nur noch Verlierer in der ganzen Affäre.
Waren Sie über einige Personalentscheidungen Cortinas überrascht?
Ja, keine Frage. Aber es ist die Entscheidung des Bundestrainers, die ich akzeptiere und respektiere. Er hat ein Konzept, er muss die Spieler zusammenholen, die der Erfüllung dieses Konzepts am nächsten kommen. Es ist Zeit, dass wir im deutschen Eishockey endlich mal nicht nur mit ein paar Parolen Zusammenhalt bekunden, sondern es auch wirklich tun. Es wird da viel zu viel quergeschossen.
Alle deutschen Spieler, die sonst in der NHL spielen, aber wegen des Lockouts dort zur Verfügung stehen würden, haben abgesagt.
Das ist schade für die Zuschauer, die Fans, den Sport. Eigentlich sollten die Besten zusammenkommen. Dass so etwas dann daran scheitert, dass das Geld für die Versicherungssumme nicht aufgebracht wird, finde ich mehr als bedauerlich.
Das war aber nur bei Christian Ehrhoff der Fall, die anderen NHL-Spieler haben aus anderen Gründen abgesagt. Sie als alten Haudegen müssen diese dauernden Absagen doch zur Weißglut bringen.
Ich stelle ausdrücklich bei keinem die Gründe in Frage. Alles, was ich dazu sagen will, ist, dass zu meiner Zeit einer nur abgesagt hat, wenn er entweder gesperrt war – oder im Krankenhaus lag.