"Papa tobt": So rastet der EHC Manager aus

Manager Winkler rastet bei den EHC-Spielen an der Bande regelmäßig aus. Sein Arzt hat ihm allerdings geraten, die Emotionen rauszulassen.
von  Matthias Kerber
EHC-Manager Winkler rastet bei den Spielen an der Bande regelmäßig aus. Seine Frau sagt ihm vor dem Straubing-Spiel: „Reg dich heute nicht so auf, das ist nicht gut für dich!” Sein Arzt hat ihm aber geraten, die Emotionen rauszulassen.
EHC-Manager Winkler rastet bei den Spielen an der Bande regelmäßig aus. Seine Frau sagt ihm vor dem Straubing-Spiel: „Reg dich heute nicht so auf, das ist nicht gut für dich!” Sein Arzt hat ihm aber geraten, die Emotionen rauszulassen. © rauchensteiner

Manager Winkler rastet bei den EHC-Spielen an der Bande regelmäßig aus. Seine Frau sagt ihm vor dem Straubing-Spiel: „Reg dich heute nicht so auf, das ist nicht gut für dich!” Sein Arzt hat ihm aber geraten, die Emotionen rauszulassen.

MÜNCHEN - Die Augen quellen hervor, der Schrei erfüllt die Halle und ist sogar über die Fangesänge noch zu hören, der Mund ist weiter aufgerissen als es der böse Wolf im Märchen Rotkäppchen je geschafft hat. „Wenn ich die Bilder von mir sehe, erschrecke ich vor mir selber”, sagt Christian Winkler nach seinem erneuten Emotionsauftritt beim Spiel gegen die Kölner Haie, „da kenn ich mich gar nicht wieder. Aber ich konnte schon immer richtig narrisch werden. Schon als Kind.”

Der narrische Manager des EHC, er ist der Derwisch an der Münchner Bank, stellt dabei sogar Trainer Pat Cortina in den Schatten, der wegen seines überschäumenden Talents auch als Dolomiten-Vulkan bekannt ist. Winkler, der aus Garmisch stammt, ist der Werdenfelser Vulkan. „Ich habe mir schon mal 1000 Mal vorgenommen, dass ich mich zurücknehme. Das geht bis zur ersten umstrittenen Szene gut – dann ist es wieder um mich geschehen”, sagt der 40-Jährige vor dem Spiel am Freitag (19.05 Uhr) in der heimischen Olympia-Eishalle gegen die Straubing Tigers.

Straubing Tigers? War da nicht was? Oh, doch! Zum einen das Weltrekord-Penaltyspiel (42! Strafschüsse) im November 2010, zum anderen aber auch Winklers Wüterich-Gala nach der 3:4-Niederlage nach Penaltyschießen Anfang Januar diesen Jahres. „Das Weltrekord-Penaltyschießen war ein Highlight für alle”, sagt Winkler, „da hast mitgefiebert, gezittert, gezittert, gebetet, da hast sauber gelitten.”
Sauber gestritten hat er dafür beim zweiten Straubing-Krimi. „Als die Schiris einen Treffer nicht anerkannten, sind bei mit alle Stromleitungen im Oberstübchen durchgebrannt. Da habe ich Dinge gesagt, für die ich mich nachher entschuldigt habe”, sagt Winkler, der für den Auftritt eine Spieldauerdisziplinarstrafe erhalten hatte, lachend.

Doch seit dem kriegt Winkler vor jedem Spiel einen Auftrag seiner Frau Steffi. „Sie hat mir schon ein paar Mal richtig den Kopf gewaschen. Sie sagt mir: Reg’ dich heute nicht so auf, das ist nicht gut für dich”, sagt Winkler, „sonst, kriegst noch mal an Herzkasper, hat sie gesagt. Und sie hat recht, schwindlig sollte mir von dem Geschrei nicht werden.”

Doch was sich so launig anhört, ist nicht von der Hand zu weisen. Der Stressfaktor an der Bande ist enorm. Winkler, dem schon ein bösartiger Tumor an der Schilddrüse und die Galle entfernt werden mussten, lässt sich deswegen regelmäßig medizinisch durchchecken. Den Versuch, sich ala Uli Hoeneß auf der Tribüne aufzuhalten, brach Winkler nach zwei Mal ab. „Das packe ich nicht, da oben. Außerdem hat mir mein Herzdoktor gesagt, dass es besser ist, nicht alles in sich hineinzufressen, sondern die Emotionen lieber rauszulassen. Wenn er auch sicher nicht gemeint hat, dass ich sie so extrem rauslassen soll”, sagt Winkler, „meine Spieler sind wie 21 Kinder für mich. Tut man denen Unrecht an brennt's bei mir durch. Da bin ich impulsiv. Dabei sind mir eigentlich Eltern suspekt, die sich beim Sport über alles aufregen, was ihrem Kleinen passiert.”

Die eigene Tochter Melissa (10) hat Winklers Ausraster auch schon gesehen. „Das erste mal war sie schon erschrocken, denn so kennt sie mich ja daheim nicht. Jetzt sagt sie nur noch: Der Papa tobt wieder”, sagt Winkler, der es gar nicht mag, wenn seine Tochter ihn so sieht. „Als sie kleiner war, habe schon mal die Zeitung nach einem solchen Auftritt zerschnitten, damit sie es nicht liest. Aber das würde jetzt nicht mehr helfen, da wüsste sie gleich: Die Zeitung ist zerschnitten, der Papa hat wieder getobt.”

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