Pagé: Lächelnd in den Hintern treten

Trotz des Appells seiner Tochter, „öfter happy“ zu sein, will EHC-Coach Pierre Pagé nicht soft werden. Wie er seine Kommunikation verbessern möchte.
von  Matthias Kerber
Kapital gescheitert: Pierre Pagé, Trainer des EHC Red Bull München.
Kapital gescheitert: Pierre Pagé, Trainer des EHC Red Bull München. © GEPA pictures/ho

Trotz des Appells seiner Tochter, „öfter happy“ zu sein, will EHC-Coach Pierre Pagé nicht soft werden. Wie er seine Kommunikation verbessern möchte.

München - Eines ist Pierre Pagé sicher nicht: Wischi-Waschi. Zwar ändert er Meinung und Auftreten gerne, doch jede Überzeugung vertritt er mit Inbrunst.

So verkündete er zwar nach dem irrwitzigen Eiskrimi am Sonntag gegen die Nürnberg IceTigers, das der EHC Red Bull München mit 7:5 gewann (3:0, dann 3:3, dann 6:3, dann 6:5 – am Ende 7:5), dass das mögliche Feierverbot mit Rücksicht auf die Fans nicht durchgezogen würde – doch auf einsetzende Altersmilde beim 65-Jährigen, dem ältesten Trainer der DEL, brauchen sie beim EHC trotzdem nicht zu setzen. „Die Spieler können machen, was sie wollen – solange sie bei den Spielen Leistung bringen“, sagte Pagé zwar, doch ein Freifahrtschein ist das mitnichten. „Ich denke, dass es vollkommen falsch wäre, jetzt Nachsicht walten zu lassen, jetzt soft zu werden. Man kann auch lächeln und gleichzeitig in den Hinter treten“, sagte Pagé vor dem Spiel bei den Hamburg Freezers (19.30 Uhr). Lächeln, denn nach einem Anruf seiner Tochter hat sich Pagé nun selber auferlegt, fröhlicher, glücklicher, „öfter happy“ zu sein.

Der Kanadier will sich nicht mehr aufreiben am Zwist mit seiner Mannschaft, die angekündigte Kasernierung vor Heimspielen („weil die Spieler den Verlockungen der Großstadt erliegen“) wurde in eine Light-Variante umgewandelt, am Sonntag traf sich das gesamte Team vor dem Nürnberg am Vormittag in einem Hotel, es folgten ausgiebige Taktikbesprechungen. Auch die Kommunikation will Pagé weiter verbessern, schon an der Bande sprach der Ex-NHL-Coach auffallend viel mit seinen Spielern, zudem wird er sich nach AZ-Informationen wieder der Hilfe von Paul Henry bedienen. Der Psychologe und ehemalige Wärter in einen Hochsicherheitsgefängnis hat schon vor einigen Wochen Pagé bei der Arbeit beim EHC unterstützt. „Ja, das stimmt, er hat uns damals geholfen, er wird uns wieder helfen“, sagte Pagé.

Auch sonst versucht Pagé sein Image zu verbessern. Zu sehr hat sich in der Öffentlichkeit in München das Bild des Schleifers verselbstständigt, des Visionärs, dem auf seinen zukunftsweisenden Reisen keiner folgen kann. „Ich kann hier ganz klar sagen, dass ich in all den Jahren, in denen ich in Europa tätig bin, nicht ein einziges Mal ein Straftraining angesetzt habe. Ein Training, das nur den Sinn hat, zu bestrafen, Frust auf dem Rücken der Spieler abzubauen, gibt es bei mir nicht“, sagte Pagé, „ich lasse hart trainieren, keine Frage. Aber all das hat seinen Sinn. Wenn ich etwas anordne, dann weil ich damit etwas bezwecke. Ich bin kein willkürlicher Bestrafer, sondern meine Aufgabe ist es, die Knöpfe zu finden und dann zu drücken, die unsere Spieler besser machen.“

Das kann man eben auch mit einerm Lächeln – und dabei auch mal in den Hintern treten.

 

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