OB Ude über EHC: Kein König, kein Schloss

Weil der EHC vor dem Aus steht und die Stadt nicht als Retter eingesprungen ist, wird OB Ude von Fans für den Tod des Eishockeys in München verantwortlich gemacht. Wie er sich wehrt...
Interview: Gunnar Jans |
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Eine große Familie: Die kleinen und großen Fans des EHC München wollen das Aus nicht akzeptieren.
Petra Schramek Eine große Familie: Die kleinen und großen Fans des EHC München wollen das Aus nicht akzeptieren.

Weil der EHC vor dem Aus steht und die Stadt nicht als Retter eingesprungen ist, wird OB Ude von Fans für den Tod des Eishockeys in München verantwortlich gemacht. Hier lesen Sie, wie er sich wehrt

AZ: Grüß Gott, Herr Ude, auf Ihrer Facebookseite toben die EHC-Fans und machen Sie für den mutmaßlichen Verkauf der DEL-Lizenz verantwortlich. Fühlen Sie sich wie der Prügelknabe des Münchner Eishockey – oder sogar wie der Totengräber?

CHRISTIAN UDE: Nein, ich kenne ja das Phänomen, dass Fans einer Sportart einen Sündenbock brauchen, wenn es dem eigenen Club nass neigeht. Und das hat bei keiner Sportart in München soviel Tradition wie beim Eishockey. Ich bitte allerdings um so viel Aufgeklärtheit, dass ich zumundest für die vielen Vereinspleiten, die vor meiner Geburt oder zuimindest vor meinem Amtsantritt liegen, relativ unschuldig bin.

Kein Verein, keine Sportart ist derart gebeutelt wie das Eishockey in München.

Richtig. Es wird ja im Internet behauptet, ich hätte einen Münchner Traditionverein verraten und zerstört. Auch wenn es schmerzhaft ist: die größte Eishockeytradition in München besteht daran, dass die Eishockeyvereine kurz nach ihrem sportlichen Erfolg aufgelöst werden. Das geschieht hier seit Jahrzehnten. Nehmen Sie den MTV 1879, FC Bayern-Eishockey, EHC 70, EC Hedos, Maddogs, Munich Barons – ich kann Ihnen hier bei allen Vereinen vortragen, wie schnell sie aufgelöst wurden.

Sie lesen aus einer Vorlage Ihrer Referenten vor. Wann waren Sie selbst denn zuletzt beim Eishockey?

Da war ich bei einer Vizemeisterschaft, der sogleich der Lizenzverkauf folgte. Bei einem Oberbürgermeister ist bekannt, dass er eine 60 bis 80 Stunden Woche, als Städtetagspräsident bin ich zudem viel in Deutschland unterwegs. Ich kann nicht allen Freizeitvergnügungen, die in der Millionenstadt München angeboten werden, persönlich nachkommen.

Kommen wir zu dem, was Sie hätten tun können: Ein Signal für einen raschen Bau einer neuen Halle senden. Die wurde ja abgeschmettert!

Abgeschmettert wurde gar nichts. Aber selbstverständlich muss erst geprüft werden, inwieweit es noch Bedarf gibt für eine Multifunktionshalle. Das geht es ja um eine hohe zweistellige Millionenbeträge. Im Moment ist die Lage ungeklärt: Basketball ist vorübergehend sehr gut gelöst im Audi Dome, und beim Eishockey ist die Situation ja nun völlig ungewiss.

Nächster Punkt: Sie hätten einen Einstieg der Stadtwerke befürworten können, so wie es an 11 von 14 DEL-Standorten üblich ist.

Sponsoring durch städtische Unternehmen hat ganz strenge Voraussetzungen. Es gibt schon staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen Oberbürgermeister, die das Sponsoring benutzt haben, um einen Profiklub zu unterstützen – obwohl die Voraussetzung nicht vorlag. Zum Sponsoring gehört, dass es ein Vertrag um Leistung und Gegenleistung ist – und nicht eine Hilfsmaßnahme zur Verhinderung der Insolvenz. Im konkreten Fall ging es aber genau um die Abwendung der drohenden Insolvenz.
Es ist auch von Knebelverträgen durch die Stadt die Rede, beispielsweise bei den Hallenmieten oder weil kein auswärtiger Bierproduzent im Olympiapark werben darf.
Dass ich Oberbürgermeister bin, hat sich doch in den letzten 20 Jahren herumgesprochen. Ich bin aber erst in den letzten Tagen mit dem Thema EHC konfrontiert worden. Warum hat der EHC nie einen einzigen Stadtrat dafür gewonnen, das Thema im Aufsichtsrat des Olympiapark anzusprechen? Erst in der Minute des Lizenzverkaufs kommen erstmals Vorwürfe.

Man hätte sich halt beim EHC gewünscht, dass Sie dem Eishockey geholfen hätte.

Aber ich persönlich kann doch nicht der Retter sein, wenn der Patient auf dem Sterbebett liegt. Der EHC hätte vorher versuchen müssen, über Stadträte und Aufsichtsräte Anträge einzureichen, die Mehrheiten finden. So geht das in einer Demokratie. Manchmal habe ich den Eindruck, die leben noch in monarchistischen Zeiten und wollen, dass der König vorbeikommt und sagt: Hier baue ich euch ein Schloss!
 

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