„Noch nicht hart genug“

Nach den erfolgreichen Tests herrscht im Umfeld von Aufsteiger EHC München Euphorie. Trainer Cortina hält davon nichts. Für die AZ analysierter sein DEL-Team – und sieht noch Schwächen.
von  Abendzeitung
Ein sogenanntes Freundschaftsspiel in der Vorbereitung: Das Duell EHC gegen Augsburg war giftig und gipfelte in einer Massenschlägerei.
Ein sogenanntes Freundschaftsspiel in der Vorbereitung: Das Duell EHC gegen Augsburg war giftig und gipfelte in einer Massenschlägerei. © Rauchensteiner/Augenklick

Nach den erfolgreichen Tests herrscht im Umfeld von Aufsteiger EHC München Euphorie. Trainer Cortina hält davon nichts. Für die AZ analysierter sein DEL-Team – und sieht noch Schwächen.

MÜNCHEN Die Premierensaison des EHC, sie ist gut ins Rollen gekommen. 5:2-Siege daheim über Vizemeister Augsburg und die Straubing Tigers und eine knappe 1:2-Niederlage nach Penaltyschießen gegen Meister Hannover haben für eine gewisse Euphorie im Umfeld des Aufsteigers gesorgt. Genau die ist bei den EHC-Bossen nun zu Feindbild Nummer 1 erklärt worden.

„Es gibt keinen Grund, himmelhoch jauchzend herumzulaufen“, sagt Manager Christian Winkler und reißt allen Traumtänzern gleich mal die rosarote Vereinsbrille von der Nase. „Keiner will Letzter werden, wir auch nicht. Aber ich kann keinem versprechen, dass wir nicht am Ende in der DEL ganz hinten stehen. Wir fordern, dass wir bei jedem Spiel alles geben. Wozu das reicht, wird sich dann zeigen.“

Dann, wenn die DEL-Saison wirklich beginnt, nämlich am 3. September. Das, was für den Erfolgscoach, der sich mit dem Team bis Sonntag im Trainingslager in Ungarn befindet, zählt, sind nicht die Ergebnisse, sondern das, was er auf dem Eis sieht. Da sah er, dass sich einige Spieler der Zweitliga-Meistermannschaft erst an das höhere Tempo in der DEL gewöhnen müssen. Pässe, die eine Liga tiefer blind ankamen, werden in der DEL eben abgefangen. Für die AZ analysierte Cortina seinen EHC.

Die Torhüter

„Sebastian Elwing und Joey Vollmer haben bisher einen sehr guten Job gemacht“, sagt Cortina. Die Entscheidung des EHC auch in der DEL auf das deutsche Torhüter-Duo zu setzen, hatte im Vorfeld noch zu Unverständnis geführt. „Beide haben es verdient, sich in der DEL zu beweisen“, sagt Cortina, „sie zeigen bisher, dass sie mit der Geschwindigkeit gut klar kommen, sind nicht überfordert. Aber sie profitieren auch davon, dass sich die Spieler in der Defensive aufarbeiten, alle Wege zu machen.“

Die Defensive

„ Wir müssen unser Spiel ohne Puck in der Defensive noch verbessern. Außerdem schalten wir nicht schnell genug auf Offensive um. Die Pässe sind oft nicht schnell, noch nicht hart genug“, sagt Cortina, „wenn wir aber im Puckbesitz sind, sieht das recht gut aus.“

Offensive

„Wir müssen unser Spiel einfach halten, so werden wir unsere Torchancen herausarbeiten. Wir müssen die Leute vor dem Tor haben, wir müssen gut vorchecken. Viele unserer Tore werden Arbeitstore sein, weil wir uns mehr angestrengt haben als der Gegner. Das wird unser Stil sein“, sagt Cortina, „das müssen wir beibehalten.“

Special Teams

Cortina: „Im Powerplay hatten wir bereits gewissen Erfolg, in Unterzahl gab es einige Schwächen. Daran werden wir arbeiten.“

Die Neuzugänge

„Man merkt, dass sich Spieler wie Ryan Ready und Bryan Adams immer wohler fühlen, sie werden besser. Johan Ejdepalm skatet bereits wie der Wind, Felix Petermann und Stéphane Julien geben alles. Am meisten Probleme hat noch Jordan Webb“, sagt Cortina, „aber das habe ich erwartet, er ist ja aus der zweiten Liga von Kaufbeuren gekommen. Er hat noch Probleme, aber er arbeitet hart und hat – obwohl es noch nicht rund läuft – bereits zwei Tore erzielt.“

Die Führungsrollen

„Die Einstellung von Adams ist grandios, Julien und Petermann übernehmen auch schon Verantwortung“, sagt Cortina, „und unsere alten EHCler Mike Kompon, Brandon Dietrich und Dylan Gyori haben auch schon gezeigt, dass sie nicht nur in der zweiten Liga Leader sein können. Diese Rollen ergeben sich. Aber auch hier haben wir, wie in allen anderen Bereichen, noch viel Arbeit vor uns.“

Matthias Kerber

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.