Dämpfer vor den Playoffs? Niederberger: "Jetzt haben wir es mit eigenen Augen gesehen"
München - Wer voller Optimismus angenommen hatte, der EHC Red Bull München würde sich mit einem kraftvollen Endspurt so richtig in Playoff-Verfassung passen, schießen und checken, der sieht sich eines Besseren belehrt.
Der Titelverteidiger, das verdeutlichte unübersehbar die 3:6-Schlappe gegen den Nun-erst-recht-Meisterschaftsfavoriten Eisbären Berlin, geht ab 16. März höchstens mit Außenseiterchancen in das Rennen um den silbernen DEL-Pokal.
"Wir haben gesehen", sagte Torhüter Mathias Niederberger zum unverstellten Blick auf die Defizite, "dass wir noch einige Schippen drauflegen müssen. Ich mache mir keine Sorgen, dass wir das können. Aber jetzt haben wir es mit eigenen Augen gesehen."
Zu wissen, was nötig ist, ist zweifellos hilfreich. Dass die Umsetzung beim EHC dann aber auch klappt, daran darf man in dieser Saison zweifeln. Die Mannschaft von Trainer Toni Söderholm hat es bis zum Ende der Hauptrunde nicht geschafft, echte Konstanz in Leistung und Ergebnisse zu bringen.
"Die Jungs sind fit, wir sind top besetzt bei Spielern und Trainern. Es steht also nichts im Wege", führte Niederberger in demonstrativer Zuversicht aus. Und an der individuellen Qualität an sich wird das Wohl oder Wehe in den Playoffs wahrscheinlich auch nicht festzumachen sein.
Aber ob nun allein ein Sieg beim gewiss stimmungsvollen (offiziellen) Abschiedsspiel aus dem altehrwürdigen Olympia-Eisstadion am Freitag (19.30 Uhr) gegen den Derby-Rivalen, feststehenden Tabellenletzten und möglichen Absteiger Augsburger Panther ausreichen würde, um den amtierenden Champion zu entfesseln?
"Jetzt kann man vielleicht doch noch Details ausmerzen und schauen, was man besser machen kann. Man hat jetzt einen guten Vergleich, wie viel besser man sein muss", ergänzte Niederberger, ohne auf die Details präzise eingehen zu wollen. Auffällig: Der 31-Jährige war bemüht, maßvoll und allgemein in seinen Ausführungen zu bleiben, keine übermäßige öffentliche Diskussion loszutreten.
"Man sollte gar nicht in Panik verfallen, in den Playoffs kann alles passieren", merkte er an. Während die Eishackler aber in der Vorsaison mit prallem Selbstbewusstsein in die Endrunde gingen und so auch Widerstände überwunden hatten, klaffen Anspruch und Wirklichkeit diesmal auseinander.
Die insgesamt sechste Playoff-Serie und dritte in Folge gegen die Grizzlys Wolfsburg ist vielleicht so offen, wie noch keine zuvor. Und als Fünfter hineinzugehen und damit zuerst auswärts gefordert zu sein, könnte sich in dieser Saison als Nachteil erweisen. Die Bilanz bei Spielen am Oberwiesenfeld ist deutlich besser als jene in der Fremde.
Niederberger sieht es pragmatisch: "Man muss es so nehmen, wie es kommt, es ist kein Wunschkonzert. Um Meister zu werden, muss man jeden schlagen. Das sagt man so, aber es stimmt auch." Nur, dass dies dem EHC heuer erneut gelingt, darauf dürften im Moment nicht all zu viele setzen. Wer die Berliner am Sonntag spielen sah, weiß warum.
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