Nach Winklers Maulkorb: Was bleibt noch vom EHC?

Ein Manager, der nicht mehr sprechen wird. Ein Traditions-Logo, das vom Hemd verschwindet. Klein-Sponsoren, die sich zurückziehen sollen.  So gestaltet Red Bull das Münchner Eishockey neu.
Matthias Kerber |
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EHC-Manager Christian Winkler beim Spiel gegen Ingolstadt.
Rauchensteiner/Augenklick EHC-Manager Christian Winkler beim Spiel gegen Ingolstadt.

Ein Manager, der nicht mehr sprechen wird. Ein Traditions-Logo, das vom Hemd verschwindet. Klein-Sponsoren, die sich zurückziehen sollen. So gestaltet Red Bull das Münchner Eishockey neu.

ünchen - Treppensteigen ist für Christian Winkler nun angesagt, wenn er zu seinem neuen Arbeitsplatz bei den Spielen des EHC Red Bull München gelangen will. Der Klub-Manager, der seine zehnte Saison beim EHC begeht, bisher stets an der Bande zu finden war und dort regelmäßig das Rumpelstilzchen on Ice gab, sitzt seit dieser Saison auf der Gegengeraden, direkt unter dem Hallendach. Er sitzt abseits und er wird auch nicht mehr über sportliche Belange reden, das wird ausschließlich Neu-Trainer Pierre Pagé.

Am Freitag erklärte Winkler nach der 1:3-Pleite gegen Wolfsburg seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit. „Es ist besser, wenn wir mit einer Stimme reden”, sagte Winkler zu seinem Maulkorb. Der EHC verbullhornt? Dass nur Trainer und (ausgewählte) Spieler reden, ist in der Sportwelt ungewöhnlich, war beim EHC undenkbar, ist aber bei allen Red-Bull-Klubs Firmenpolitik. Winkler hat, als er noch öffentlich sprach, von einer „neuen Dimension des Eishockeys in München” geredet. Doch wie viel „alter EHC” hat in dieser neuen Dimension überlebt?


FÜHRUNGSEBENEN: Kurz nach der Übernahme aller Anteilsteile durch Red Bull wurde die EHC-Geschäftsstelle vom Olympiapark ins Red-Bull-Hauptquartier in der Osterwaldstraße integriert. Die Verträge der Angestellten wurden in Festanstellungen umgewandelt. Nur Finanz-Geschäftsführer Claus Gröbner, der ein Jahr zuvor den Sponsorendeal mit Red Bull eingefädelt und so den Verein vor dem Finanztod bewahrt hatte, musste gehen. Gröbners Arbeitsphilosophie basierte auf absoluter Transparenz. Für Red Bull, wo eine extrem restriktive Informationspolitik herrscht, undenkbar. Neben Winkler wurden Rene Dimter und Rudolf Theierl als weitere Geschäftsführer eingesetzt. Der sogenannte „Bogenhausener Kreis”, der aus den Mäzenen Jürgen Bochanski, Waldemar Jantz und Michael Phillips bestand und den EHC jahrelang mit seinen Geldern am Leben erhielt, hat sich ganz zurückgezogen.


DAS PRODUKT EHC: Der Name EHC blieb nach der Übernahme erhalten, in allen Pressemitteilungen werden aber inzwischen nur noch die „Red Bulls” erwähnt. So steht es auch auf den Trikots der Spieler, das traditionelle EHC-Logo ist von den Jerseys verschwunden. Die Vereinsfarben wurde aus weiß-blau zu weiß, blau, rot. Als die Fans sich einen Wahlspruch für das Banner hinter ihrer Nordkurve auswählten und „Wir sind der EHC!” wählten, akzeptierte Red Bull das. Das früher übliche EHC-Shooting mit dem Wiesn-Playmate war – wie aus Playboy-Kreisen zu hören ist – nicht mehr erwünscht. Passt nicht zu Red Bull.

SPONSOREN: Hacker-Pschorr wurde als Biersponsor gewonnen, Reisveranstalter FTI blieb erhalten und wurde strategischer Partner (Organisation der EHC-Reisen). „Daller Trachter” ist auch weiterhin Sponsor. Der Vertrag mit MAN wurde aufgelöst. Wie die AZ erfuhr, wurde der Kontrakt mit den BMW-Niederlassungen, die bisher den Fuhrpark stellten, vergangene Woche nicht verlängert. Den vielen Kleinsponsoren, die der EHC hatte, wurde vor Saisonbeginn angeboten, dass sie sich im Hospitality-Bereich engagieren könnten, aber nicht mehr als klassische Sponsoren.

SPIELER: Der EHC verpflichtete 23 neue Akteure, von den alten Spielern blieben nur Uli Maurer, Felix Petermann, Martin Hinterstocker, Jochen Reimer und Andreas Pauli, die alle noch einen Vertrag bis 2014 hatten. Toni Ritters Vertrag wurde verlängert, Alles andere sind Neuzugänge. Selbst Urgestein, Rekordtorschütze, Fanliebling Mike Kompon musste gehen.

 

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HALLE: Das alte Beton-Monster Olympiaeishalle wurde aufgehübscht und für drei Millionen umgebaut, ein Hightech-Videowürfel sorgt für Stimmung. In drei, vier Jahren soll eine Multifunktionsarena entstehen, die Red Bull zahlen würde, wenn die Stadt München bei der Infrastruktur entgegenkommt. Der VIP-Bereich wurde ausgebaut, auf etwa 300 Quadratmeteer verdreifacht. Eine VIP-Dauerkarte kostet jetzt gut 3000 Euro, die Ticket-Preise wurden ansonsten eher gesenkt.

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