Nach EHC-Debakel redet Eder Klartext: "Die Erklärung ist die gleiche wie die letzten eineinhalb Jahre"
München/Schwenningen – Diese Abreibung bei den Schwenninger Wild Wings hatte gesessen wie die rechte Gerade eines Schwergewichtsboxers, die voll einschlägt. Acht, neun, zehn – K.o.! Cheftrainer Max Kaltenhauser sah entsprechend mitgenommen aus, als er erklärte, wie dieses 0:6-Desaster des EHC Red Bull München am Neckar zustande gekommen war.
Was Kaltenhauser aber besonders konsterniert zurückließ, waren die Schlussminuten nach dem 0:4. „Wie wir uns dann präsentiert haben“, sagte der Coach und holte tief Luft, „da müssen wir intern drüber reden.“
Eder über schwachen EHC: „Die Erklärung ist die gleiche wie die letzten eineinhalb Jahre“
Den Ton für die Aufarbeitung hatte da Andreas Eder schon gesetzt. Der Stürmer mit dem wuchtigen Handgelenkschuss fand am Mikrofon von Magentasport klare Worte, die der Härte seiner Torabschlüsse nicht nachstanden. Und Eder hatte, wie TV-Kommentator Christoph Fetzer nahelegte, das Gespräch wohl auch aktiv gesucht.
Beim gebürtigen Tegernseer hatte sich offensichtlich so einiges angestaut, was rausmusste. Dass er den Auftritt den Fans gegenüber als „Skandal“ empfand, war das eine, das andere aber seine Generalschelte. Eder hat das ständige Auf und Ab satt, genug vom Mantra der Konstanz, die dann doch wieder nicht eintritt.
„Die Erklärung ist die gleiche wie die letzten eineinhalb Jahre“, sagte er angefressen zu den Gründen für die dürftige Vorstellung: „Wir rufen es nicht über 60 Minuten konstant ab.“ Und kommen nicht aus dem Achterbahnmodus heraus, hätte der 28-Jährige anfügen können.
EHC-Rätsel begann unter Söderholm – und setzt sich unter Kaltenhauser fort
Eder betonte: „Wir spielen meiner Meinung nach ein ganz ordentliches Spiel zu Hause gegen Bremerhaven (1:2 nach Penaltyschießen, d.Red.), nehmen da einen Punkt mit gegen eine sehr gute Mannschaft, aber heute tauchen wir einfach wieder nicht auf.“ Es ist das große Rätsel, dass Toni Söderholm nicht lösen konnte und was auch für Nachfolger Kaltenhauser zu knifflig zu sein scheint.
Ob in der Kabine etwas im Argen liegt, die Atmosphäre dort nicht gewinnbringend oder die mentale Stabilität einfach nicht gegeben ist, das bleiben vorerst offene Fragen. Dass die Symptome aber die vergangene Saison überdauert haben und im Meisterteam von 2023, ein Großteil dieser Mannschaft steht noch im aktuellen Kader, auch durch einen Trainerwechsel nicht zu beheben sind, ist bedenklich.
Eder verstärkte auch die Andeutungen Nico Krämmers in der Pause nach dem zweiten Drittel beim Zwischenstand von 0:3. Da bemängelte der Landshuter, der unlängst nach einer Pleite in Mannheim die Einstellung kritisiert hatte, Aktionen, die immer wieder beginnende Druckphasen zerstörten und merkte an, dass das mannschaftliche Spiel insgesamt zu kurz gekommen sei.
„Wir sind einfach zu unkonstant und wir treten nicht als Mannschaft auf“
Eder stimmte zu: „Ja, hundertprozentig. Wir spielen nicht das Spiel einer Mannschaft.“ Er wolle keinem den Willen absprechen, ergänzte er, „aber wir wollen in die falsche Richtung. Wir sind einfach zu inkonstant und wir treten nicht als Mannschaft auf.“ So, als würde die Crew im Deutschland-Achter im Kreis rudern, weil die Abstimmung einfach nicht passen will.
Und dann entzog Eder dem EHC der Ausgabe 2024/25 noch das Label Top-Mannschaft. „So wie wir Eishockey spielen über jetzt 34, 35 Spiele (exakt sind es 36 von 52, d.Red.), das reicht halt nicht, um den Anforderungen gerecht zu werden. Dann wirst du halt immer wieder so bestraft.“ Jene Anforderungen sind Saison für Saison die gleichen: ein Titelkandidat zu sein. Stattdessen hat der EHC 18 Punkte Rückstand auf Ingolstadt an der DEL-Tabellenspitze.
Wie reagiert der EHC auf die Schwenningen-Schmach?
Was nun ist die Konsequenz des krachenden Niederschlags in Schwenningen? Schwört man sich ein, rauft sich zusammen? Gibt es personelle Veränderungen in der Aufstellung? Wird die Fahndung nach einem Stürmer intensiviert? Am Montag war dazu nichts zu erfahren.
Bekannt ist aber, dass EHC-Boss Christian Winkler das Thema Kontinuität schon lange umtreibt. Er hatte erst Mitte Dezember gesagt: „Wir müssen jetzt schon einmal eine gewisse Konstanz reinbekommen. Wir müssen auch mal eine Mitte haben.“
Einen Monat später ist der Zustand jedoch unverändert.