Nach dem Meisterschaft-Triple: Interview mit EHC München Trainer Don jackson
Der 61-jährige Jackson führte den EHC Red Bull München als Trainer zur dritten Meisterschaft in Serie gegen die Eisbären Berlin. Er ist mit acht Titeln der erfolgreichste Coach der DEL-Historie.
AZ: Herr Jackson, was haben Sie denn Ihren Spielern vor dem entscheidenden Finalspiel gegen die Eisbären Berlin gesagt, dass ein Yannic Seidenberg erzählt, dass er mit den "Tränen kämpfen" musste, dass Frank Mauer meinte, dass man danach "unbedingt für Donny siegen wollte"?
DON JACKSON: Wie alle Dinge, die in der Kabine gesagt werden, sollen die Worte da bleiben. Aber ich habe ein bisschen mein Herz, meine Seele geöffnet. Ich bin jemand, der in der Öffentlichkeit nicht für die großen Gefühle steht, aber ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Und es steht außer Frage, dass die Serie gegen die Eisbären Berlin, meinen alten Verein, mit dem ich fünf Mal den Titel holen konnte, für mich besonders war. Das haben ich den Spielern gesagt. Das sind Situationen, in denen eine Teamgemeinschaft enger zusammenrückt. Ich rede gerne davon, dass es ein Team-Selbstbewusstsein gibt. Das entstammt aus dem Vertrauen, dass man in den Mann neben sich hat. So etwas entwickelt sich aus den Erfahrungen, die man zusammen gemacht hat. Daraus entsteht ein Wissen, dass der andere hinter einem steht, egal, was passiert. Das ist Stärke.
Ist dieser Erfolg noch schöner, weil er so hart erkämpft war?
Es waren mit Sicherheit die härtesten Playoff-Spiele, die wir bisher durchmachen mussten. Bremerhaven hat alles gegeben. Dann Mannheim im Halbfinale, die uns physisch alles abverlangt haben, wo die Serie teilweise dreckig gespielt wurde. Berlin im Finale. Sie waren so gut, so gefährlich. Wir mussten unser Bestes geben, um zu triumphieren. Ich bin so stolz auf die Jungs. Ich muss sagen: Wenn wir nicht gewonnen hätten, hätte ich es Berlin gegönnt.
Wie erlebten Sie diesen Moment, als klar war, dass man wieder den Titel nach München holt?
Alle wollen nur noch raus, den Emotionen freien Lauf lassen, die Anspannung aus dem Leib brüllen. Ich bin da eher in mich gekehrter.
Na ja, so manch kleine Meister-Träne war sichtbar...
Stimmt! Und ich schäme mich nicht dafür. Ich habe allen Spielern in die Augen geschaut. Zu sehen, was in ihnen vorgeht, ist sehr bewegend. Nehmen Sie Ryan Button. Er war der einzige Spieler bei uns, der in seiner Karriere nie einen Titel errungen hat. Zu sehen, wie diese unbändige Last von seinen Schultern fällt, die Erleichterung über die Erfüllung eines Kindheitstraumes. Das sind Momente, die mir zu jedem Titel in Erinnerung bleiben.
Sie haben Ihren achten DEL-Titel geholt, kann man die Meisterschaften vergleichen?
Vielleicht kann man, aber ich finde, man sollte es nicht. Jeder Titel ist besonders, jeder ist anders. Ich weiß, ich klinge wie ein Langweiler, aber ich schaue immer nur von Spiel zu Spiel und dadurch wird ein Spiel nie größer, aber auch nie kleiner als es ist. Manchmal kann der Blick auf das große Ganze den Blick auf die Aufgabe, die vor einem ist, schwer machen. Daher bin ich ein Mensch, der zwar eine Vision der Zukunft hat, aber nie zu weit nach vorne blickt. Ich lebe nicht in der Vergangenheit, die Gegenwart ist viel zu schön, um nur an die Vergangenheit zu denken.
Auch Don Jackson wird mal eine Auszeit vom Eishockey brauchen.
Ich werde Urlaub machen, daheim in den USA. Ich werde viel Zeit mit meiner Familie und Freunden verbringen, sie mussten in den Playoffs auf vieles verzichten. Das ist eine Zeit, in der Eishockey natürlich sehr dominant in meinem Leben ist. Ich werde abschalten, Dinge machen, die ich gerne tue. Im Garten etwa. Aber es ist nicht so, dass ich Abstand vom Eishockey brauche. Warum auch? Es ist der Sport, den ich liebe, der Beruf, den ich liebe. Von einer großen Liebe braucht man keine Auszeit..
Das Titel-Triple ist geschafft, in der Mannschaft gibt es einen Umbruch, trotzdem ist das Ziel wieder der Titel?
Immer. Mit einem anderen Ziel trete ich nicht an. Ich fürchte nicht, dass dieses Team in einen Meisterschafts-Blues verfällt. Wir haben nicht die Charaktere im Team, die mit einem Titelgewinn zufrieden sind. Es gibt immer einen Titel nach dem Titel. So ist die Denke im Team. Ich muss sie nicht groß motivieren, diese Mannschaft motiviert sich selbst. Das ist das, was Champions ausmacht.
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