Münchner und EHC-Gegner Schubert: Verräter? „Nur für einen Tag“

Ex-NHL-Profi Christoph Schubert, gebürtiger Münchner und einst bei den Barons, trifft mit seinem neuen Verein Hamburg Freezers am Freitag erstmals auf Aufsteiger EHC München
AZ: Herr Schubert, nach fünf Jahren in der NHL haben Sie nun in der DEL bei den Hamburg Freezers unterschrieben, mit denen treffen Sie am Freitag auf den EHC München. Ein komisches Gefühl, schließlich trainieren Sie seit Jahren im Sommer mit dem EHC und sind mit vielen Spielern auch befreundet?
CHRISTOPH SCHUBERT: Absolut, gerade der Patrik Vogl ist einer meine besten Freunde. Wir sind zusammen aufgewachsen, haben zusammen mit seinem Cousin Eishockey gespielt. Wir telefonieren dauernd miteinander, und wenn ich in München bin, sehen wir uns fast jeden Tag. Aber auch die anderen Spieler des EHC kenne ich alle gut. Normalerweise gibt es in jedem gegnerischen Team einen, auf den man sich freut, wenn man ihn heftig checken kann, bei München gibt es keinen solchen Spieler. Ich denke, ich werde mir daher die Nummer 13 heraussuchen müssen (lacht)
Eben Patrik Vogl.
Ja! Während des Spiels gibt’s keine Freunde, erst danach wieder. Es fühlt sich komisch an, gegen München zu spielen. Schließlich bin ich dort geboren und aufgewachsen und seit sechs Jahren trainiere ich jeden Sommer beim EHC.
Sie sind sozusagen Landesverräter für einen Tag.
(lacht) Stimmt, so fühlt es sich an. Aber nur für einen Tag. Ich habe ja meine DEL-Karriere mit den München Barons begonnen, die dann nach Hamburg umzogen und zu den Freezers wurden. Irgendwie schließt sich der Kreis.
Haben Sie mit Vogl schon Wetten fürs Spiel abgeschlossen?
Ja, aber keine über die man in der Öffentlichkeit reden kann.
Es gab ja sogar Gespräche, der EHC dachte über eine Verpflichtung nach.
Ja, aber das waren ganz zarte Bande. Meine Entscheidung zu den Freezers zu wechseln, war keine gegen München, sondern für Hamburg. Mir war es wichtig, langfristig Sicherheit zu haben. Die konnte man mir in München nicht bieten. Also habe ich mich für Hamburg entschieden. Ich denke, es war eine gute Entscheidung.
Obwohl man am Tabellenende steht?
Ja, diese Mannschaft hat Potenzial. Klar, wir dürfen nicht so spielen wie die letzten Partien, denn dann werden wir gar nichts reißen. Ich will in meiner Karriere unbedingt einen Titel gewinnen. Ich war mit München nah dran, als wir 2001 im Finale standen, ich war mit Ottawa im Stanley-Cup-Finale. Ich bin jeweils knapp gescheitert. Ich will in meiner Karriere einmal Meister werden und ich denke, dass ich in Hamburg auf lange Sicht die Chance dazu habe.
Wie frustrierend war 2010 für Sie? Sie haben in der NHL keinen Vertrag mehr erhalten, Sie haben weder bei Olympia noch bei der Heim-WM für Deutschland gespielt...
Was WM und Olympia angeht, klar tat das weh, aber es waren Verletzungen, die mich gestoppt haben. Dass ich – wie 70 andere Spieler – keinen NHL-Vertrag erhalten habe, ist enttäuschend, aber hat viel mit Sportpolitik zu tun. Die Vereine haben die die Gehaltsobergrenze, die Stars bekommen sehr viel Geld, da bleibt wenig übrig. Das wird in junge Spieler investiert, die Zwei-Wege-Verträge haben, also wieder in die unteren Ligen abgeschoben werden können. Spieler wie ich, die nur noch Ein-Weg-Verträge haben, bleiben auf der Strecke. Das ist halt so. Ich bin stolz auf das, was ich in meiner Karriere erreicht habe. Ich denke, es wird noch einiges kommen.
Int.: M. Kerber