Münchner Punktelieferdienst: Die Zahlen zur EHC-Krise
München - Puck-Himmel und Eishölle, sie liegen so nahe zusammen. Am 14. Dezember, da war der EHC Red Bull München dort, wo der dreimalige Meister nach seinem so offensiv nach außen vertretenen Selbstverständnis eben einfach hingehört. Durch den 2:1-Sieg nach Verlängerung gegen den finnischen Topklub Rauman Lukko im Rückspiel des Viertelfinales der Champions Hockey League CHL zog man ins Halbfinale gegen den finnischen Vorzeigeverein Tappara Tampere ein. Die Tristesse der vorherigen Spiele in der heimischen Liga DEL waren kurz vergessen.
Der EHC verbreitet aktuell keine Angst und kein Schrecken
Doch vom Anspruch, das Team in der DEL zu sein, das es zu schlagen gilt, sind die Red Bulls zur Zeit Lichtjahre entfernt. Statt Angst und Schrecken zu verbreiten, agiert der EHC als willkommener Punktelieferdienst. Den Pleiten gegen die Düsseldorfer EG (3:4 nach Penaltyschießen), die Nürnberg Ice Tigers (1:3), Fischtown Bremerhaven (3:4 n.V.) und am Sonntag beim Erzrivalen Mannheim Adler (1:5) steht ein einziger Sieg auf der Habenseite gegenüber, das 7:3 gegen das damalige Tabellenschlusslicht Bietigheim. Auch da trollte man sich nur deshalb nicht abermals als Eishockeyspieler der traurigen Gestalt aus der Arena, weil die Münchner im Schlussdrittel nach einer Kabinenpredigt sieben (!) Tore erzielten und so den 0:2-Rückstand wettmachten.
Nur drei Siege in den letzten zwölf Partien
Insgesamt konnte das Team von Trainer Don Jackson von den letzten zwölf Partien in der DEL nur drei gewinnen - ansonsten Pleiten, Pech und Pannen. "Wir hatten Chancen und gute Momente, haben aber ein paar Schlüsselsituationen verloren", sagte Jackson nach der Pleite gegen die Adler, der dritten in dieser Spielzeit, der siebten (saisonübergreifend) in Serie.
Trainer-Kritik: Fehlender Respekt vor den Partien?
Mehr als offensichtlich ist, dass die Red Bulls im grauen Liga-Alltag nicht in der Lage (oder Willens) sind, Topleistungen abzurufen, den Schritt mehr zu machen, der wehtut, aber oft über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Offensiv-Verteidiger Zach Redmond sagte erst kürzlich, dass dies "eine Einstellungssache" sei und Jackson legte den Finger in die Wunde, als er meinte, dass sein Team nur in den großen Partien "dem Spiel den nötigen Respekt entgegenbringt".
Leistung der Torhüter laut Statistik ausbaufähig
Viel Kritik gibt es an den Torhütern Danny aus den Birken und Daniel Fießinger. In der Statistik der abgewehrten Schüsse liegt aus den Birken nur auf Rang 18 (89,3 Prozent), Fießinger (87,9 %) gar auf Platz 25 (von 26). Zum Vergleich: Topgoalie Dustin Strahlmeier (Wolfsburg) wehrt 93,2 aller Schüsse ab und auch Kevin Reich, den der EHC vor der Saison nach Ingolstadt ziehen ließ, bringt es auf Fangquote von (90,3 %, Platz 13).
74,71 Prozent: Schlechte Bilanz im Unterzahlspiel
Auch das Powerplay, jahrelang eine Münchner Stärke, führt nur in 22,92 Prozent der Fälle zum Erfolg (Rang acht). Noch viel schlechter die Bilanz im Unterzahlspiel, da belegt der EHC mit 74,71 Prozent den vorletzten Rang, Spitzenreiter Mannheim verhindert dagegen in 84,40 Prozent einen Torerfolg. Das sind Welten im Eishockey. Und was sagt Coach Jackson zum Dauer-Misserfolg? Das, was er immer sagt: "Es klingt sicher langweilig, aber wir müssen immer von Spiel zu Spiel schauen und daran arbeiten, Fehler zu minimieren. Eishockey hat viel mit Selbstvertrauen zu tun, das müssen wir wieder aufbauen." Mal sehen, ob der Wiederaufbau bei den Schwenninger Wild Wings (19.30) Früchte trägt...
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