„München ist meine Heimat geworden“

Während die Spieler über ihre Zukunft im Unklaren gelassen werden, verlängert EHC-Trainer Pat Cortina seinen Vertrag vorzeitig bis 2012. „Ich will mithelfen, den Verein in die DEL zu bringen.“
WEISSWASSER Der EHC München war bisher dafür bekannt, gerade im Schlussdrittel die Spieler noch zu seinen Gunsten zu drehen. Am Freitag aber, da kassierte der EHC gegen Freiburg in eigener Halle im Schlussdrittel drei Tore, verspielte so den sichergeglaubten Sieg (3:4). Zu feiern gab es vor der Partie in Weißwasser aber sehr wohl etwas: Erfolgscoach Pat Cortina verlängerte seinen Vertrag – ohne Ausstiegsklausel – für zwei weitere Jahre bis 2012. Die AZ erreichte Cortina im Bus nach Weißwasser.
AZ: Herr Cortina, alle Vertragsverhandlungen mit den Spielern sind beim EHC bis Saisonende auf Eis gelegt. Nur Ihr Kontrakt wurde nun bereits bis 2012 verlängert. Warum?
PAT CORTINA: Das müssen Sie den Manager fragen. Ich denke, man wollte ein Zeichen setzen, klar machen, dass der EHC auf Konstanz setzt. Ich Freude mich, dass ich die Chance erhalte, dass, was wir hier begonnen haben, was wir hier aufgebaut haben, weiter fortzuführen. Ich will mithelfen, den EHC auf die nächsthöhere Stufe zu erheben, ihn in die DEL zu bringen. Diese Vertragsverlängerung empfinde ich als sehr anregend und stimulierend. München ist für mich Heimat geworden.
Was sagt Ihre Familie dazu? Schließlich wohnt die in Italien. Werden Sie die Familie jetzt nach München holen?
Das ist noch nicht entschieden. Aber sie Freude sich für mich. Sie wissen, wie glücklich ich hier bin. Meine Familie mag jede Entscheidung, mit der ich glücklich bin.
Nicht wirklich glücklich können Sie mit dem Spiel Ihrer Mannschaft zuletzt sein. Eine Führung gegen Freiburg verspielt, dazu erhielt Keeper Sebastian Elwing eine Disziplinarstrafe, weil er den Schiedsrichter beschimpft hat. Das sind Disziplinlosigkeiten, die sie verachten.
Da können Sie sicher sein! Wir spielen seit ein paar Wochen nicht, wie ich das erwarte. Wir hatten zwar die Resultate, aber der Einsatz war ungenügend. Was die Disziplinlosigkeiten anbelangt: Das nimmt Überhand. Ich habe dem Team zuletzt Zeit gegeben, das intern zu regeln, weil ich denke, dass Strafen, die man sich selbst auferlegt mehr Effekt haben, als wenn es der Trainer tut. Aber ich denke, die Zeit ist nicht mehr fern, dass ich zu einer Kopfwäsche gezwungen sein werde.
Wird Elwing eine Geldstrafe bekommen?
Ich habe mich noch nicht entschieden, aber wenn es Strafen gibt, wird er nicht der einzige sein. Dann wird es mehrere treffen.
Am Dienstag wird der EHC gegen Klostersee ein Benefizspiel zugunsten der Opfer der Erdbeben-Katastrophe in Haiti bestreiten...
Ja, ich halte es für eine Menschenpflicht, in so einer Situation zu helfen. Ich bin ja in Montreal aufgewachsen, dort gibt es eine große haitianische Gemeinde. Einige meiner Freunde, mit denen ich Fußball gespielt habe, stammen von dort. Ich habe noch nicht von ihnen gehört, ob auch sie Freunde oder Familie verloren haben. Aber wer immer diese Bilder gesehen hat, müsste ein Herz aus Stahl haben, um nicht berührt zu sein. Ich habe auch den Spielern gesagt, sie sollten das zum Anlass nehmen, um mal zu reflektieren. Um sich bewusst zu machen, wie gut es uns allen hier geht.
Was wollen Sie damit erreichen?
Man sollte sich sehr grundlegende Fragen stellen. Wie kann es sein, dass ein Land, das ganz nahe an den USA ist und auf der gleichen Insel mit der Dominikanischen Republik liegt, so arm ist, dass es keine sicheren Häuser gibt? Man muss sich fragen, ob wir als Gesellschaft nicht die falschen Werte betonen, wenn wir akzeptieren, dass so etwas möglich ist. Wenn man die Bilder gesehen hat, dass in Haiti die tausenden Leichen einfach in Massengräbern in Beton gegossen werden, kann ich nur sagen: Dort hat nicht mal der Tod Würde.
Interview: Matthias Kerber