„Mein Ziel: Mit dem EHC aus der Bayernliga bis in die DEL“

Obwohl er kein Fettnäpfchen auslässt, absolviert Rekordmann Joey Vollmer an diesem Wochenende sein 400. Spiel für die Münchner – und der Torhüter träumt von mindestens 200 weiteren Partien.
AZ: Herr Vollmer, am Freitag bestreitet Niklas Hede sein 100. Spiel für den EHC, Patrik Vogl Partie Nummer 250 – das ist wenig im Vergleich zu Ihnen! Sie werden am Sonntag gegen Weißwasser zum 400. Mal im Trikot des EHC München antreten. Was bedeutet Ihnen dieser Rekord?
JOEY VOLLMER: Eine Menge! Es war ja so, dass ich bis Mitte 2009 Rekordspieler war und dann aufgrund einer Verletzung von Mario Jann überflügelt wurde. In dieser Saison verletzte er sich, und jetzt bin ich der erste Spieler des EHC, der die 400 knacken wird. Mario frotzelt auch ständig und fragt, wie viel ich dem Heilbronner bezahlt habe, damit er ihn in die Bande fährt. Ich kann nur sagen: Es war nicht billig, aber es war es wert. Aber Spaß beiseite, dieser Rekord bedeutet mir extrem viel. Und Mario freut sich für mich, genau wie ich mich für ihn Freude hätte.
Der EHC ist Tabellenführer, träumt vom Aufstieg in die DEL. Das war nicht abzusehen, als Sie 2002 nach München wechselten.
Gar nicht. Ich hatte in der DEL gespielt, ging nach Erding und plötzlich stand ich auf der Straße, als die Pleite gingen. Dann kam das Angebot des EHC. Ich habe mir gedacht, soll ich mir das antun? Bayernliga? Ich habe es keinen Tag bereut! Ich habe ein großes Ziel: Ich will es mit dem EHC aus der Bayernliga bis in die DEL zu schaffen. Ich denke, das hat in der Geschichte des deutschen Eishockeys noch keiner geschafft.
Blicken wir auf die 400 Spiele zurück. Was sind Ihre schönsten Erinnerungen?
Die Bayernliga-Zeit war fantastisch – und die Aufstiege. Auch was jetzt bei uns abgeht, macht tierisch Spaß. Pat Cortina ist der beste und professionellste Trainer, den ich je hatte, aber die Zeit mit Michael Eibl will ich nie missen. Ich werde nie vergessen, wie wir in Dresden waren. Präsident Jürgen Bochanski, der damalige Vorstand Theo Wagner und ich haben uns verquatscht. Der Eibl kam aus dem Bus und hat uns zusammengestaucht, gesagt, dass er gleich ohne uns losfährt. Dann zu sehen, wie der Präsident und der Vorstand zum Bus gesprintet sind, da bin ich fast abgebrochen vor Lachen. Der Eibl kam noch mal raus und hat gebrüllt: „Joey, du A***loch!“ Der Bus ist vor Lachen explodiert. Die Trainer mussten mir immer in den Hintern treten. Ich will ja nicht, dass die nichts zu tun haben.
Auch Cortina musste ja erst mit Ihnen warm werden.
Oh ja, die ersten drei Eindrücke, die er von mir hatte? Erst habe ich ihn als neuen Sponsor begrüßt, weil er so aussah. Dann sah er mich nach einer Niederlage im VIP-Raum lachen: Ich hatte mit meinem besten Freund rumgeflachst, weil ich seinen Penalty gehalten hatte. Und dann erwischte er mich in der Kabine, als ich Unsinn machte. Er bestellte mich in sein Trainerkämmerlein und meinte: „Herr Vollmer, das sind meine ersten Eindrücke von Ihnen. Was soll ich von Ihnen halten?“ Es hat gedauert, bis er wusste, dass es zu mir dazugehört, dass ich in jedes Fettnäpfchen trete. Das war schon zu Schulzeiten so, da habe ich Mädels, die ich anmachen wollte, mit dem falschen Vornamen angesprochen.
Mehr als nur ein Fettnäpfchen war aber Ihre Suspendierung zu Saisonbeginn aufgrund mangelnder Fitness.
Diese Episode schmerzt immer noch. Es war ja nicht so, dass ich nicht trainiert hätte, sondern ich hatte falsche Prioritäten gesetzt. Ich war in Schnellkraft, Beweglichkeit und Schnelligkeit bei den besten Spielern, aber in der Ausdauer der schlechteste. Das war mein Fehler, aber dass ich in gewissen Berichten nur noch als fetter, unfitter Spieler abgetan wurde, tat weh. Das wird mir auch nie wieder passieren. Schließlich will ich noch lange beim EHC bleiben, ich will hier meine Karriere beenden, mindestens 600 Spiele bestreiten. Dieser Verein ist in meinem Herzen.
Interview: Matthias Kerber