Martin Buchwieser: Lernen mit Blake und Paul
München - Im Sommer 2011 war Martin Buchwieser nach Kanada gereist, ins Trainingscamp des NHL-Traditionsklubs Toronto Maple Leafs. Aber wirklich gelernt, was es heißt, ein Profi in der besten Liga der Welt zu sein, hat er zu Hause in München, beim EHC. „Das Camp war für jüngere Spieler, so in meinem Alter“, sagt Buchwieser. „Aber das kann man nicht mit Blake und Paul vergleichen.“ Denn die EHC-Zugänge Blake Wheeler und Paul Stastny sind „absolute Top-Spieler“ in der NHL.
Buchwieser hat die Ehre, mit den beiden Ausnahme-Profis in einer Sturmreihe zu spielen. Und von ihnen zu lernen, auf und abseits des Eises.
Bei ihren Teams spielen Wheeler (Winnipeg) und Stastny (Colorado) für mehrere Millionen Dollar pro Jahr. „Eingeschüchtert ist aber niemand“, sagt Buchwieser. „Dass die beiden jetzt da sind, hat bei uns den Wettkampf geschürt: Wir wollen zeigen, dass wir mithalten können.“ Die Maßstäbe, die Wheeler und Stastny setzen, sind allerdings hoch. „Das merkt man im Zweikampfverhalten deutlich“, sagt Buchwieser. „Sie wissen genau, wie sie ihren Körper nutzen müssen, um mit dem Puck wieder rauszukommen.“ Beeindruckt hat ihn auch das „Stellungsspiel auf dem Eis und die Antizipation“. Die Fähigkeit, instinktiv zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, oder einen exakt getimten Pass zu spielen.
Dabei ging der erste gemeinsame Einsatz der drei bei der Niederlage am vergangenen Freitag in Hannover gründlich in die Hose. Beim EHC zweifelten sie sogar, ob Buchwieser der richtige Mann für den Top-Sturm sei. „Die ganze Mannschaft war an diesem Abend nicht bereit“, sagt Buchwieser. Gleich am Sonntagabend sah das anders aus, beim 5:0 im Derby gegen Augsburg. „Sie haben erst gefragt: Derby, was ist das?“, sagt Buchwieser. „Wir haben ihnen erklärt: Jetzt geht’s gegen einen großen Rivalen. Dann wussten sie, was los ist.“
Die Interaktion mit den Fans in Deutschland, die Humba und die Tänze auf dem Eis trafen Wheeler und Stastny dagegen unvorbereitet. „Aber sie haben sich sehr gefreut, wie sie miteinbezogen worden sind. Das kannten sie nicht“, sagt Buchwieser.
Eine Eigenschaft der beiden beeindruckt ihn vor allem: „Sie machen alles zu 100 Prozent genau. Jede Kleinigkeit.“ Das ist der Unterschied zu vielen DEL-Spielern. „Ich profitiere sehr von den beiden“, sagt Buchwieser, aufmerksamer Beobachter.
Ein Fauxpas in irgendeiner Form, ein Grund, verbal einzuschreiten, ist dem EHC-Kapitän noch nicht aufgefallen. „Ich habe bisher noch nichts sagen müssen, und ich bin mir sicher, ich werde auch nichts sagen müssen“, sagt Buchwieser. Den Gedanken, dass der EHC bald wieder ohne Blake und Paul, Superstars und Lehrmeister, dastehen könnte, verdrängt er bisher einfach. Denn sollte der Lockout in der NHL zu Ende gehen, müssten die beiden unverzüglich wieder nach Nordamerika abreisen. „Darüber denke ich überhaupt nicht nach“, sagt Buchwieser. „Ich bin im Moment einfach nur froh, dass sie da sind.“
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