Lizenz verkauft - Das bittere Ende des EHC

Nur noch die Stadt hätte Eishockey in München retten können. Über ein Namenssponsoring der Stadtwerke wurde verhandelt, doch die SPD stellt sich dagegen.
Matthias Kerber |
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Defiliermarsch für den EHC.
sampics/AK Defiliermarsch für den EHC.

Nur noch die Stadt hätte Eishockey in München retten können. Über ein Namenssponsoring der Stadtwerke wurde verhandelt, doch die SPD stellt sich dagegen. Jetzt wird die Lizenz verkauft

München - Requiescat in pace – ruhe in Frieden. Der EHC, und damit auch Profi-Eishockey in München, ist tot. Am Montag Nachmittag starb die letzte Hoffnung auf Rettung des DEL-Klubs, der nach dem Ausstieg eines der Gesellschafters (Waldemar Jantz) vor dem Finanz-Kollaps stand.

Hinter den Kulissen hatte der EHC versucht, eine politische Lösung zu finden, die Parteien zu einem fraktionsübergreifenden Antrag zu bewegen. In diesem sollte einem städtischen Unternehmen (Stadtwerke München) empfohlen werden, als Investor beim EHC einzusteigen. In der DEL ist die Unterstützung der Vereine durch städtische und Energieunternehmen gang und gäbe. Elf der 14 Vereine werden von den Stadtwerken oder Energieversorgern gesponsert, alle Klubs – bis auf den EHC – werden zudem von den örtlichen Sparkassen oder Volksbanken unterstützt.

Doch die SPD-Fraktion verweigerte einem solchen Ansinnen die Zustimmung. „Wir sind dagegen, einen Profiverein durch ein städtisches Unternehmen mit einem Betrag, der im hohen sechsstelligen Bereich angesiedelt ist, zu sponsern”, sagte der Fraktionsvorsitzende Alexander Reissl der AZ, „wir hätten Probleme, dies anderen Klubs zu erklären, die auch immer Geld brauchen. Warum sponsern wir einen Profiklub, sie aber nicht? Außerdem, spätestens bei der nächsten Erhöhung der Energiepreise müssten wir rechtfertigen, dass die Preise steigen, aber gleichzeitig ein Profiklub unterstützt wird.“

Um 17.11 Uhr wurde das Ende öffentlich

Stadtrat Mario Schmidbauer, Sportsprecher der CSU, hatte vor der CSU-internen Sitzung erklärt: „Wir werden alles tun, um den EHC am Leben zu erhalten. Es müsste jetzt ein städtisches Unternehmen nach vorne treten und sich für den EHC stark machen. Wir können da sicher keinen offiziellen Auftrag erteilen.“

Zwar reichte die CSU noch eine Antrag bei Oberbürgermeister Christian Ude ein. Der lautet: „Die Stadtverwaltung wird aufgefordert darzustellen, wie der EHC München finanziell unterstützt werden kann, um den weiteren Spielbetrieb in der DEL und damit den Erhalt des Spitzeneishockeys zu sichern.“ Doch auch beim EHC sah man darin keinen Hoffnungsschimmer, sondern eher Wahltaktik. die letzte Patrone des EHC hatte sich als Rohrkrepierer entpuppt. Um 17.11 Uhr erklärte der EHC das Scheitern der Gespräche: „Die Gesellschafter sehen somit zurzeit nur noch die Option eines Umzugs des Clubs, gegebenenfalls in Verbindung mit einem Eigentümerwechsel. Eine Entscheidung hierüber steht unmittelbar bevor.“ Der Vertrag mit Zweitligist Schwenningen liegt vor. „Es fehlt nur noch unsere Unterschrift“, sagt Bochanski, der ab 17 Uhr die Angestellten des EHC über das Ende des Klubs informierte.

„Es flossen viele Tränen“, so Bochanski. Gleichzeitig telefonierte Manager Christian Winkler die Spieler ab. „Das ist ein echter Schock“, sagte Nationalverteidiger Felix Petermann, „ich kann das nicht glauben, muss das alles erst einmal irgendwie verarbeiten.“ Doch es ist Fakt. Gesellschafter und Hauptgeldgeber Michael Philipps hatte dem EHC in den letzten Tagen eine Drei-Jahres-Planung vorgelegt. Demnach wäre er bereit gewesen, den Verein weiter in Millionenhöhe zu unterstützen, wenn ein zusätzlicher Investor die Verluste mitaufgefangen hätte. Der EHC hatte versucht, die Stadtwerke mit einem Namenssponsoring zu ködern. Doch der EHC fand bei der Stadt endgültig kein Gehör. „Wir haben es neun Jahre versucht bei der Stadt, jetzt muss man wohl attestieren: Es interessiert hier keinen“, sagte Bochanski.

Damit ist der EHC, der aus dem Trümmern der München Barons, die 2002 nach Hamburg zwangsumgesiedelt wurden, entstanden ist, am Ende – R.I.P..

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