Land-Wechsel? Der ÖHC München

MÜNCHEN - Das kein Aprilscherz Ende Mai: Österreichs Alpenliga EBEL lockt den Zweitliga-Meister. Vereins-Boss Bochanski hofft aber weiter auf die DEL.
I glaab, I wer’ narrisch! Spielt der EHC München, der sich als Gewinner der Zweiten Liga offiziell Deutscher Meister nennen darf, bald in der Alpenliga EBEL, der österreichisch-kroatisch-slowenisch-ungarischen Eliteliga, der Erste Bank Bundesliga? Wird, nachdem die DEL den Münchnern aufgrund eines peinlichen Fristversäumnisses bisher den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse verweigert, aus dem EHC nun also bald der ÖHC?
Die EBEL-Gesellschafter haben bei ihrer Präsidiumssitzung im slowenischen Lesice beschlossen, dass sie den EHC gerne in ihre Liga, die bisher aus sechs Ösi-Klubs (Salzburg, Villach, Kapfenberg, Wien, Graz und Linz), einem ungarischen Klub (Fehervar), einem kroatischen Vertreter (Zagreb) und zwei slowenischen Klubs (Ljubljana, Jesenice) besteht, begrüßen würden. Dem EHC soll nun eine Zehn-Tages-Frist eingeräumt werden, um alle Unterlagen – dieses Mal fristgerecht – für die nächste Saison (ab 11.9.) einzureichen. „Der EHC würde perfekt in das Konzept unserer Liga passen. Der Beschluss wurde daher mit 10:0 Stimmen gefasst“, so EBEL-Geschäftsführer Christian Feichtinger.
„Unser Ziel ist weiterhin die Teilnahme an der DEL“, sagte hierzu EHC-Präsident Jürgen Bochanski der AZ, „wir sind überzeugt, dass wir rechtlich auf der sicheren Seite stehen und alles erfüllt haben, um die DEL-Lizenz zu erhalten. Aber wir müssen abwarten, was in der DEL passiert. Auf jeden Fall fühlen wir uns von der Anfrage aus Österreich sehr geehrt.“
Die DEL will am Donnerstag in ihrer Gesellschafterversammlung darüber befinden, ob es beim EHC trotz des Fristversäumnisses eine „Wiederaufnahme des Lizenzierungsverfahrens“ geben wird. Bochanski: „Wenn die DEL uns nicht will, muss man sehen, was wir machen. Ob wir nochmal in der zweiten deutschen Liga spielen oder ob wir das Angebot aus Österreich annehmen.“ Klar ist: die Münchner würden sehr gut ins Portfolio der EBEL, die auch Bozen als Standort gewinnen will, passen. Seit der Neugründung 2005/06 funktioniert die EBEL bestens, in der vergangenen Saison hat man in Sachen Fan-zuspruch den Sprung unter die Top7 Europas geschafft.
Ab der kommenden Saison werden die Spiele der Eishockey-Liga auch beim österreichischen „Servus tv“ übertragen. Der Sender gehört – wie auch das Salzburg-Team – Red-Bull-Besitzer Didi Mateschitz. Es gab ja in den letzten Jahren oft Gerüchte, dass der Dosen-Multi an einem Engagement im Münchner Eishockey interessiert sei. Sollte der EHC zum ÖHC werden, hätte er sich die Münchner gekrallt – auf etwas andere Art.
I wer’ narrisch!
M. Kerber, F. Cataldo