Kult-Masseur Rieger – das Maskottchen des EHC
Der Onkel von Manager Christian Winkler soll Münchens Eishockey-Stars in den Playoffs Glück bringen. So wie vor zwei Jahren als er auch schon gegen Bremerhaven dabei war.
BREMERHAVEN Die Wunderwaffe kam noch am Abend zum Einsatz. Kult-Masseur Hermann-Josef Rieger, der Mann mit der Lizenz zum Kneten, nahm sich der EHC-Cracks am Tag vor dem vierten Playoff-Spiel des EHC München in der Best-of-seven-Serie (Stand 3:0 für München) an. „Ich bin ja ein bisschen der Glücksbringer für den EHC. Als es vor zwei Jahren schon im Viertelfinale gegen Bremerhaven ging, war ich ja auch dabei. Und der EHC hat den damaligen großen Favoriten ausgeschaltet“, sagte Rieger vor dem Spiel vier.
EHC: Rieger massierte schon Beckenbauer
Und weil der Eishockeyspieler ein abergläubisches Wesen ist, greift man beim EHC wieder auf Glücksbringer Rieger zurück. „Mir macht das riesig Spaß mit den Eishockeyspielern. Die haben einen ganz anderen Biss als Fußballer. Einen Eishockeyspieler musst du fast bedrohen, bis er dir sagt, ob ihm was weh tut. Die Fußballer jammern schon beim reinkommen. Für Eishockey-Spieler sind Schmerzen normal. Wenn denen mal nichts weh tut, ist er wahrscheinlich tot“, sagte der 67-Jährige, der es in seinen 26 Jahren (bis 2004) als Masseur des Hamburger SV (zuvor war er beim FC Bayern tätig) zum Kult-Status gebracht hat und der sogar einen eigenen Fanklub („Hermanns treue Riege“) hat.
„Der Hermann hat einen Riesenanteil daran, dass wir damals weitergekommen sind“, sagt EHC-Manager Christian Winkler, „und jetzt nach den langen Busfahrten können wir jede Hand brauchen.“
EHC: Physiotherapeutin in Autounfall - unverletzt
Und Riegers Hände brauchten sie ganz dringend, denn das Auto, das EHC-Physiotherapeutin Julia Kalniczky nach Bremerhaven kutschieren sollte, war auf der Autobahn in einen Unfall (alle blieben unverletzt) verwickelt, sie schaffte es daher nicht rechtzeitig nach Bremerhaven. So war Rieger, der übrigens der Onkel von Winkler ist, ganz besonders wichtig. „Das er dabei ist, ist so ein noch größerer Glücksfall. Hermann ist sowieso eine Seele von einem Menschen. Er könnte tagelang Geschichten erzählen und es wäre dir nicht eine Sekunde langweilig“, sagt Winkler über Rieger, durch dessen Goldfinger etwa die Fußballer Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier, Uli Stein, Felix Magath, aber auch die Box-Weltmeister Vitali und Wladimir Klitschko oder Tennis-Superstar Ivan Lendl gingen. „Der Franz kam immer als Erster und ging als Letzter“, erinnert sich Rieger. Und er ging nie, ohne dass die zwei ein Weißbier zischten. „Als Masseur hast du nicht nur die Beine, sondern auch die Seele zu streicheln“, sagt Rieger, „du bist auch Kummerkasten, Ratgeber, Freund.“
Auch für die harten Hunde, die erst nach Androhung von Gewalt damit rausrücken, wo es ihnen wehtut.
Matthias Kerber