Kühnhackl: "Der EHC ist noch stärker"

MÜNCHEN Tabellenführer, erstmals in der Vereinsgeschichte ausverkaufte Olympiaeishalle, Weltrekord im Penaltyschießen (42 Schüsse!), über 100000 Zuschauer in die Eishalle gelockt, am Ende mit Platz acht die Qualifikation für die Pre-Playoffs geschafft – die Debütsaison des EHC München in der DEL war eine mehr als denkwürdige.
Am Freitag (19.30 Uhr) startet das Team von Erfolgscoach Pat Cortina bei den Krefeld Pinguinen in seine erneute DEL-Mission. „Ich erwarte, dass jeder Spieler jeden Tag alles für den EHC gibt. Wenn das passiert, wird man von mir nicht ein Wort der Kritik hören, selbst, wenn die Ergebnisse nicht da wären”, sagte Manager Christian Winkler.
Die AZ unterzog den EHC schon mal dem Vergleich mit den Liga-Konkurrenten.
Mannschaft: Mit Ryan Ready und Mike Kompon, die beide überraschend die Karriere beendeten, hat der EHC zwei Leistungsträger verloren. Dafür kamen mit Keeper Jochen Reimer, Verteidiger Jens Olsson und den Stürmern Jason Ulmer, Klaus Kathan und Noah Clarke mehrere neue Führungsspieler. „Ich denke, der EHC ist vom Kader her noch stärker als vergangene Saison”, sagte Eishockey-Legende Erich Kühnhackl der AZ, „gerade in der Defensive erwarte ich, dass der EHC um Reimer besser aufgestellt ist.”
Andere Vereine wie die Iserlohn Roosters haben aber noch viel mehr aufgerüstet. Mit Stanley-Cup-Gewinner Jassen Cullimore und den NHL-erfahrenen Mike York und Brett Skinner wurden große Namen geholt, Iserlohn ist zu einem der Titelfavoriten aufgestiegen, auch Meister Eisbären Berlin hat weiter aufgerüstet, mit Barry Tallackson und Darin Olver holte man zwei Drittel des Augsburger „Plutonium-Sturms” (der Dritte, Clarke, unterschrieb beim EHC), auch Krefeld, Ingolstadt und Mannheim dürften bei der Titelvergabe mitreden.
Etat: Der EHC hat seinen Etat von etwa vier Millionen Euro gegenüber der Vorsaison nicht verändert, damit rangiert man auf dem vorletzten Platz in der DEL. Zum Vergleich: Mannheim hat einen Etat von 7,4 Millionen (minus 0,6 Mio.), genau wie Berlin, die um 200000 Euro aufgestockt haben, Hamburg investitiert sieben Millionen. „Geld kauft dir gute Spieler, aber noch lange kein gutes Team, oder gar einen Titel”, sagt EHC-Coach Pat Cortina. Und Winkler sagt: „Wir geben kein Geld aus, das wir nicht haben.” Etwa eine halbe Million Euro hat der EHC an neuen Sponsorengeldern generiert, namhafte Geldgeber wie BMW und MAN (AZ berichtete exklusiv) konnten gewonnen werden.
Führungsebene: Da hat sich gerade bei den Kölner Haien viel getan, Ex-Bundestrainer Uwe Krupp ist dort jetzt Sportdirektor und Trainer. Der EHC setzt auf Kontinuität, Winkler und Cortina verlängerten bis 2014, auch die Co-Trainer Maurizio Mansi und Peppi Heiß blieben. Finanz-Geschäftsführer Thomas Kriner übernimmt immer mehr Aufgaben von Geschäftsführer Jürgen Bochanski, der sich wieder mehr um sein Versicherungsunternehmen kümmert.
Zuschauer: 3914 Fans lockte der EHC im Schnitt pro Spiel in die Halle (2 Mal ausverkauft), damit ließ man vier DEL-Klubs hinter sich. In dieser Saison kalkuliert der Verein mit 3900 Zuschauern pro Spiel. Ligakrösus in dieser Beziehung ist Berlin, die einen Schnitt von 13946 Fans (Kapazität: 14500) hatten. Traurig sieht es etwa in Hannover aus, da gehen über 10000 Zuschauer in die Halle, es kamen aber nur knapp 4300 im Schnitt.
Halle: Das Eisstadion, 1967 eröffnet, ist eine völlig veraltete Arena, die modernen Ansprüchen schon lange nicht mehr genügt. Während in Berlin, Köln, Hamburg, Hannover, Krefeld, Mannheim, Nürnberg, Ingolstadt und Düsseldorf längst Multifunktions-Arenen stehen, hat sich in München nichts getan. „Sowohl die Stadt, als auch Olympiapark haben klar gemacht, dass aus öffentlicher Hand kein Geld mehr in Umbauten gesteckt wird”, sagte Finanz-Geschäftsführer Kriner, „was auch zu verstehen ist, wenn der Zeitplan, 2015 eine neue Halle fertig zu haben, eingehalten wird.” Die jetzige Halle hat nicht einmal 2000 Sitzplätze. „Im VIP-Bereich sind wir zu 100 Prozent ausgelastet, im Sitzplatzbereich zu 95 Prozent, mit den Stehplätzen macht man nicht viel Geld”, so Kriner, „solange wir die neue Halle nicht haben, sind wir bei den Einnahmen hier schon ziemlich an der obersten Grenze.”