Konrad Abeltshauser: Ausflüge mit dem Bundesadler

Er ist Meister mit dem EHC, Verteidiger des Jahres – und tritt nun mit Deutschland bei der WM an: Im AZ-Interview spricht Konrad Abeltshauser über das Turnier, Idol Sturm, Melken und Klowagen.
von  Matthias Kerber
Fährt als frischgebackener Deutscher Meister zur Eishockey-Weltmeisterschaft: EHC-Star Konrad Abeltshauser.
Fährt als frischgebackener Deutscher Meister zur Eishockey-Weltmeisterschaft: EHC-Star Konrad Abeltshauser. © Matthias Balk/dpa

München - Der 24-Jährige vom EHC Red Bull München ist der Verteidiger des Jahres in der DEL. Ab Freitag spielt er seine erste Eishockey-WM.

AZ: Herr Abeltshauser, Ihr Lieblingstier zur Zeit dürfte...
KONRAD ABELTSHAUSER:
Das ist definitiv der Bundesadler. Und ich Freude mich schon tierisch darauf, mit ihm jetzt bei der Eishockey-Heimweltmeisterschaft a bisserl auszufliegen.

Es ist Ihre erste Weltmeisterschaft außerhalb der Junioren-Bewerbe überhaupt – und dann auch noch gleich eine WM dahoam!
Das ist echt unglaublich. Bei der letzten Heim-WM 2010 war ich noch als Zuschauer dabei. Ich war gleich beim Eröffnungsspiel vor der Weltrekordkulisse von 77.803 Zuschauern in der Arena auf Schalke, ich habe damals beim Mathias Niederberger, den ich ja aus der U-16-Nationalmannschaft kannte, übernachtet. Der Mathias hatte mich eingeladen. Das Spiel hat Deutschland ja gegen die USA auch noch in der Verlängerung gewonnen. Es war schlicht eine gigantische Kulisse und Atmosphäre – und auch für die Nationalmannschaft eine richtig erfolgreiche WM. Das vergisst man nie. Schon als Fan nicht! Und als Spieler sicher gleich zweimal nicht. Wir haben ja auch eine wirklich gute Mannschaft beinand, bekommen Verstärkung von den Spielern aus der NHL.

Wann stand fest, dass Ihr Traum in Erfüllung geht, Sie bei der Heim-WM dabei sind?
In der Woche nachdem wir mit dem EHC Red Bull München die Meisterschaft gewonnen haben, hat mich Bundestrainer Marco Sturm angerufen. Ich weiß noch genau, es war der Dienstag. Er hat gefragt: Wie schaut’s aus? Zeit? Lust? Ich habe natürlich zwei Mal laut Ja gesagt. Dann wollte er noch wissen, ob es irgendwelche verheimlichten Verletzungen aus den Playoffs gibt. Ich habe nur gesagt, dass alles passt und dass ich mich Freude. Da hat er nur gemeint: Dann treffen wir uns am Donnerstag. Und so war’s!

Verletzungen gab es aber schon in den Playoffs.
Naja, in einem Spiel bin ich mit dem Kopf in die Bande gecheckt worden, da hat es mir ein Stück vom Flügel der Nase so richtig weggerissen. Zum Glück war es groß genug, dass es wieder unten angenäht werden konnte. Das haben sie gut gemacht. Ich bin nicht vollkommen verunstaltet. (lacht)

Bei einer anderen Partie sind Sie so wild in die Bande gekracht, dass gleich Hektik bei den Physios herrschte.
Stimmt scho, aber ich bin mit so vielen Körperteilen gleichzeitig eingeschlagen, dass sich der Schmerz sehr gut und gleichmäßig verteilt hat. Ich war selber überrascht. Die Teamärzte wollten wissen, wo es wehtut. Ich habe dann so lang überlegt, dass sie sich gedacht haben: Wenn der Koni nix redet, hat er was am Schädel abgekriegt. Da machen wir gleich Tests, ob er eine Gehirnerschütterung erlitten hat. Es hat aber nix gefehlt.

Für Sie ist diese Saison ein einziges Highlight. Meister, Deutschland-Debüt, die Auszeichnung als Verteidiger des Jahres.
Da kann man wirklich ned meckern. Es ist ein Superjahr, da werde ich mich in meinem Leben sicher immer sehr, sehr gerne zurückerinnern. Wenn man es jetzt noch mit einer schönen WM toppen kann, wäre das die absolute Krönung.

Was sagen denn die Eltern zu all diesen Erfolgen?
In erster Linie sind sie froh, dass ich wieder daheim bin nach den sieben Jahren, die ich in Nordamerika verbracht habe. Das ist schön für sie, aber auch für mich. Wieder im Kreise der Familie, wieder mehr daheim zu sein. Es sind zurzeit wirklich sehr stolze Eltern. Sagen wir so, sie haben eine Riesen-Mappe mit Artikeln über mich angelegt.

All das entbindet den Verteidiger des Jahres aber sicher nicht davon, auf dem elterlichen Bauernhof mithelfen zu müssen.
Ich wohne ja in Minga gleich beim Stadion, daher wären das während der Saison ganz frühe Morgen, wenn ich da noch nach Tölz rausfahren müsste, um in der Früh die Kühe zu melken. Aber im Sommer wird es wieder mehr werden. Da fällt auch viel an, Holzarbeiten, Heumachen und alles. Eine helfende Hand mehr ist immer gern gesehen. Und von dem Titel „Verteidiger des Jahres“ kann man sich eh nix kaufen. Wie heißt’s: Sowas futtert die Kühe auch ned. Und definitiv ist davon noch keine Kuh satt geworden.

Noch ein Highlight steht dieses Jahr an – Sie wollen heiraten.
Stimmt. Wir feiern bei meiner Oma am Heuboden oben. Der ist leer, weil die außerhalb vom Dorf einen Stall gebaut haben, und jetzt müssen wir alles selber neu einrichten. Gut, dass ich durch das Eishockey so viele Leute kenne. Ich habe erst einen Aufruf über Facebook gestartet, damit ich einen Klowagen herkriege. Den habe ich jetzt. Man muss an alles denken. Aber so kann man allem den eigenen Stempel aufdrücken. Das macht das Ganze besonders. Schöner könnte das Leben gerade nicht sein.

Jetzt die WM. Wie ist es denn, wenn man Anrufe von seinem Jugendidol Sturm erhält?
Beim ersten Mal war ich richtig baff. Aber er ist a netter Kerl und am Ende hat er auch nur zwei Beine und zwei Arme. Wie du und ich. Aber es ist schon so, dass ich immer zu ihm aufgeschaut habe. Als ich klein war, habe ich Autogramme gesammelt, da hatte ich auch eines von ihm. Das war ein Schatz. Dann gab es bei uns in der Jugend die Karten, wo sich jeder a bisserl vorgestellt hat, da habe ich Sturm als Vorbild angeben. Als Kind hat man sich immer gesagt: So will man es auch mal schaffen, wie der Marco. Er hat bei Olympia für Deutschland gespielt, war lange in der NHL und das sehr erfolgreich.

Wer waren denn Ihre anderen Helden?
Klaus Kathan als Tölzer natürlich. Da weiß ich noch, wie er nach den Olympischen Spielen nach Hause gekommen ist, da hat der komplette Nachwuchs von Tölz vor seinem Elternhaus gewartet und ihn empfangen. Das sind so Erlebnisse, die du nie vergisst. Die motivieren ungemein. Und wenn man so kurz davorsteht, seine erste WM spielen zu dürfen, ist das ein unglaubliches Gefühl.

Weltmeisterschaften, da war doch was beim Konrad Abeltshauser!
Ja, aber das war die Fußball-Weltmeisterschaft in Japan/Südkorea, damals waren die Spiele wegen der Zeitverschiebung bei uns so früh, dass man mit dem Schulbus nach dem Unterricht zu spät gekommen wäre. Die fünf Kilometer zu Fuß gehen war einfach schneller. Aber man hat eine elterliche Entschuldigung gebraucht, wenn man den Bus nicht nehmen wollte. Die erste habe ich mir selber geschrieben. Das ist aber aufgeflogen.

Warum?
Ich war halt in der 2. Klasse. Die Unterschrift war in Druckbuchstaben und zudem hatte ich so meine Probleme mit der Rechtschreibung. Das hat dann keiner geglaubt, dass meine Eltern so schreiben. Danach haben meine Eltern diese Entschuldigungen wirklich geschrieben. Bei Eishockey-Weltmeisterschaften habe ich’s aber nie gebraucht. Die Spiele waren zum Glück spät genug. Danach sind wir als Kinder raus und haben die Partie nachgespielt. Ich hoffe, es gibt wieder einen Boom.

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