Kompon: "Ich konnte tagelang nicht essen"

Hier erklärt Eishockey-Star Mike Kompon (29) wieso er nach Kanada zurückkehrt und wie er sich seine Zukunft am College vorstellt
von  Interview: Matthias Kerber
Mike Kompon kehrt zum EHC zurück
Mike Kompon kehrt zum EHC zurück © Rauchensteiner/AK

AZ: Herr Kompon, nach fünf Jahren beim EHC München haben Sie, der Topscorer der Vereinsgeschichte, für alle überraschend um die Vertragsauflösung gebeten. Können Sie das bitte erklären?

MIKE KOMPON: Ich möchte vorausschicken, dass es sich um die schwerste Entscheidung gehandelt hat, die ich in meinem Berufsleben treffen musste. Ich habe tagelang gehadert, habe immer wieder meine Meinung geändert, es hat mich so mitgenommen, dass ich mehrere Tage nichts essen konnte. Aber ich habe vor kurzem das Angebot eines Colleges erhalten, dass ich dort einen Trainerposten bekleiden könnte und zudem würden sie mir die Ausbildung zum Diplomlehrer finanzieren. Es war immer mein Traum, in diese Richtung zu gehen. Ich arbeite gerne mit jungen Menschen zusammen. Eishockey ist toll, es war der wichtigste Teil meines Lebens für sehr lange, aber ich will in meinem Leben mehr machen als nur Eishockey spielen. Ich will auch eine Karriere danach haben und Lehrer zu sein, etwas weiter geben zu können, das bedeutet mir sehr viel.

Also war’s das mit dem Eishockey für Sie?

Ich werde noch eine Saison in einer niederen Liga in Nordamerika weiterspielen, ich will, dass meine Eltern, die mich in München nie sehen konnten, mich also fünf Jahre nicht mehr spielen sahen, mich noch mal auf dem Eis erleben können, aber danach war’s das dann.

Sie sind erst 29, warum machen Sie diesen Schritt nicht erst in zwei, drei Jahren?

Zum einen kriegt man so ein Angebot nur alle Jubeljahre, zum anderen denke ich, dass je länger man Eishockey spielt, es einem umso schwerer fällt, noch einmal von vorne in etwas ganz anderem anzufangen. Ich will nicht arbeiten müssen, bis ich 65 bin und mich am Ende fragen, was hast du eigentlich Sinnvolles nach dem Sport getan. Ich will gerne etwas bewegen. Der Sport ist unberechenbar, man kann sich verletzen und alles ist vorbei. Ich denke, etwas mehr Planbarkeit tut mir und meiner Familie gut. Ich will irgendwann heiraten, selber Kinder haben. Ich denke, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um diese Veränderung durchzuführen. Ich weiß nicht, ob ich in fünf Jahren noch die Motivation, die Kraft, den Mut dafür hätte.

Was sind denn für Sie die schönsten Erinnerungen an Ihre Münchner Zeit?

Zum einen die Meisterschaft in der 2. Liga und dann das allererste Spiel in der DEL gegen Mannheim, das sind Momente, das sind Gefühle, die werde ich bis zu meinem Lebensende in mir tragen.

Wie hat denn Coach Pat Cortina Ihre Entscheidung aufgenommen?

Ich war sehr, sehr nervös bevor ich ihn angerufen habe, aber er versteht und akzeptiert meine Gründe.

Was haben Sie sich denn von Cortina für Ihre eigene Trainerkarriere abgeschaut?

Es ist ein toller Coach, der viel Wert auf Disziplin legt. Er hat mich einen besseren Spieler, aber auch einen besseren Menschen gemacht. Manchmal musste er hart sein, aber das bringt der Trainerjob mit sich, das werde auch ich sein müssen. Ich denke, ich werde aber immer fair sein, ich bin kein boshafter Mensch. Ich würde auch gerne noch den Fans etwas sagen: Nämlich Danke! Ihr habt mir einige der schönsten Momente meines Lebens verschafft. Ich hoffe, ihr könnt meine Entscheidung verstehen. Ich werde euch vermissen.

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