Kompon: "Ich habe aufs Herz gehört"

Er wollte seine Karriere in Texas ausklingen lassen und danach in Kanada Lehrer werden. Doch dann spürte Mike Kompon, dass er „den EHC im Stich gelassen hat”.  
Matthias Kerber |
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Mike Kompon kehrt zum EHC zurück
Rauchensteiner/AK Mike Kompon kehrt zum EHC zurück

Er wollte seine Karriere in Texas ausklingen lassen und danach in Kanada Lehrer werden. Doch dann spürte Mike Kompon, dass er „den EHC im Stich gelassen hat”. In der AZ spricht er über seine Rückkehr nach München

AZ: Herr Kompon, sehr lange haben Sie es ohne den EHC aber nicht ausgehalten. Nur vier Monate nach Ihrem mehr als überraschend erklärten Karriereende kehren Sie nun wieder zum Eishockey und dem EHC zurück...


MIKE KOMPON: Ja, ich weiß, dass das jetzt sicher alles etwas komisch und wankelmütig anmutet. Aber ich muss zugeben, ich habe den Sport, den EHC und München als Stadt mehr vermisst als ich es mir je vorstellen konnte. Ich habe schon einige Zeit mit der Entscheidung gehadert, war aber bereit sie durchzuziehen.


Und dann war da plötzlich diese E-Mail von Manager Christian Winkler, der Ihnen sagte, dass der EHC Ihre Familie sei und diese Familie Sie nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Noah Clarke und Bryan Adams brauchen würde.


Ja, ich sah die Mail, war vollkommen überrascht und der Inhalt hat mich gerührt. Ich musste dann auch nicht lange überlegen und habe schnell zugesagt. Ich von mir aus hätte mich nie getraut, den EHC anzusprechen, ob sie sich vorstellen könnten, mit mir wieder zusammenzuarbeiten. Denn ich habe mich nicht gut gefühlt damit, wie die Sache damals im Sommer gelaufen ist. So wie ich es sehe, hatte der Verein mit mir geplant, sich auf mich, mein Wort, den Vertrag, den ich unterschrieben hatte, verlassen – und plötzlich sage ich: Sorry, aber ich habe ein tolles Angebot erhalten, ich werde jetzt Lehrer. Ich habe in meinen Augen den EHC im Stich gelassen. Ich will nicht sagen, dass ich mich als Verräter fühlte, aber es ging in die Richtung.


Die Überraschung war damals sehr groß.


Ich hätte auch nicht erwartet, dass man auf meine Entscheidung mit so viel Klasse reagieren würde. Ich habe nicht ein böses Wort gehört, sondern alle haben mir damals zu meiner Entscheidung gratuliert. Ich habe auch nie den Kontakt abreißen lassen, habe immer sehnsüchtig am Internet verfolgt, wie es beim EHC zugeht. Ich habe auch viel mit den Jungs telefoniert. Da wurde mir immer klarer, dass mein Schritt im Sommer verfrüht war, dass meine Zeit als Eishockeyspieler noch nicht vorbei ist.


Was ist denn nun mit Ihren Plänen, Lehrer zu werden?


Die bleiben bestehen, definitiv. Mein Traum ist es weiterhin, eine Kombination aus Eishockey-Trainer und Lehrer zu werden. Ich werde sicher auch noch einen Abschluss machen, der es mir ermöglicht, etwa Direktor einer Schule zu werden. Aber die pädagogische Karriere muss jetzt einfach noch warten. Es war damals eine Entscheidung des Kopfes über das Herz. Ich habe aber festgestellt, dass mein Herz wohl größer ist als mein Kopf, jetzt habe ich aufs Herz gehört. Der EHC ist meine Heimat, ich vermisse den Sport, die Kameradschaft zu sehr, als dass ich das alles jetzt schon aufgeben kann – und will.


Wie lange wird Ihre Entscheidung nun Gültigkeit haben?


Ich bin 29, ich habe beim EHC einen Vertrag bis Jahresende unterschrieben, aber ich möchte noch viel länger bleiben. Diese Entscheidung ist nicht aus einer spontanen Laune gefallen. Ich bin mir der Konsequenzen dieses Schrittes sehr bewusst. Ich verstehe, wenn einige Leute jetzt skeptisch sind, aber ich nehme das ernst. Ich habe mit dem College in Texas, wo ich tätig war, eine Abmachung getroffen: Sie halten mir eine Position frei und geben mir die Möglichkeit, meine Abschlüsse zu einem späteren Zeitpunkt zu machen. Ich habe ihnen gesagt, das kann ein paar Jahre dauern.


Das hätten Sie sich früher wohl auch nicht träumen lassen, dass Sie Sehnsucht nach Coach Pat Cortina und seinen gefürchteten Schrei-Attacken haben würden. Sie waren ja nicht selten der Adressat dieser Wutanfälle.


Das stimmt zwar – aber nur, weil man angeschrien wird, heißt das ja nicht, dass man sich mit dem anderen nicht versteht. Mein Vater hat mich in meinem Leben auch schon angeschrien, meine Brüder waren früher auch nicht immer lieb zu mir. Dass ändert aber nichts daran, dass wir uns alle lieben und viel Respekt voreinander haben. Cortina und ich hatten nie ein schlechtes Verhältnis. Er hat versucht, mich zu einem besseren Spieler und besseren Menschen zu machen. Das erreicht man eben nicht immer nur mit Streicheleinheiten. Denn wie heißt es so schön: Liebe kann auch wehtun.


Was sagt denn Ihre eigenen Familie zu Ihrem Schritt, wieder nach Deutschland zurückzukehren?


Sie wollen, dass ich glücklich bin. Und sie haben gesehen, wie sehr mir Eishockey und der EHC fehlten. Es tut mir nur leid, dass sie jetzt ihren Trip nach Texas canceln müssen. Sie wollten mich im Januar mehrere Wochen besuchen, um mich wieder live spielen zu sehen. Das ist jetzt geplatzt. Aber ich werde mir etwas Schönes zur Wiedergutmachung einfallen lassen.


Wenn Sie jetzt wieder beim EHC aufschlagen, ist Ihre Glücksnummer 17 besetzt – die hat sich George Kink nach Ihrer EHC-Flucht gekrallt.


Das ist in Ordnung. Ich bin ja selber schuld, dass meine 17 weg ist. Aber was soll’s, es ist ja nur eine Nummer. Ich werde mir wohl irgendwas suchen, wo die Sieben drin ist. Aber die Nummer ist nicht entscheidend. Solange das Jersey EHC-blau ist, ist mir egal, welche Nummer hinten drauf ist.

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