Kaltenhauser-Entscheidung naht – EHC siegt in Frankfurt

München - Mit Schwingungen ist das oft so eine Sache. Wenn man sie spürt, deutet man sie dann auch richtig oder liegt man grandios daneben? Das eine wie das andere kann passieren, weil sich über Nacht manchmal die Voraussetzungen verändern und vermeintliche Gewissheiten plötzlich wieder infrage stehen.
Beim EHC Red Bull München steht es gerade an, in die Trainerfrage für Gewissheit zu sorgen. Und weil die Schwingungen aus dem Olympiapark relativ gleichförmig herüberschwappen, wäre es schon ziemlich überraschend, wenn der künftige Chefcoach nicht Max Kaltenhauser hieße. Dabei geht es nicht allein um die reine Ergebnis-Bilanz aus seinen bisher acht Spielen, die man nach dem 5:4-Erfolg nach Penaltyschießen bei den Löwen Frankfurt am Sonntag (der EHC lag dabei zweimal zwei Tore zurück) als eher durchwachsen bezeichnen musste. Fünf Siegen standen drei Niederlagen gegenüber.
EHC-Boss Winkler sendete zuletzt positive Kaltenhauser-Signale
Es geht auch um die Akzeptanz, um die Resonanz, um die Ansprache, um den Gesamteindruck - und nicht zuletzt um die Außenwirkung. In allen Teilbereichen macht der 43-jährige Kaltenhauser mit seinen Assistenten Patrick Dallaire und Pierre Allard sowie seiner unverfälschten und unkomplizierten Art eine ziemlich gute Figur.
"Wer die Mannschaft aktuell spielen sieht", sagte Manager Christian Winkler vor einigen Tagen bei München TV, "der kann das auch fühlen." Womit der Faktor Intuition beschrieben wäre. Bei allem, was sich faktisch bewerten lässt, was an fachlicher Kompetenz objektiv zu beurteilen ist - ob etwas passt oder nicht, das lässt sich bisweilen eben nur erspüren.
Und wenn man noch etwas genauer auf die bisherigen Kaltenhauser-Spiele und deren Verlauf blickt, dann wird der durchwachsene Eindruck, den die reine Zahl vermittelt, doch ein Stückchen erleuchtet. Das erste Tor des Spiels erzielte nur zweimal der Gegner, das bessere Team war jedes Mal der EHC und ohne den doppelten Kollaps kurz vor Spielende in Bremerhaven sowie Schwenningen stünden die Eishackler schon stabil unter den Top-Drei.
Verkürzt sich Kaltenhausers DEL-Lernprozess um zwei bis drei Jahre?
"Es waren viele gute Sachen dabei. Wenn wir so weitermachen, entwickeln wir uns in die richtige Richtung", sagte Kaltenhauser etwa nach dem 1:2 vom vergangenen Freitag gegen die Kölner Haie - eine der Begegnungen, die der viermalige DEL-Champion nicht verlor, weil er grottenschlecht auftrat, sondern weil die Torausbeute nicht dem Aufwand entsprach.
Der Wasserburger redete sicher bewusst vom Gefühl einer positiven Entwicklung, denn er wird ja so oder so ein Teil des erhofften Weges bleiben - ob nun als Co-Trainer oder in der Entscheiderrolle. Die Frage ist, wie schwer wiegen die Gedanken aus dem Sommer noch. Kaltenhauser war schließlich ebenso bewusst in diese Position des Assistenten gerückt.
Als Chef ist der Oberbayer deutlich exponierter und der von ihm auf zwei, drei Jahre andauernde DEL-Lernprozess würde sich extrem verkürzen, wenn er sich dazu bekannte. Vielleicht ist Kaltenhauser in den drei Wochen seit der EHC-Trennung von Toni Söderholm aber auch auf den Geschmack gekommen, obwohl es hieße, für Erfolg wie Misserfolg den Kopf hinzuhalzten. Vielleicht hat er das Gefühl, mit seinem Vorgehen und seinen Methoden durchzudringen. Es wird sich bald herausstellen, welche Schwingungen er so empfängt und wie er sie für sich deutet.