Joslin: Achterbahn der komischen Gefühle

Derek Joslin schießt gegen seinen Ex-Klub Nürnberg den ersten Hattrick seiner Profikarriere – trotzdem geht der EHC Red Bull München als Verlierer vom Eis.
Matthias Kerber |
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EHC-Verteidiger Derek Joslin erzilet gegen Nürnberg drei Tore.
GEPA pictures/ho EHC-Verteidiger Derek Joslin erzilet gegen Nürnberg drei Tore.

AZ: Herr Joslin, da gelingt Ihnen als Verteidiger ein Hattrick gegen Ex-Klub Nürnberg und dann verspielt der EHC Red Bull München noch eine 5:1-Führung, verliert 5:6 in Verlängerung. Ein eigenwilliger Arbeitstag, oder?

DEREK JOSLIN: Definitiv! Das war schon ein sehr verrücktes Spiel. Beim letzten Mal, als ich einem Spiel einen Hattrick erzielt habe, war ich – glaube ich – acht Jahre alt. In meiner Zeit als professioneller Spieler ist mir das noch nicht gelungen. Es war schon eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Ich wollte unbedingt gegen Nürnberg gewinnen. Als ich dann das erste Tor erzielt habe, dachte ich nur: großartig! Und plötzlich waren es drei.

Also dreifach großartig.

(lacht) Dachte ich mir auch. Meine Gefühlslage im zweiten Drittel war fantastisch. Aber je länger die Partie dauerte, umso mehr trübte sich meine Laune ein. Am Ende weißt du dann nicht genau, wie du dich fühlen, was du denken sollst. Auf der einen Seite hast du ein persönliches Karriere-Highlight erreicht, andererseits verlierst du ein Spiel, das du schlicht nicht verlieren darfst. Sehr komisch.

Fast wären Sie der Eistiger-Killer geworden – stattdessen Katzenjammer.

(lacht) So muss man es wohl leider sehen.

Was ist in der Partie passiert? Eigentlich ist der EHC dafür bekannt, Spiele zu seinen Gunsten zu drehen und nicht noch zu vergeigen.

Das stimmt. Die Partie war extrem uncharakteristisch für uns. Aber vielleicht ist sie auch eine gute Lehre für uns. Wir haben 38 Minuten wirklich gut gespielt, hatten alles im Griff, aber dann haben wir – aus welchen Gründen auch immer – aufgehört, unser Eishockey zu spielen. 40 Minuten reichen eben nicht. Nie. Gegen kein Team. Wir hatten davor neun Spiele in Serie gewonnen, darunter auch Partien, in denen wir definitiv nicht unser bestes Eishockey gezeigt haben. Vielleicht schleicht sich da dann doch der Glaube ein, dass man schon gewinnen wird. Aber sicher nicht, wenn man 20 Minuten nicht präsent ist.

Was war denn mit Ihrem alten Teamkollegen los? Nürnberg-Goalie Jochen Reimer ging nach dem 1:5 wie von der Tarantel gestochen auf Steve Pinizzotto los und suchte eine Schlägerei.

Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich dachte mir schon: Jochen, bist du das? So kenne ich ihn nicht, so habe ich ihn noch nie erlebt. Ich habe Pinizzotto gefragt, was er angestellt hat, dass Jochen so die Fassung verloren hat, aber er sagt, dass er sich keiner Schuld bewusst ist. Aber klar, Steve hat es schon drauf, dich zu reizen.

Haben Sie mit Reimer darüber gesprochen?

Noch nicht. Beim Handschlag nach der Partie haben wir uns nur über die drei Tore unterhalten und ein bisschen gefrotzelt. Vielleicht schicke ich ihm eine SMS und frage, ob er sich beruhigt hat und wir gefahrlos miteinander reden können. (lacht)

In den letzten Partien hatte man das Gefühl, dass Sie als Spieler endgültig bei den Red Bulls angekommen sind.

Das stimmt. Es hat aber länger als normal gedauert, bis ich mein erstes Tor erzielt habe.

Bis zum 19. Spieltag.

Ja, ich habe mich jetzt an das System gewöhnt. Es ist völlig anders als alles, was ich je gespielt habe. Die Verteidiger greifen dauernd mit an. Wenn man das mal verinnerlicht hat, macht es unglaublich viel Spaß. Aber ich muss zugeben, es fühlt sich immer noch ein bisschen komisch an, wenn ich plötzlich alleine vor dem Goalie auftauche.

Mit komischem Gefühl zum Hattrick.

(lacht) Sehr komisch.

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