Jocher geht fremd

Mitte Januar startet der Eishockey-Star des EHC beim Red Bull Crashed Ice – und rast mit Tempo 70 über einen Hindernisparcour: „Da hab auch ich Muffensausen – aber das wird ganz lustig.“ Am Sonntagabend steigt in der Olympia-Eishalle der Qualifikationswettbewerb.
MÜNCHEN Markus Jocher, Teilzeitprofi und Star des EHC München, freut sich auf den Wahnsinn: „Ich glaub’, das wird ganz lustig.“ Mit „das“ meint er das „Red Bull Crashed Ice“, einen Kufen-Wettlauf der anderen Art: mit bis zu 70 Sachen einen 350 Meter langen, mit Wellen, Steilkurven, Rampen und Sprüngen gespickten Eiskanal hinab – zu viert. Wer das als Schnellster übersteht, darf sich Weltmeister im Ice Cross Downhill nennen und wird am 20. März in Quebec gekürt. Der erste von zwei Teilen des Wettkampfs steigt in München: am 16. Januar im Olympiapark.
Nach 14 Rennen seit 2000 wird nun erstmals der WM-Titel in dieser Kombination aus Eishockey, Boardercross und Ski-Downhill vergeben. 100 Athleten aus 15 Nationen starten im Januar in München, 60 Plätze hierfür werden bei den derzeit laufenden Qualifikations-Events vergeben. Eines davon steigt am Sonntag (17 Uhr) im Olympia-Eisstadion. Bewerben konnte sich jeder, der mindestens 16 Jahre alt ist und eine Eishockeyausrüstung besitzt. Bei den Qualifiers geht es noch nicht steil bergab. Auf einem Hindernis-Parcours auf gewöhnlichem Eis mit Pylonen und Rampen wird getestet, ob man reif ist für die große Show im Olympiapark. Hierfür wird dann auf Höhe der Gegengerade des Olympiastadions eine Startrampe errichtet. Von dort schlängelt sich der zwei bis acht Meter breite Eiskurs Richtung Ziel am Olympiasee. Die Veranstalter rechnen mit bis zu 30000 Zuschauern.
Erst recht, wenn noch ein paar lokale Promis dabei sind. Am besten Fanlieblinge wie Jocher einer ist. Derzeit verbringt der 30-Jährige zwar mehr Zeit im Garmischer Laden „Nähmaschinen Jocher", doch ein, zwei Mal pro Woche trainiert er mit beim EHC. Für das „Red Bull Crashed Ice“ ging er sogar fremd: Er war ein paar Tage zur Vorbereitung auf einer 1,4 Kilometer langen Bobbahn im Erzgebirge. „An die Geschwindigkeit muss man sich gewöhnen“, sagt Jocher, „bei fast 70 Sachen hab auch ich Muffensausen gehabt. Wenn uns davor einer gesehen hätte, hätte der gesagt: Die sind total verrückt! Sperrt die vorher ein! Das ist nicht so ungefährlich, man darf sich nicht aufrichten, sonst schmeißt’s einen. Aber ein geiler Spaß war’s schon.“
T. Becker/M.Kerber