Jeremy Dehner: Der Mr. Finale des EHC

AZ: Herr Dehner, was ist da passiert? Sie, eigentlich Verteidiger, sind in der Finalserie des EHC Red Bull München gegen die Wolfsburg Grizzlys plötzlich zum Torjäger mutiert. Drei Spiele, drei Siege, jeweils ein Dehner-Tor!

JEREMY DEHNER: Ja, das ist schon komisch, wie die Dinge sich manchmal entwickeln. Ich bin der Profiteur davon, dass unsere Mannschaft so unglaublich gut und hart arbeitet und ich war eben der vom Glück Beschienene, der jeweils treffen durfte, aber es sind Tore der Mannschaft. Würden die anderen Jungs nicht die Freiräume schaffen, dann wäre das alles nicht möglich.

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Es dürfte aber schon lange her sein, seit Sie sich in drei aufeinanderfolgenden Partien jeweils als Torschütze hervortun konnten.

Genau genommen ist es so lange her, dass ich mich nicht mal erinnern kann, wann das zuletzt passiert ist. (lacht)

"Wolfsburg ist ein Team, das dir nichts schenkt"

Der EHC kann am Freitag in Wolfsburg bereits den Meistertitel klar machen.

Dafür werden wir alles tun – und genau das werden wir auch müssen, denn Wolfsburg ist ein Team, das dir nichts schenkt. Gar nichts. Sie werden nicht einfach alle Viere von sich strecken und uns den Titel auf dem Silbertablett präsentieren. Wir müssen uns diesen Sieg hart erkämpfen, das steht fest. Die Grizzlys sind ein sehr hart arbeitendes Team, aber das sind wir auch.

Wann war Ihnen in dieser Saison, die ja teilweise recht unrund verlaufen ist, klar, dass sie etwas Besonderes werden könnte, dass der Titel dabei herausspringen könnte?

Nun, wir haben immer an uns geglaubt, auch, als es zwischenzeitlich nicht so lief. Wir haben die Spieler, die Charaktere, um eine Saison erfolgreich zu gestalten. Wir haben nie den Glauben an uns verloren, das ist das, was uns auszeichnet. Wir glauben an uns.

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Sie selber mussten in der Saison eine schwere Verletzung verkraften, Sie wurden von einem Puck im Gesicht getroffen, erlitten einen Kieferbruch.

Ja, das war eine harte Zeit, so eine Art Verletzung hatte ich noch nie. Zum Glück ist es so früh in der Saison passiert, dass die Playoffs für mich nie gefährdet waren. Aber da hätte auch mehr passieren müssen, als ein Kieferbruch, um mich davon abzuhalten. Aber es war schon so, dass ich für mehrere Wochen sicher keinen Schönheitswettbewerb gewonnen hätte, so grotesk war meine Backe geschwollen. Mein Sohn ist noch zu jung, um zu verstehen, was da passiert ist, aber meine Tochter hat mich schon erst mal sehr komisch angeschaut und sich gefragt, was ist mit Papa passiert? Warum sieht er so aus? Sie machte sich schon Sorgen, aber das ist jetzt vorbei. Schmerzen vergessen, es gibt jetzt Wichtigeres.

Der letzte Sieg ist der schwerste

Der EHC führt in der Finalserie mit 3:0 gegen Wolfsburg, in der DEL-Geschichte hat es noch kein Team geschafft, danach eine Serie zu drehen.

Dabei sollte es bleiben. Wir wollen den letzten Sieg, der sicher der schwerste ist, wir wollen den Titel. An was anderes denken wir nicht.

Es bräuchte ein Miracle On Ice – ein Eiswunder –, um dem EHC den Titel noch zu nehmen. Das echte Miracle on Ice, der Olympiasieg des US-College-Teams in Lake Placid 1980 spielt ja eine besondere Rolle in Ihrer Familienhistorie.

Das stimmt. Mein Onkel Bob war ein Teil dieser Gold-Mannschaft. Leider ist er 2014 mit nur 57 Jahren verstorben. Ich trage ihm zu Ehren ein Armband mit seinem Namen drauf. Er war der größte und wichtigste Einfluss auf meine Karriere. Er war mein Mentor, mein Held, mein Trainer. Wenn wir den Titel holen, dann werde ich ihn meinem Onkel Bob widmen. Ich will nicht nur für den EHC gewinnen, für mich gewinnen, sondern auch für meinen Onkel im Himmel.