Interview zum Deutschland-Cup: "Kahun? Ein Juwel! Abeltshauser? Wahnsinn!"
München - November ist immer auch Deutschland-Cup-Zeit. Das DEB-Team misst sich in diesem Jahr mit Russland, dem Team USA und der Slowakei. Im Vorfeld spricht Eishockey-Ikone Dieter Hegen mit der AZ über die Arbeit von Bundestrainer Marco Sturm und erklärt, warum es ihm Konrad Abeltshauser vom EHC München besonders angetan hat.
Herr Hegen, der Deutschland-Cup steht mal wieder an – aber dieses Mal mit einer ganz anderen Bedeutung, schließlich muss Bundestrainer Marco Sturm noch seine Mannschaft für die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang finden.
DIETER HEGEN: Absolut, man muss diesen Deutschland-Cup sicher als eine Art Vorspielen für Olympia sehen. Jetzt hat jeder die Chance, sich in den Vordergrund zu spielen und zu zeigen: an mir geht kein Weg vorbei. Man sieht auch gleich, dass sehr viel weniger Absagen gekommen sind als in den letzten Jahren. Und mit den Russen, den Amis und den Slowaken sind bei diesem Deutschland-Cup auch wirklich gut Gegner dabei. Es ist sicher so, dass Sturm nach dem Turnier ein viel klareres Bild für sich haben wird.
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Wie wichtig ist es für das deutsche Eishockey, dass man nach der historischen Pleite, sich für Olympia 2014 nicht qualifiziert zu haben, jetzt wieder dabei ist?
Wichtig? Es ist über lebenswichtig, ja überlebenswichtig! Das ist vielleicht das einzige Positive, das aus diesem Debakel erwachsen ist, das man danach verstanden hat, dass man so einfach nicht weiterwursteln kann, dass endlich ein Umdenken eingesetzt hat, was die Nachwuchsarbeit angeht. Aber all die Missstände, die es da jahrzehntelang gab, die lassen sich nicht per Knopfdruck abstellen. Junge Spieler zu entwickeln, das dauert seine Zeit. Wenn man ganz ehrlich ist, dann ist es etwa die Schweiz, mit der wir ja früher sehr, sehr lange auf Augenhöhe waren, in der Nachwuchsarbeit zehn Jahre voraus. Die Schweizer spielen daher bei den Großen mit.

Wurde zwischen 1992 und 1994 drei Mal mit dem EC Hedos München Deutscher Meister: Dieter Hegen. (Foto: imago/Eibner)
Was für die Deutschen immer noch in weiter Ferne ist.
Ganz klar. Wir sind vom Leistungsniveau irgendwo zwischen Platz acht und zehn angesiedelt. Uns gelingt es zwar mal, die Amerikaner zu schlagen, dafür verlieren wir dann wieder gegen Dänemark. Man hat oft das Gefühl, dass wir an den großen ein bisschen näher dran sind, aber oft ist es halt nicht wirklich so. Bei Olympia werden ja keine Spieler aus der NHL dabei sein, das wird andere Nationen deutlich mehr schwächen als uns, da wir nicht so viele NHL-Stars haben. Von dem her kann Olympia für das deutsche Eishockey ganz gut verlaufen. Den Spielern kann ich nur sagen: Genießt es. Für mich war Olympia jedes Mal ein einzigartiges Highlight. Es gibt Olympia und dann lange nichts.
Welche deutschen Spieler haben es Ihnen denn im momentan besonders angetan?
Da sind einige dabei. Was die Münchner an Qualität zu bieten haben, ist großartig. Es ist kein Zufall, dass der EHC Red Bull München zwei Mal hintereinander Meister geworden ist. Patrick Hager ist ein fantastischer Spieler, Dominik Kahun ein Juwel, wie man es selten sieht und die Entwicklung, die der Konrad Abeltshauser gemacht hat, ist Wahnsinn. Der hat alles, um ein ganz Großer zu werden. Er begeistert mich.
Wie sehr begeistert Sie Bundestrainer Marco Sturm?
Dadurch, dass er seinen Schwerpunkt auch auf den Nachwuchs legt, ist er sicher der richtige Mann. Es war sicher damals ein gewisses Risiko, ihn zu holen, weil er ja keine Trainererfahrung hat, aber, dass er Eishockey lebt und atmet, war vorher klar. Er macht das gut.
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