Interview mit EHC-Trainer Don Jachson über die Triple-Träume in München

Triple-Träume beim EHC Red Bull München, der im Viertelfinale jetzt auf Bremerhaven trifft. In der AZ spricht Coach Don Jackson über die erneute Titelmission. "Das ist alles, was zählt!"
von  Matthias Kerber
Der Meistermacher: EHC-Coach Don Jackson mit dem DEL-Pokal nach dem Titelgewinn der vergangenen Saison.
Der Meistermacher: EHC-Coach Don Jackson mit dem DEL-Pokal nach dem Titelgewinn der vergangenen Saison. © Rauchensteiner/Augenklick

München - Der Amerikaner Don Jackson ist mit sieben Meisterschaften der erfolgreichste Trainer der DEL-Geschichte, mit dem EHC Red Bull München startet er am Mittwoch (19:30 Uhr, Olympiaeisstadion) gegen Bremerhaven die Mission Triple-Titel.

AZ: Herr Jackson, das erste Triple hat der EHC Red Bull München bereits geschafft, er hat zum dritten Mal in Serie die Hauptrunde als Tabellenerster abgeschlossen. Jetzt geht’s in die Playoffs, im Viertelfinale wartet Bremerhaven. Folgt das Triple auf das Triple – der dritte Titel en suite?
DON Jackson: Ich habe nie einem Hehl daraus gemacht, dass es unser Ziel ist, wieder den Titel zu holen, am Ende wieder sagen zu können, wir sind die Champions. Der Titel: Das ist alles, was zählt und es würde mir alles bedeuten, ihn wieder zu holen. Die Jungs sind jetzt zu den Playoffs emotional nochmal auf einer ganzen andere Ebene. Ich sehe es im Training, ich sehe es in ihren Augen, sie sind bereit. Der Fakt, dass wir erneut die Hauptrunde als bestes Team abgeschlossen haben, beweist unsere unglaubliche Konstanz.

Konstanz ist... ...
der Schlüssel zum Erfolg, das wird Ihnen jeder Trainer sagen. Jetzt ist es unsere Aufgabe, diese Konstanz, diesen Erfolgshunger in die Playoffs mitzunehmen. Wir müssen den nächsten Schritt machen, denn auf Erfolg kann man sich nie ausruhen. Wer das tut, der hat bereits eine Einladung für den Nichterfolg, das Versagen, ausgesprochen. Jeder kann jeden schlagen, das ist eine Floskel, aber auch die Wahrheit, die die Essenz des Sports ist. Deswegen werden wir da raus gehen und unseren Job erledigen.

Es geht wieder gegen Bremerhaven, die dem EHC in den letzten zwei Jahren das leben in der Hauptrunde gerne schwer gemacht haben, im Viertelfinale der vergangenen Saison siegte München aber klar in vier Spielen.
Bremerhaven ist ein Team, das sehr schnell ist, das über die Geschwindigkeit kommt. Unsere Aufgabe ist es, diese Geschwindigkeit im Keim zu ersticken, sie gar nicht erst zur Entfaltung kommen zu lassen. Ich habe meinen Jungs gesagt, holt euch die Scheibe und wenn ihr sie habt, kämpft mit allem, was ihr habt, sie nicht wieder herzugeben. Der Puck muss unser Eigentum sein.

Sie sind auch als Psychologe gefragt. Die sieben deutschen Nationalspieler des EHC, die bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang sensationell Silber geholt haben, müssen ja auf Wolke sieben schweben.
(lacht) Wenn ich mir die Jungs so ansehe, dann sehen sie jetzt besser und erholter aus als vor ihrer Abreise. Ich denke, dass ich da gar nicht so sehr eingreifen muss. Wir haben eine Gruppe an Spielern, die alles dem Erfolg unterordnet. Sie werden die Euphorie in positive Energie ummünzen. Ich mache mir keine Sorgen, dass irgendwelche Selbstzufriedenheit Einzug gehalten hat. Ich habe genau geschaut, aber es gibt nicht einen Anhaltspunkt dafür. Wir haben gute Spieler und was noch wichtiger ist charakterlich sehr gute Männer. Sie hatten schon Erfolg und wissen, was benötigt ist, um Erfolg zu haben.

Wie entscheidend ist genau dieses Wissen? Dass man eben weiß, was es benötigt, um am Ende als umjubelter Meister dazustehen?
Das ist ein Faktor, dessen Wertigkeit und Wichtigkeit man nie unterschätzen sollte. Alle Teams haben den Willen zu gewinnen, aber diese spezielle Erfahrung zu haben, dass man schon den Titel geholt hat, die kann man nicht kaufen, die kriegt man eben nur durch Erfolge. Erfahrung allein, wird dir den Titel sicher nicht verschaffen, aber wenn du dazu noch harte Arbeit einbringst, ist die Erfahrung der große Vorteil, der ein Spiel, eine Serie entscheiden kann.

Spürt das Team, das ja der klare Favorit auf die Meisterschaft ist, gar keinen Druck?
Die einen nennen es Druck – ich bevorzuge das Wort Herausforderung. Druck hat eine negative Konnotation. Denn unter Druck kann man sich beugen, weichen, einknicken. Herausforderungen hingegen nimmt man an, stellt sich ihnen. Aber klar ist: Jeder Spieler empfindet solche Situationen anders. Für mich waren sie nie negativ. Wir spielen schließlich das ganze Jahr, um genau in solche Situationen zu kommen. Jetzt sollten wir sie auch genießen, daher rede ich von Herausforderungen. Daran kann man eben wachsen. Jeder Wettkampf ist eine Herausforderung, das Leben ist eine Herausforderung. Wir wollen, dass unsere Jungs jetzt ruhig sind, gelassen sind, zugleich aber immer voller echter Intensität. Gelassene Intensität, das ist für mich die DNA eines Champions. Wir sind bereit, das zu zeigen.

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