Interview mit Dominik Kahun: Verrückte Eishockey-Geschichten
AZ: Herr Kahun, Sie haben in Ihrem jungen Eishackler-Leben schon einiges mitgemacht, aber der Thriller von Brynäs, als der EHC Red Bull sich beim schwedischen Vizemeister in der letzten Sekunden den Gruppensieg in der Champions League sichern konnte, dürfte schon zu den größten Aufregern gehören, oder?
DOMINIK KAHUN: Definitiv. Es kommt nicht so oft vor, dass man erst 0:2 hinten liegt, gut zwei Minuten vor Spielende den Ausgleich schafft und dann sogar noch einen drauflegt. Als der Treffer fiel, standen nur noch 0,2 Sekunden auf der Spieluhr.
Oder anders gesagt: Münchner Torjubel und Schlusssirene kamen gleichzeitig.
Es ging ja dann noch in den Videobeweis, weil die Schiedsrichter ganz sicher sein wollten, dass der Puck noch während der Spielzeit die Torlinie überschritten hat. Wir Spieler waren uns aber eigentlich sehr sicher, dass der Treffer rechtzeitig gefallen ist, dass unsere Moral mit dieser Aufholjagd belohnt wurde. Aber natürlich war es eine Erlösung, als die Referees dann letztlich auf Tor entschieden haben.
Der goldene Schuss gelang ausgerechnet einem Spieler, der gegen Brynäs sein Debüt für den EHC gegeben hat – Maximilian Daubner, 20 Jahre jung.
Der Eishockeysport schreibt schon manchmal sehr verrückte Geschichten. Diese gehört dazu. Wir haben uns alle extrem für den Maximilian Freude. Und natürlich haben wir ihm auch den Puck als Andenken überreicht.
Was musste er sonst über sich ergehen lassen? Bierduschen?
(lacht) Nein, es ging ganz gesittet zu. Wir haben ein bisschen gefeiert, aber auch nicht zu viel. Es stand ja schon vor der Partie fest, dass wir in die nächste Runde einziehen, daher ging es nur noch um den Gruppensieg. Den haben wir geschafft, das freut uns natürlich. Aber viel Zeit zum Feiern bleibt da nicht. Wir sind ja am Mittwochvormittag gleich wieder aus Schweden zurückgeflogen und am Freitag müssen wir bei den Straubing Tigers ran. Jetzt warten wir aber gespannt darauf, wer uns am Freitag als nächster Gegner in der Champions League zugelost wird.
Nicht nur für Daubner war es eine Premiere, Sie spielten erstmals mit dem C des Kapitäns auf der Brust.
Das hat sich schon sehr gut angefühlt, aber wir wissen alle, dass es eine einmalige Sache ist. Michael Wolf wurde ja geschont. Wenn er da ist, dann gibt es keine Diskussion darüber, wer der Kapitän ist. Der Wolfi und kein anderer! Ich sitze ja auch in der Kabine neben ihm. Ich schaue mir möglichst viel von ihm ab, denn er ist ein Vorbild in jeder Beziehung. Von ihm kann man nur lernen. Als Mensch, als Spieler, als Kapitän.
Sie sprachen das Derby gegen Straubing an. Der EHC hat sich bei den Tigers immer wieder schwergetan.
Straubing hat eine sehr heimstarke Mannschaft und die Stimmung dort ist auch sehr hitzig. Das sind immer ganz harte und schwere Spiele. Es klingt wie eine Phrase, aber wenn du dort nicht bereit bist, von der ersten Sekunde bis zu letzten alles zu geben, dann gehst du leicht unter.
Bisher hat der Double-Meister EHC in dieser Saison eher selten seine Leistung über die kompletten 60 Minuten abrufen können.
Nun, wir haben am Wochenende in Nürnberg gepunktet und gegen Mannheim gewonnen, damit können wir ganz zufrieden sein. Aber es ist schon richtig, wir können und müssen noch besser spielen.
Aus Mannschaftskreisen war zu hören, dass Sie im Sommer gewaltig an Muskelmasse zugelegt hätten.
(lacht) So schlimm ist es nicht, aber ich habe im Sommer gut trainiert, Muskeln aufgebaut, aber im Laufe einer Saison wird das durch die Dauerbelastungen wieder etwas weniger. Aber ich fühle mich gut und fit.
Sie erwähnten den Puck, den die Mannschaft dem Siegtorschützen Daubner nach der Partie überreicht hat. Wie sieht es bei Ihnen aus, haben Sie so einen kleinen Dominik-Kahun-Devotionalien-Schrein daheim?
Ich habe schon alle wichtigen Pucks und auch alle Medaillen aufbewahrt, die ich mal gewonnen habe. Das sind einfach Dinge, die mich an wichtige Momente meiner Karriere, meines Eishockey-Lebens erinnern – und die man irgendwann mal seinen Enkeln zeigen will.
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