Exklusiv

"Ich meditiere jeden Tag": EHC-Star Kastner erklärt sein Tor-Geheimnis

Der EHC Red Bull München findet zu alter Stärke. Exklusiv in der AZ spricht Stürmer Maximilian Kastner über den Wendepunkt Iserlohn, seinen ersten DEL-Hattrick, seinen neuen Lifestyle und Tätowierungen.
von  Matthias Kerber
"Ich fand das schon fast witzig, dass ich einmal einen Hattrick schaffe und dann macht einer noch einen Treffer mehr", sagt EHC-Stürmer Maximilian Kastner über seine drei Tore gegen Krefeld.
"Ich fand das schon fast witzig, dass ich einmal einen Hattrick schaffe und dann macht einer noch einen Treffer mehr", sagt EHC-Stürmer Maximilian Kastner über seine drei Tore gegen Krefeld. © EHC Red Bull München / City-Press GmbH

AZ-Interview mit Maximilian Kastner: Der 28-jährige Stürmer spielt seit 2015 beim EHC Red Bull München, mit dem er am Donnerstag (20.30 Uhr) gegen die Grizzlys Wolfsburg antritt.

AZ: Herr Kastner, langsam braucht man fast einen Taschenrechner, wenn man all die Tore erfassen möchte, die der EHC Red Bull München zuletzt erzielt hat. Die Bilanz in den letzten sechs Spielen: Sechs Siege und 37:8 Treffer.
Maximilian Kastner: (lacht) Ja, im Moment haben wir einen wirklich guten Lauf. Aber wir werden unser Pulver jetzt auch nicht verschießen, wir brauchen ja noch einiges trockenes Pulver, wenn es dann in den Playoffs wirklich zählt. Wir schießen uns gerade warm.

Das Iserlohn-Spiel war ein Wendepunkt

Es gibt manchmal diesen Moment in einer Saison, wo man weiß, das war der Wendepunkt. War das 3:8-Debakel in Iserlohn Ende März dieser Wendepunkt? Seitdem gab es sechs Siege und die Mannschaft tritt ganz anders auf.
Die Iserlohn-Partie war sicher eines unserer schlechtesten Spiele überhaupt. Wir haben so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Trainer Don Jackson hat dann eine sehr lange Videoanalyse mit uns gemacht. Er hat die Szenen gezeigt, die solche Spiele entscheiden und er hat gleichzeitig Lösungen angeboten. Wir sind als Mannschaft sehr lange zusammengesessen und haben über alles geredet - mit den Trainern. Es sind oft nur Kleinigkeiten, aber viele Kleinigkeiten ergeben am Ende doch einen Berg. Wie man sieht, haben wir uns das zu Herzen genommen. Wir haben natürlich mitgekriegt, dass in der Zeit sehr viel Unruhe von außen hereingetragen wurde, dass es hieß, die Hierarchie in der Mannschaft, die Einstellung würde nicht stimmen. Ich denke, dass wir die richtige Antwort geben. Man wird sehr bald auf das Iserlohn-Spiel nicht mehr als Tiefpunkt, sondern als Wendepunkt angesprochen werden. Bei den Siegen gegen Krefeld und Köln haben viele noch gesagt: Ja, mei. Aber jetzt die beiden Erfolge gegen die Eisbären Berlin...

...den Tabellenführer der Grupe Nord.
Das waren ja sehr klare Sachen, die sprechen eben für unseren Charakter.

Auch bei Ihnen persönlich läuft es viel besser. Am 1. April beim 8:1 über Krefeld haben Sie einen Hattrick erzielt. Das gelingt Ihnen nicht alle Tage.
Sicher nicht (lacht). Bei den Junioren ein paar Mal, einmal in der DEL2 und jetzt eben mein allererster Hattrick in der DEL. Das hat mir persönlich sehr gut getan. Gerade, weil ich in dieser Saison so meine Probleme mit dem Toreschießen hatte. So ein Hattrick gibt einem gleich Selbstvertrauen. Es ist der Beweis, wenn man harte Arbeit, Hunger, Eifer investiert, zahlt es sich immer irgendwann aus.

Der erste Hattrick in der DEL für Maximilian Kastner

Da gelingt Ihnen der erste Hattrick in der DEL und dann stiehlt Ihnen trotzdem jemand das Rampenlicht: Yasin Ehliz, der gleich vier Tore erzielte.
Ich fand das schon fast witzig, dass ich einmal einen Hattrick schaffe und dann macht einer noch einen Treffer mehr. Der Yasin hat sich das mehr als verdient. Ich habe ihn auf der Bank gleich gefragt: "Dein wievielter Hattrick war das?" Er meinte: "Der erste." Da war ich sprachlos. Gefühlt hat er mindestens einige gemacht, aber es war auch seine Premiere. Cool. Nur in der Kabine habe ich mir natürlich einige Sprüche anhören müssen: "Kasti, hast du überhaupt mitgespielt?" oder "sag mal, wer hat eigentlich die meisten Treffer erzielt" gab es auf die Ohren. So sind sie, die lieben Kollegen (lacht). Mit Humor geht alles immer besser im Leben.

Dreierpacker, Viererpacker und Gratulant: Maximilian Kastner, Yasin Ehliz und Konrad Abeltshauser (v.l.) beim 8:1 über Krefeld.
Dreierpacker, Viererpacker und Gratulant: Maximilian Kastner, Yasin Ehliz und Konrad Abeltshauser (v.l.) beim 8:1 über Krefeld. © EHC Red Bull München / City-Press GmbH

Sind Sie eigentlich immer noch Vegetarier?
Nicht mehr so strikt. Ich habe meine Ernährungsweise, meinen Lifestyle etwas umgestellt. Ich achte jetzt noch mehr darauf, gute Fette zu mir zu nehmen und weniger Kohlenhydrate. Ich bin, wenn es etwa um Ernährung, oder Methoden zur Leistungssteigerung geht, sehr interessiert. Dabei bin ich auf das Buch "Biohacking" von Maximilian Gotzler gestoßen, der selber Leistungssportler ist. Wir sind jetzt auch im dauernden Kontakt, wenn Corona mal vorbei ist, werden wir uns auch auf einen Kaffee treffen, da freue ich mich schon drauf.

Wie würden Sie Biohacking erklären?
Für mich heißt es letztlich mit der Umwelt, mit dem Umfeld in Einklang leben. Andere werden mir da widersprechen, aber das ist es, was es für mich bedeutet. Es geht darum, durch kleine Routinen Struktur in seinen Tag zu kriegen. Etwa ein täglicher Spaziergang. Das müssen nur 20 Minuten sein, zu schauen, dass man genug Sonne abkriegt, denn bei uns leiden ja fast alle Menschen unter Vitamin-D-Mangel. Ich gehe zum Beispiel jeden Morgen für 30 Sekunden unter die eiskalte Dusche und ich meditiere jetzt jeden Tag. Meist so fünf Minuten, da kommt man in einen wunderbar schwebenden Geisteszustand, den man nicht leicht beschreiben kann. Aber man lächelt innerlich.

Kastner geht in der Vaterrolle auf

Der gereifte Herr Kastner. Wie wichtig ist für den Prozess auch, dass Sie Vater geworden sind?
Ich hätte nie gedacht, dass mir die Vaterrolle so viel Spaß machen würde, wobei ich schon bei meinem Neffen gesehen hatte, dass mir Kinder sehr, sehr viel geben. Die coolste Wahrheit in der Welt ist das Lachen eines Kindes.

Speziell, weil Kleinkinder gar nicht lügen können, dafür braucht es eine gewisse Entwicklungsstufe des Gehirns.
Stimmt. Ich bin schon gespannt, wann er mich das erste Mal anlügt und wie ich ihn überführen werde. Wobei alle Studien sagen, dass lügen dann ja ein Zeichen von großer Intelligenz ist. Ich werde also hin- und hergerissen sein. Freue ich mich, wenn er lügt, weil er dann so klug ist. Oder ärgere ich mich.

Sie sind ja auch Tattoo-Fan. Haben Sie ihren Sohn schon auf der Haut verewigt?
Das sollte letzten Sommer passieren, aber dann kaum unter anderem Corona dazwischen. Jetzt ist er für diesen Sommer geplant. Bisher wollte ich seinen Namen und sein Geburtsdatum stechen lassen. Aber mal sehen, was mir bis dahin noch alles einfällt.

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