"Ich kenne noch nicht alle Spieler"
Eishockey-Legende Beppi Heiß, eigentlich Torwarttrainer, coacht am Freitag den EHC, weil Trainer Cortina in seinem Zweitjob als Nationalcoach Ungarns in der Olympia-Qualifikation tätig ist.
AZ: Gratulation, Herr Heiß, zum neuen Wochenendjob als EHC-Cheftrainer. Sie springen – mit Manager Christian Winkler – als Vertreter für Pat Cortina ein, der in seinem Zweitjob als Nationaltrainer Ungarns in der Olympia-Qualifikation tätig ist.
JOSEPH „BEPPI“ HEISS: Danke, so kann’s gehen. Aber Spaß beiseite, Cortina hat den Trainingsplan erstellt, und wir werden ihn einfach umsetzen. Wir wissen ja auch, worauf Cortina Wert legt. Er ist ein akribischer Arbeiter, der nie mit weniger als 100 Prozent zufrieden ist.
Wie steht’s um die Erfolgsbilanz des Trainers Heiß?
Ich habe das ein Jahr zusammen mit Peter Gailer in Riessersee gemacht und ein Jahr in der DNL, der Nachwuchsliga. Es ist nicht so, dass ich wie die Jungfrau zum Trainerjob komme. Und wenn Sie nach der Bilanz fragen: Mit Riessersee wären wir fast aufgestiegen.
Und wie würden Sie den Trainer Heiß beschreiben?
Eher ruhig und geduldig.
Also der Anti-Cortina.
(lacht) Pat kann sehr hart sein und kann dann auch sehr laut werden, aber er hat den vollen Respekt aller Spieler. Als Trainer ist man auch nicht auf der Welt, um Beliebtheitspreise zu gewinnen. Wenn man bei allen nur beliebt ist, ist die Gefahr groß, dass die nicht voll mitziehen. Als Trainer ist man auch Psychologe, und ich denke, dass auch in der Beziehung Cortina ein echter Fachmann ist.
Kennen Sie den überhaupt alle Spieler des EHC? Bisher trainieren Sie ja die Torhüter.
Nein, alle Spieler kenne ich noch nicht. Zu meiner aktiven Zeit als Torhüter, da habe ich die Spieler schon an der Art zu laufen, an der Stockhaltung erkannt. Hier ist es sicher so, dass ich bei manchen warten muss, bis ich die Rückennummer sehe. Aber der Winkler kennt sie ja bestens.
Sie haben schon viele Vereine erlebt. Wie würden Sie denn die Professionalität des EHC bewerten?
Man baut hier etwas auf. Ich denke, der EHC muss in die Rolle hineinwachsen, die früher Klubs wie Rosenheim oder Landshut inne hatten. Dass alle Spieler im Umland, im bayerischen Oberland den EHC als die erste Adresse ansehen, um weiter zu kommen. Wenn man den jetzigen Weg konsequent weitergeht, kann man das schaffen. Dann ist es nicht utopisch, dass man Eishockey in München zu einer Marke macht, die Geldgeber anzieht. Dann kann der EHC in absehbarer Zeit an die DEL ranschnuppern. Das darf man nicht über das Knie brechen. Und die Macher beim EHC, die wissen das ganz genau. Ich denke, hier wird wirklich professionell gearbeitet.
Wie sind Sie denn mit der Torhüter-Situation mit den Keepern Joey Vollmer und Sebastian Elwing zufrieden?
Joey hat sehr viel Talent und strahlt sein einiger Zeit auch große Ruhe aus. Er ist für mich die Nummer 1a, Elwing wirkt vielleicht nicht so elegant, ist aber ein Riesenkämpfer. Man muss sich keine Sorgen machen, wenn er im Tor steht.
Verraten Sie uns mal ein Geheimnis: Wie sieht denn der Körper eines Eishockeytorwarts am Ende einer Saison und den vielen Schüssen, die er abgewehrt hat, aus? Vollmer hat gerade einen Backenzahn eingebüßt.
Es gibt einen Ehrenkodex: Man zählt blauen Flecken und Blessuren nicht. Spieler kriegen Checks ab, Torhüter die Schüsse. Das gehört dazu.
Genießen und schweigen?
Zumindest schweigen.
Interview: Matthias Kerber
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