„Ich geh’ erstmal fischen“

Eishockey-Guru Hans Zach machte Hannover zum Meister – und stieg aus. Hier erklärt der Tölzer, wie er seine Freizeit nutzt, wann ein Comeback denkbar wäre und was er vom EHC München hält
Von Filippo Cataldo
AZ: Herr Zach, zum ersten Mal seit 1967 haben Sie keinen Job mehr im Profi-Eishockey. Was machen Sie dieses Wochenende?
HANS ZACH: Fischen.
Sie schauen nicht die DEL?
Ich bin mit meinen Freunden vom Royal Fishing Club in Flessensee an der Ostsee. Das ist ein karitativer Verein, der sozial benachteiligte Kinder unterstützt. Der Termin stand schon lange fest.
Wie war Ihr erster Sommer ohne Eishockey?
Wunderbar. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich vorher das letzte Mal einen August in Bad Tölz verbracht habe. Ich bin auf den Berg gegangen, war viel wandern, habe mein Haus in Ordnung gebracht, mich mit Freunden getroffen. Ich hab' genug zu tun.
Gar keine Sehnsucht nachI Ihrem Leben als Alpen-Vulkan?
Eishockey? Nein, jetzt gehe ich erstmal fischen, Schwammerl suchen und wandern. Ich genieße die Zeit und bin selber gespannt, was passieren wird. Ich werde hin und wieder für Sky DEL-Spiele kommentieren. Und wenn irgendwann Schnee liegt, schauen wir mal, ob ich nicht doch wieder die Zeit für Eishockey kommen wird.
Wie meinen Sie das?
Na ja, wenn ein Klub mich irgendwann mal brauchen und alles passen sollte – vielleicht kehre ich dann doch wieder zurück auf die Trainerbank.
Also planen Sie doch schon den Rücktritt vom Rücktritt!
Ich sag doch: Wenn alles passt: vielleicht. Ich bin in einer guten Position: Ich muss nicht mehr, aber ich könnte.
Der Sommer war nach dem tollen vierten Platz bei der WM ziemlich turbulent. Frankfurt musste sich zurückziehen, Köln und Krefeld hatten Probleme, selbst Ihr Ex-Klub Hannover hätte die Lizenz beinahe zurückgegeben. Auch die DEL-Aufnahme des EHC München verlief nicht ohne Querelen. Und dann noch der quälende Rechtsstreit mit Kassel, die sich die Lizenz vor Gericht erstreiten wollten...
Das war alles sicher nicht schön, aber das Sommertheater gehört im deutschen Eishockey schon seit Jahren dazu. Das hat verschiedene Gründe, zu denen ich auch meine Meinung habe. Aber ich will mich da öffentlich gar nicht einmischen.
Wieso nicht?
Ich bin – oder vielleicht war – Trainer, mein Metier ist deshalb der Sport. Um den Rest sollen sich andere kümmern. Ich hoffe nur, dass man endlich eine gewisse Kontinuität hineinbringt. Eishockey war mal nach dem Fußball in Deutschland die Nummer zwei. Mittlerweile wurden wir in der Popularität ein bisschen vom Handball überholt. Das gemeinsame Ziel muss jetzt sein, dass wir da wieder an den anderen vorbei ziehen.
Sie haben vor einigen Wochen, beim Testspiel des EHC München gegen Ihren Ex-Klub Hannover, den EHC und vor allem die Arbeit von Coach Pat Cortina gelobt.
Ja, was ich da gesehen habe, hat mir sehr gefallen. Cortina hat eine klare Idee von Eishockey, und die hat er seinen Spielern vermittelt. Auf dem Eis ist seine Handschrift zu sehen, das ist immer gut. Die Mannschaft spielt kompakt, kämpft, erarbeitet sich Torchancen. Das gefällt mir. München ist ja von mir aus der nächste Standort. Ich werde bestimmt öfter bei Spielen vom EHC München sein.
Selbst die Münchner Verantwortlichen glauben, dass der EHC sehr viele Spiele verlieren wird heuer.
Wieso denn? München hat Stéphane Julien und Eric Schneider, zwei absolute Top-Leute bekommen, mit denen ich auch schon gearbeitet habe. Beide haben einen einwandfreien Charakter, denken nur an die Mannschaft, können den anderen sicher helfen, sich zu verbessern. Ich glaube schon, dass für den EHC, wenn alles gut läuft, ein Rang zwischen Platz sieben und zehn drin ist. Dann wären sie in den Pre-Playoffs.