Hinterstocker: Abflug nach Augsburg

Der Nationalstürmer wechselt vom EHC Red Bull München zum Erzrivalen Augsburger Panther. EHC-Coach Don Jackson plante ohne ihn.
München - Sein Stammplatz in dieser Saison wäre nur noch die Tribüne gewesen. Nicht der Platz, den sich ein 25-Jähriger, der es in seiner Karriere zum Nationalspieler gebracht hat, erträumt. Deswegen hat Martin Hinterstocker jetzt vor dem Spiel des EHC gegen die Eisbären Berlin die Reißleine gezogen und den EHC Red Bull München verlassen. Der gebürtige Münchner heuerte beim Erzrivalen aus Augsburg an.
Eine Flucht aus München, eine Flucht vor dem Karriere-Rückschritt. Beim EHC hatte es Hinterstocker in dieser Saison bisher in sechs Spielen nur auf zwei Einsätze gebracht, ansonsten verzichtete der neue Trainer Don Jackson auf die Dienste des Stürmers. „Der Konkurrenzkampf im Team ist sicher härter geworden“, sagte auch EHC-Urgestein Uli Maurer kürzlich der AZ, „man muss um seine Eiszeit kämpfen und schauen, daraus das Meiste zu machen. Ich denke, das wird uns noch stärker machen. Konkurrenz belebt das Geschäft.“
Nach AZ-Informationen hat Jackson vor mehreren Wochen Hinterstocker in einem Vier-Augen-Gespräch unmissverständlich klar gemacht, dass er in seinem System keine Rolle spielen wird, dass er in der Teamhierarchie bei den deutschen Stürmern ganz weit hinten steht. Jackson, der nach außen so verbindlich wirkt, pflegt intern eine sehr direkte und stets ehrliche Ansprache – auch anderen Spielern wurde schon im Trainingslager erklärt, dass sie sich auf eine neue Rolle einstellen müssten – oder den EHC verlassen könnten.
Hinterstocker bekam gar keine Zeit mehr auf dem Eis – daher der Wechsel nach Augsburg. „Oft gibt es zu dieser Jahreszeit wechselwillige Spieler und wir konnten Hinterstocker jetzt nach Augsburg lotsen“, sagte Panthers-Coach Larry Mitchell. Die Augsburger hatten sich vorher bei einem der großen Mentoren von Hinterstocker, dem jetzigen Bundestrainer und früheren EHC-Coach Pat Cortina, kundig gemacht. „Martin hat einen ausgeprägten Eishockey-Verstand, er macht sehr viele Sachen sehr richtig“, sagte Cortina.
„Nach den Gesprächen mit Cortina sind wir überzeugt, dass Hinterstocker uns mit seiner Vielseitigkeit und seinem sehr guten Schuss sofort weiterhelfen kann. Zudem glauben wir, dass er noch nicht an seiner Leistungsgrenze angekommen ist“, sagte Mitchell.
2007 hatte Hinterstocker für die Düsseldorfer EG seine ersten Spiele in der DEL bestritten, 2012 kam er zum EHC. Nach einer guten Debütsaison (50 Spiele, 7 Tore, 13 Assists), lief es bei ihm vergangene Saison nicht mehr. Von einem Handbruch in der Vorbereitung erholte er sich nicht, es kam eine Oberschenkelverletzung hinzu, Hinterstocker brachte es nur auf 21 Einsätze, in denen er vier Treffer erzielte und sechs Vorlagen gab. Nun, nach 73 Spielen mit 11 Toren und 19 Assists, ist die München-Episode für Hinterstocker, dessen Onkel Martin der legendären Eishackler-Truppe um Erich Kühnhackl und Alois Schloder angehörte, die bei Olympia 1976 in Innsbruck Bronze holte, angehörte, beendet. Vater Hermann war ebenso Profi wie die Cousins Martin und Benjamin.
Nun also ab nach Augsburg – und mit denen kommt Hinterstocker nächsten Sonntag wieder nach München. Dann wird er auf dem Eis stehen – aber eben in den gegnerischen Reihen