Hier entstehen die Stars von morgen
Liefering - Das Navi ist hoffnungslos überfordert. Was aber nicht dazu führt, dass die Frauencomputerstimme nicht permanent, persistent, penetrant darauf beharren würde, im Recht zu sein. „Nach 600 Metern rechts abbiegen!“
Dass es sich um eine Sackgasse handelt und es rechts nirgendwohin geht, stört sie nicht. Wenn moderne Technik versagt, hilft nur Steinzeitkommunikation. Einen realen Menschen nach dem Weg fragen. „Geradeaus und irgendwann links“, heißt es. Die Straße führt von Asphalt über Lehm zu Kies, zu Schotter mit Schlagloch-Garantie. Dann, urplötzlich, erscheint sie wie eine Fata Morgana aus der Schrebergarten-Wüste. Die zukünftige Brutstätte der Fußball-Gretzkys und Eishockey-Messis. Zumindest will Pierre Pagé, Trainer des EHC Red Bull München, sie hier finden. In der 14.500-Einwohner Gemeinde Liefering, einem Ortsteil Salzburgs, die für sich mit dem Slogan „Das Dorf in der Stadt“ wirbt, wird die Nachwuchsakademie des milliardenschweren Getränkeherstellers Red Bull gebaut. „Hier entsteht etwas, was seinesgleichen sucht. Für Fußball und Eishockey“, schwärmt Pagé, „wir werden die Jugend der Welt versammeln und großartig ausbilden.“
Die „Distribution & Marketing GmbH“ von Red-Bull-Boss Didi Mateschitz hat das Gelände einer alten Trabrennbahn erworben. Seit 2008 laufen die Planungen für das Leistungszentrum, 2012 flatterte den Flügelverleihern der Baubescheid ins Haus, im August legten die Bagger los, im Juli 2014 soll das Ganze beendet sein. Ein Monster-Projekt, das sich die AZ anschaute.
Auf dem knapp 100.000 Quadratmeter großen Areal werden 17.000 Tonnen Stahl und 20.000 Kubikmeter Beton verbaut, dazu 11.000 Schalter und Steckdosen, 5000 Lampen. Auf dem Gelände, das eine Fußgängerzone sein wird, befinden sich drei Naturrasen- drei Kunstrasenplätze, drei Fußballkleinfelder, ein Feld entsteht in der Halle, dazu zwei Eisflächen fünf Meter unter der Erde. Die werden mit Spezial-Sensoren versehen. So werden über jeden Akteur Daten ermittelt. Zurückgelegter Weg, Stehzeiten etc. Die Daten werden direkt ans Trainerteam übertragen. Red Bull is watching you!
In der Akademie entstehen 96 Zimmer (in Doppelbelegung) auf vier-Sterne-Niveau und 16 Suiten (fünf Sterne). Die Eishackler erwarten zudem ein Rapid-Shot-Automat, vergleichbar mit einer Ballmaschine beim Tennis. Dort werden in Simulations-Programmen Pucks den Spielern zugespielt, die dann aufleuchtende Punkte treffen müssen. Das Programm ist weltweit vernetzt, wird von NHL-Klubs verwendet. So konnten sich die Spieler in Liefering mit NHL-Stars wie Sidney Crosby an der Maschine messen.
In der Akademie werden Jugendliche (ab 14) in drei Gruppen aufgenommen – U16, U18, und das Juniorenteam, das in der russischen Nachwuchsliga MHL spielt. „Es gibt auch Rundum-Betreuung, Deutschkurse, Nachhilfe“, sagt Derek Mayer, Trainer des Nachwuchsteams. Die Kosten müssen zu einem geringen Teil die Eltern tragen, den Rest übernimmt die Akademie. „Wir wollen die besten Jugendlichen Europas, nicht die reichsten“, so Mayer: „Bei uns geht es zu 51 Prozent um die Ausbildung, zu 49 Prozent."
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