Helden und Härtefälle
KÖLN Pat Cortina musste in den letzten Tagen viele Hände schütteln, viele Gratulationen entgegennehmen, viele Schulterklopfer ertragen. Richtig Spaß gemacht hat es ihm nicht. „Alle – ich eingeschlossen – sind stolz auf das Erreichte. Aber vielleicht war es auch dieses Stolzsein, das verhindert hat, dass wir noch mehr erreichen konnten”, sagte Cortina, dessen Team in der ersten Playoff-Runde nach zwei knappen Niederlagen (3:4 nach der dritten Verlängerung und 3:4) gescheitert war.
Bei allem Stolz über seine EHC-Helden, Cortina hat auch viele Defizite gesehen. „Es ist meine Aufgabe, mit kühlem Kopf zu analysieren. Ich darf mich, wenn es um die neue Saison geht, nicht von Emotionen leiten lassen”, sagte Cortina gegen den die DEL übrigens ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat, weil er beim ersten Playoffspiel wutentbrannt aufs Eis gestürmt war. „Das würde unseren Fortschritt behindern. Man hat in den beiden Spielen klar gesehen, was fehlt, um den nächsten Schritt zu tun.”
Offensichtlich war in beiden Partien, dass der EHC die Kämpfe direkt vor dem Tor nicht gewinnen konnte, dass Köln sich physisch sowohl defensiv als auch offensiv direkt vor dem Kasten Vorteile verschaffte. Vorteile, die zu Toren führten. „Garbage-Goals” – dreckige Tore – sagt Cortina dazu. Tore, die diese Serie mitentschieden haben. Cortina: „Die Größe und die Kraft unserer Herzen ist gewaltig, aber damit kann man eben nicht immer physische Defizite egalisieren.” Daher wird es beim EHC Veränderungen geben.
Klar ist, dass Nationaltorwart Jochen Reimer kommen wird. Auch die Verpflichtung von Ex-Nationalstürmer Klaus Kathan (Hannover), der über viel Erfahrung und physische Präsenz verfügt, ist so gut wie durch. Das Budget wird von 3,8 Millionen in dieser Saison auf 4,2 Millionen steigen. „Wir haben einen gewissen finanziellen Spielraum”, sagt Gesellschafter Jürgen Bochanski.
Manager Christian Winkler hatte vor der Saison einen Dreijahres-Plan erstellt, mit dem Erreichen der Pre-Playoffs ist man der Zielvorgabe ein Jahr voraus. „Wir werden die Parameter aber nicht ändern”, sagt Winkler, „wir spielen nicht verrückt. Die Pre-Playoffs sind wieder das Ziel.”
Ryan Ready, Martin Buchwieser, Bryan Adams, Uli Maurer, Felix Petermann und Stéphane Julien haben ihre Verträge bereits verlängert, Topscorer Eric Schneider wird folgen. Nach AZ-Informationen stehen die Verhandlungen mit Mike Kompon, Martin Schymainski und Johan Ejdepalm vor dem Abschluss. Auch Dylan Gyori, Kyle Helms und Christian Wichert dürften wohl eher bleiben.
Klar ist aber auch, dass Spieler gehen müssen. Bei den Torhütern wird es entweder Sebastian Elwing oder Joey Vollmer treffen. „Es wird natürlich Härtefälle geben”, sagt Manager Winkler. Kaum Chancen hat Bryan Schmidt. Bei Jordan Webb, der erneut an der Hand operiert werden muss, wird der Heilungsverlauf abgewartet werden. Das gleiche gilt für Brandon Dietrich nach seinem Kreuzbandriss. Auch für Kevin Lavallee und David Wrigley, das schlampige EHC-Genie, wird es nicht einfach. Immer wieder gerieten der viertbeste Scorer des EHC und Cortina in dieser Saison aneinander. Auch beim zweiten Köln-Spiel der Saison erwies Wrigley dem EHC einen Bärendienst, als er mit einem dummen Stockcheck den EHC in entscheidender Phase vier Minuten schwächte. „Ich hasse Disziplinlosigkeit”, sagte Cortina. Eine nicht nur kühle Analyse.
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