Heiß auf Eis

Stella (16), Tochter von Eishockey-Legende Peppi Heiß, gewinnt mit Deutschland die Curling-EM und fährt im Februar zu Olympia nach Vancouver. Der Vater sagt: „Ich bin unglaublich stolz auf sie!“
GARMISCH „Papa, ich habe dich übertrumpft“, rief Stella Heiß, als ihr Vater die 16-Jährige am Münchner Flughafen abholte. Und das will tatsächlich etwas heißen, handelt es sich bei „Papa“ doch um die Eishockey-Legende Joseph „Peppi“ Heiß (46). Der Co-Trainer des Zweitligisten EHC München ist mit 140 Einsätzen deutscher Rekord-Nationaltorhüter, war 1995 mit den Kölner Haien Meister, ist neunmaliger WM-Teilnehmer, spielte dreimal bei Olympia. Doch einen Titel mit dem Nationalteam holte er nie. Anders als seine Tochter Stella. Sie gewann mit den deutschen Curlerinnen um Skip Andrea Schöpp, die für den SC Riessersee starten, nun den EM-Titel in Schottland.
„Ich bin unglaublich stolz auf sie und habe ihr auch gleich gesagt: Den Erfolg hast du dir verdient“, sagt Heiß der AZ. Dabei wollte die Curling-Europameisterin ursprünglich ihrem Vater nacheifern. „Stella war schon immer ein Wilde“, erinnert sich Peppi Heiß: „Eines Tages meinte sie, sie wolle Eishockeyspielerin werden. Aber da habe ich gesagt: Moment, da habe ich was dagegen! Sie ist ein zierliches, zartes, schlankes Mädchen. Ich wollte nicht, dass sie in einem so harten Sport wie Eishockey landet.“
"So richtig verstanden habe ich den Sport noch nicht"
Aber heiß auf Eis war die Tochter dennoch, allerdings entschied sie sich dann doch für Steine und Besen. „Als sie zwölf war, ging Stella zur EM der Curler in Garmisch – mit ihrer Schulklasse“, erinnert sich Peppi Heiß, „sie war beim Spiel der Schwedinnen, hat da lauter blonde, hübsche Mädels gesehen, kam nach Hause und meinte: ,Ich will Curlerin werden!’ Sie hat mittrainiert und war Feuer und Flamme. Eines Tages kam der Anruf, ob sie einspringen kann bei einem Turnier in der Schweiz. Sie fuhr drei Stunden später mit. Da hat sie noch richtig Bammel gehabt. Sie hat geweint, weil sie sich nicht sicher war, ob sie das schafft. Aber sie wurde ins kalte Wasser geschmissen und hat es geschafft.“
Stella Heiß besetzt im deutschen Team derzeit die Position des „Lead“. „Aber so richtig verstanden habe ich denn Sport in seinen Feinheiten noch nicht“, gibt Heiß senior zu. Tatsächlich spielt der „Lead“ die ersten beiden Steine des Durchgangs, des so genannten „Ends“. Außerdem wischt sie die Steine all ihrer Mitspielerinnen.
Im Februar wird Stella, die zu Hause übrigens nicht den Besen schwingen muss („Sie muss ihr Zimmer aufräumen und sich um ihre Tiere kümmern – mehr nicht“) Deutschland auch bei Olympia vertreten. „Das ist schon der Wahnsinn. Das kann sie alles noch gar nicht richtig einordnen“, sagt der Vater, der als beste Olympia-Platzierung einen fünften Platz vorweisen kann. Wird ihn auch da die Tochter übertrumpfen? „Ich wünsche es ihr.“
Matthias Kerber