Hart erkämpft: Raubein Pinizzotto prügelt sich bei EHC-Sieg

München - Es war ein Akt schierer Verzweiflung. Haie-Verteidiger Moritz Müller wollte unbedingt ein Statement setzen, die Kölner, die eine 2:0-Führung gegen den EHC Red Bull München verspielt hatten und 2:4 zurücklagen, wachrütteln.
Also nahm Müller seinen gesamten Eishackler-Mut zusammen und attackierte urplötzlich ausgerechnet Münchens Bad Boy, Liga-Rüpel Steve Pinizzotto. Eher der Münchner recht realisiert hatte, wie ihm geschieht, hatte er schon drei Fäuste am Helm. Doch dann schlug Pinizzotto, den sie in München den Sheriff nennen, zurück. Müller blutete sofort und dreht schnell ab, so hatte er sein Gesicht gewahrt und vor schwerem Schaden bewahrt.
Beide Faustkämpfer erhielten zwei plus zwei plus zehn Strafminuten, Pinizzotto ist wegen einiger Vorstrafen in dieser Saison zudem das Spiel (19.30 Uhr) bei den Mannheim Adlern gesperrt. Müllers handgreiflicher Weckruf verpuffte aber umgehend, der EHC packte zwei Tore drauf, am Ende hieß es 6:2. Eine Pleite, die Trainer Cory Clouston am Montag seinen Job kostete.
"Absolut verdient gewonnen"
Der EHC war denkbar schlecht ins Spiel gestartet. Nach elf Minuten stand es 0:2. Doch anders als bei der 2:5-Pleite am Freitag in eigener Halle gegen die Schwenninger Wild Wings, als es nach fünf Minuten 0:3 stand, fand der EHC noch zu Form und Stärke und konnte das Spiel drehen. "Wir wissen, was wir können und das wir einfach in der Lage sind, noch drei, vier Tore zu schießen", sagte Stürmer Jerome Flaake. Drei, vier – oder eben sechs. "Wir haben absolut verdient gewonnen, auch in dieser Höhe", sagte Stürmer Patrick Hager, der zu dieser Saison von den Haien nach München gewechselt war, "wir hätten sogar noch mehr Tore schießen können."
Durch den Erfolg hat sich das Team von Trainer Don Jackson die Tabellenführung zurückgeholt. Den nächsten Stolperstein – Mannheim – will man mal ohne Drama und Krimi nehmen. "Die Adler sind ein schwerer Gegner, aber wir wissen, was wir können und wir wollen sechs Punkte aus diesen beiden Auswärtsspielen mitnehmen", sagte Hager. Dafür muss aber der EHC seine teils unerklärlichen Fehler in der Defensive abstellen.
Zuletzt taten sich speziell Florian Kettemer und Jon Matsumoto als Fehlerteufel on Ice hervor. "Einige Spieler haben die Aufgaben, die ihn zugeteilt wurden, nicht erfüllt", hatte Jackson nach der Schwenningen-Pleite gesagt, "wir haben Fehler gemacht, wie ich sie bei uns noch nie gesehen habe." Nicht immer kann man eine Partie nach klarem Rückstand noch drehen. Auch ein Double-Meister nicht.
Lesen Sie hier: Sieg gegen Kölner Haie - EHC an der Tabellenspitze