„Halleluja!“ EHC gewinnt erstes Playoff-Spiel

Playoff-Party nach dem Auftaktsieg des EHC MÜnchen. Doch Coach Pat Cortina nimmt das Team ins Gebet.
MÜNCHEN Das Zittern, Beten, Daumen-Drücken dauerte bis zur 57. Spielminute, bis Martin Schymainski, der schon das allererste EHC-Tor der Playoffs erzielt hatte, zum 4:2 traf. „Halleluja!“, schrie Stadionsprecher Stefan Schneider, die Stimme des EHC (und von 1860) ins Mikrofon und sprach damit den Fans, den EHC-Stars und -Bossen aus der Seele.
Nur einer, der wollte nach dem ersten Spiel der Viertelfinal-Playoffs (Endstand 5:2) so gar nicht in Lobpreisungen verfallen. Erfolgscoach Pat Cortina. „Nach Halleluja habe ich mich nicht gefühlt. Definitv nicht, nicht ein bisschen.“
So wichtig dieser Auftaktsieg in der Best-of-seven-Serie war, so viel hat der Perfektionist noch auszusetzen. „Dieser Sieg war nur dann ein guter Erfolg, wenn wir Lehren daraus ziehen. Wir haben nicht 60 Minuten Leistung gezeigt“, sagt Cortina. Und Manager Christian Winkler rechnete vor Spiel zwei am Freitag (20 Uhr) in Bremerhaven seinen Akteuren vor: „Wir haben nur 35 Minuten echtes Hockey gespielt.“
Doch mit Kurz- oder Teilzeitarbeit wird man in den Playoffs nicht kommen. „Wir haben der Mannschaft klar gesagt: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, so Winkler, „dieser Sieg war die Schwalbe, aber der Sommer lässt noch auf sich warten.“ Die AZ analysiert, wie weit der EHC schon ist.
TORHÜTER
Keeper Sebastian Elwing hat einen extrem unruhigen Stil, das überträgt sich zuweilen auf die Vorderleute. „Er ist ein Kämpfer“, sagt Winkler. Er kämpft mit sich und dem Spiel. Aber solange er den Puck hat, ist mir egal, ob er elegant wirkt.“ Stammtorwart Joey Vollmer fällt mit einer Platzwunde am Auge weiter aus. Der EHC wird aber in den Playoffs definitiv zwei starke Torhüter brauchen.
KONZENTRATION
Viele leichte Fehler im Aufbau, dumme Strafen, Schwächen im Stellungsspiel. Es lief beim EHC nicht alles rund. „Wir hatten, weil wir unseren Platz für die Playoffs sehr früh so abgesichert hatten, seit einem Monat kein bedeutsames Spiel mehr. Da ist es klar, dass es nicht gleich läuft“, sagt Cortina. Und Winkler meint: „Da ist man oft übermotiviert und dann sind die Beine schneller als der Kopf. Das müssen wir ganz schnell abstellen.“
AUSGEGLICHENHEIT
Eins, zwei oder drei? Wer ist denn nun die erste oder zweite Reihe, wer die dritte? „Ich weigere mich, eine Reihe als unsere erste zu bezeichnen und die anderen runterzustufen“, sagt Cortina, „wir haben drei gleichwertige Reihen, die alle ein Spiel allein entscheiden können.“ Gegen Bremerhaven war es die nominell erste Reihe – Mike Kompon, Schymainski, Dietrich – die für vier der fünf Tore verantwortlich war. Doch auch die Reihe mit Dylan Gyori, Dave Wrigley, Austin Wycisk sorgte für viel Druck. „Die Checks, die Wrigley zu Beginn ausgeteilt hat, haben dem Spiel den Stempel aufgedrückt. Er hat gespielt wie ein Berserker“, sagt Winkler. Und auch die gerne unterschätzte Reihe – Niklas Hede, Neville Rautert, Mario Jann – setzte tolle Akzente. „Dieses Trio ist für uns ganz wichtig – und das schon seit langem“, sagt Cortina, „wir sind gerüstet, denn auch unsere vierte Reihe macht einen guten Job, hält den drei anderen den Rücken frei.“
Die Sommergefühle beim EHC, sie erwachen. Halleluja!
Matthias Kerber