Halbfinal-Fehlstart: EHC läuft Bremerhaven ins offene Messer und sucht das Gaspedal
Bremerhaven/München - Dass es für den EHC Red Bull München im DEL-Halbfinale eigentlich nur gegen Bremerhaven gehen konnte, war dem Münchner Eishockey-Kosmos schon nach dem eigenen Viertelfinal-Sweep gegen Wolfsburg und dem gleichzeitigen Weiterkommen der Pinguins gegen Ingolstadt klar. Warum? Neben den Grizzlys aus der Autostadt sind die Norddeutschen der sowohl regelmäßigste als auch erfolgversprechendste Playoff-Gegner des Eishockeyclubs.
Dieses Halbfinale ist nach 2017, 2018 und 2023 das bereits das vierte Serien-Aufeinandertreffen beider Teams in der heißesten aller Saison-Phasen seit Bremerhavens Aufstieg 2016. Ligen- und wettbewerbsübergreifend ist es gar das neunte K.o.-Duell, rechnet man die Zweitliga-Serien 2007 und 2009, sowie die Finals um den DEB-Pokal 2009 und den Magenta-Sport-Cup 2020 dazu. Stets kam der Serien, bzw. Finalsieger vom Oberwiesenfeld. Und diesmal?
Powerplay-Monster Bremerhaven - EHC läuft ins offene Messer
Mit der Visitenkarte des stärksten Playoff-Powerplays ging Überraschungs-Hauptrundensieger Bremerhaven ins Spiel - und der EHC in Person des eigentlich als Pinguins-Schreck bekannten Trevor Parkes (16 Tore, 16 Vorlagen in 33 Partien) wegen Stockschlags direkt erst einmal auf die Strafbank. Gerade einmal vier Sekunden waren da auf der Uhr - rekordverdächtig.
Zwar überstand der Meister diese frühe Unterzahl unbeschadet, die zeitnahe zweite jedoch nicht mehr. Als Jonathon Blum wegen Beinstellens in der Kühlbox saß, brachte Jan Urbas (5.) die Hausherren per 133,6-km/h-Fackel in Führung.
Eine Frage von Übermotivation? Parkes bei Magentasport: "Ich denke schon." Die Lösung? "Von der Strafbank wegbleiben und mit mehr Disziplin ihnen nicht noch mehr Schwung verschaffen." Klappte in der Folge zwar besser, ein Münchner Tor wollte aber nicht gelingen. Markus Eisenschmid (11.) und Nico Krämmer (14.) scheiterten.
Daubner ärgert sich bei seinem 300. DEL-Einsatz
"Es ist sehr intensiv, wir fahren unsere Checks zu Ende und es tut weh bei jedem Scheibenkontakt", sagte EHC-Boss Christian Winkler nach 20 Minuten und kündigte an: "Das werden wir durchziehen." Allerdings zogen nicht die Münchner, sondern die Bremerhavener durch und stellten nur 118 Sekunden nach Wiederbeginn durch Markus Vikingstad auf 2:0. Mit Blick auf dessen eingeleiteter Großchance im ersten Drittel hatte Winkler noch gemeint: "Im Slot sind sie oft wie Katzen, schwer zu greifen."
Wirklich zu packen bekam der EHC die Hausherren am Sonntagnachmittag nicht. Folgerichtig fiel das 3:0 durch Dominik Uher auf mustergültiger Vorarbeit von Skyler McKenzie (28.). So hatte sich Maximilian Daubner seinen 300. Einsatz in der DEL nicht vorgestellt. "Mich ärgert, dass wir zu wenig Scheiben aufs Tor bringen, hinten nicht sauber rauskommen, die Scheibe nicht tief bringen", stellte er nach 40 Minuten fest.
Kristers Gudlevskis im Bremerhavener Tor sollte jedoch unüberwindbar bleiben. Der DEL-Goalie des Jahres ließ sich auch durch einen unsanften Rempler von Mitspieler Nicholas B. Jensen und einem Maskentreffer durch EHC-Verteidiger Les Lancaster im Schlussdrittel nicht aus der Fassung bringen. So blieb es beim 0:3.
EHC-Coach Söderholm: "Nicht gleichzeitig das Gas- und Bremspedal drücken"
"Man hatte ein wenig das Gefühl, dass wir mehr abgewartet haben, was der Gegner bringt", analysierte Trainer Toni Söderholm nach Spielende. "Wir müssen einfach schauen, dass wir nicht gleichzeitig das Gas- und Bremspedal drücken, sondern mehr aufs Gaspedal." Spiel zwei der Best-of-seven-Serie steigt am Mittwochabend um im Olympia-Eisstadion (19 Uhr/Magentasport live).
Zwei Fakten machen Mut: Der EHC verlor noch nie eine Halbfinal-Serie in der DEL. Und traf man in den Playoffs auf Bremerhaven, wanderte der Pott stets nach München - zuletzt im vergangenen Jahr, als die Red Bulls sogar mit 0:2 in Serien-Rückstand geraten waren.