Gaudibursch als Grantler

Muskelfaserriss ärgert EHC-Keeper Joey Vollmer. Dennoch interessieren sich DEL-Klubs für ihn. Doch der 28-Jährige würde gerne langfristig in München bleiben.
MÜNCHEN Joey Vollmer ist ein Gaudibursch, der immer für einen Spaß zu haben ist und eigentlich immer lächelt. Nicht umsonst ist der Keeper des EHC München daher Publikumsliebling. Doch wer den 28-Jährigen in der letzten Woche erlebt hat, lernte einen richtigen Grantler kennen. „Ich war sowas von sauer und grantig, sowas von frustriert“, sagte Vollmer vor der Partie des EHC gegen Angstgegner Schwenningen .
Was Vollmer zum Frust-Joey werden ließ, ist die Verletzung, die er sich beim Heilbronn-Spiel zugezogen hat. Ein kleiner Muskelriss in der Leistengegend. Die gleiche Verletzung, die er vor drei Jahren schon einmal hatte. „Beim Gehen spüre ich gar nichts, aber bei seitlichen Bewegungen zieht es sofort“, sagt Vollmer, „ das ist so ärgerlich. Anders als früher wärme ich mich jetzt gescheit auf, damit so was nicht passiert und dann fährt einer von den Heilbronnern in mich rein, reißt mir den Haxn weg und das war’s“, sagt Vollmer, der noch etwa zehn Tage ausfällt.
Ausgerechnet in der Phase, in der es bei ihm gut lief, in der Phase, in der ihm der Verein ein Vertragsangebot vorlegen wollte. „Wir haben schon drüber geredet, dass ich bleiben soll“, sagt Vollmer. Doch Vollmer ist begehrt, zwei DEL-Vereine haben grundsätzliches Interesse bekundet. „Das ist normal, wenn man in der Zweiten Liga drei Jahre in Folge bei den Statistiken mit ganz oben dabei ist“, sagt Vollmer, der sich aber gerne langfristig an den EHC binden möchte. „Jedes Jahr wieder neu zu verhandeln, das ist nicht so mein Ding“, sagt Vollmer, der nach eigenem Bekunden sehr vom Training mit Joseph Heiß, der seit dieser Saison die Münchner Keeper betreut und am Freitag den bei der ungarischen Nationalmannschaft weilenden EHC-Trainer Pat Cortina an der Bande ersetzte, profitiert. „Heiß ist unglaublich. Der sieht alles, wir haben am Stellungsspiel gearbeitet, wie man die Winkel noch besser verkürzt, wie man noch aggressiver rausgeht.“
Veränderungen, die auch Cortina aufgefallen sind. „Joey wirkt so, als habe er zu sich gefunden.“ Und deswegen gibt es im Training auch nicht mehr bei jedem vermeidbaren Gegentor einen gehörigen Anpfiff. „Er weiß ja, dass ich selber den Ehrgeiz habe, das Beste aus mir rauszuholen“, sagt Vollmer.
Und wie sieht es mit seiner Zukunft beim EHC aus? „Ich mache mir da keine Sorgen“, sagt EHC-Manager Christian Winkler. Ein Vertrag, das würde Grantler Joey wieder lächeln lassen.
Matthias Kerber