Früher Eis, jetzt Kaffee

Leonhard Wild, einst Keeper des EHC, betreibt in Garmisch seine eigene Rösterei – und trinkt selbst pro Tag 15 Tassen.
von  Matthias Kerber

Garmisch-Partenkirchen - Der Mann mit der Schiebermütze stößt die Hände in das Fass mit den Kaffeebohnen, holt eine Hand voll hervor, riecht genüsslich daran, ehe er die Bohnen durch die Finger rennen lässt. „Sehr gut”, sagt er, zieht noch einmal die vom Kaffeeduft erfüllte Luft durch die Nase und lächelt.

Das ist sie, die neue Welt des ehemaligen EHC-Torwarts Leonhard Wild, den sie alle nur Harti nennen, und der in Garmisch seine eigene Kaffeerösterei betreibt. „Ich habe das Glück, dass ich gleich zwei Mal in meinem Leben das Hobby zum Beruf machen konnte”, sagt der 33-Jährige.

Der Kaffee ist sein zweiter Hobby-Beruf, der erste war das Eishackeln. Von 2005 bis 2008 bildete er beim EHC mit Joey Vollmer das Torhüter-Duo, 92 Mal war er für den EHC aktiv, sechs Mal spielte er für Deutschland, trug das Trikot mit dem Bundesadler auf der Brust.

Doch eine schwere Knieverletzung behinderte Wild, der zu seiner Zeit in München auch eine Pizzeria in der Schrannenhalle betrieb, stark. Wild, der am vergangenen Sonntag zur Feier des 15-jährigen Klubjubiläums im EHC-All-Star-Team spielte, legte damals eine längere Pause ein. Doch 2010 fing er bei seinem Heimatverein SC Riessersee wieder an, gewann die Oberliga-Meisterschaft. Nach dem Karriereende 2012 wurde er Torwarttrainer beim SCR, das Amt legte er aber im Dezember 2012 nieder. Er spielt weiter in Garmisch bei den Alten Herren, aber jetzt als Stürmer, nicht mehr als Goalie.

Schon seit Jahren hatte sich Wild mit seinem Lieblingsgetränk (er trinkt etwa 15 Tassen am Tag) befasst. „Ich habe den Geschmack, den Geruch immer geliebt”, sagt Wild. Die ewige Liebe manifestierte sich vor fünf Jahren in der eigenen Rösterei, dem Wild-Kaffee. „Ich habe viele Lehrgänge besucht, Weiterbildungen gemacht, denn eine richtige Ausbildung dafür gibt es nicht”, sagt Wild. Seitdem ist er ein Handlungsreisender in Sachen Kaffee. „Ich besuche die Erzeugerländer oft. Ich war zuletzt in Panama, Nicaragua, Guatemala”, sagt Wild, „ein guter Kaffee braucht eine gute Bohne, die übrigens eher nach Gras in ihrem Urzustand riecht, und eine wirklich gute Röstung.” Von Discounterware lässt er aber die Finger. „Ich sehe ja vor Ort, was die für Zeug kaufen. Wenn man weiß, was Herstellung, Transport und Kaffeesteuer kosten, kann ein Kaffee, der unter zehn Euro das Kilo kostet, nix sein”, sagt der Espresso-Fan.

Fünf Mitarbeiter hat der Harti jetzt, pro Jahr röstet er selber etwa 60 bis 70 Tonnen Kaffee. Er stellt auch Spezialröstungen nach den Wünschen der Kunden her. So hat er mal eine Spezialmischung EHC produziert. „Die ging gut weg”, sagt der Garmischer. „Ein guter Kaffee ist ein Stück Lebensqualität.” Dabei atmet er wieder den Kaffeeduft genüsslich ein und lächelt.
Der Harti, der gleich zwei seiner Hobbys zum Beruf gemacht hat. 

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