Ex-EHC-Star Kahun: "Mit diesem Helm ist man schneller die Zielscheibe"
AZ-Interview mit Dominik Kahun: Der 26-Jährige stieg beim EHC Red Bull München zum Star auf. Nach drei Jahren in der NHL stürmt er nun für den SC Bern.
AZ: Herr Kahun, haben es die "Kahun, Kahun, Kahun"-Rufe der Fans schon bis in die Schweiz geschafft?
DOMINIK KAHUN: Nein, die wird es wahrscheinlich immer nur in München geben. (lacht)
Sie spielen nun in der Schweiz, beim SC Bern, und sind Topscorer Ihrer Mannschaft. Wie bejubelt man Sie da?
In der Schweiz trägt der Topscorer einen gelben Helm und ein anderes Trikot. Dort sagen Sie nach einem Tor die Nummer und den Vornamen an und sprechen vom "PostFinance"-Topscorer, das ist versponsert. Danach rufen die Fans einmal den Namen aus.
Ein Helm mit Flammen an der Seite - sieht nicht schlecht aus.
Ja, aber ich bin trotzdem nicht so der Fan davon.
"Mit dem besonderen Helm und Trikot ist man schneller eine Zielscheibe"
Warum?
Weil man einiges mehr abkriegt. Das merke ich leider zur Zeit. Natürlich geht eine Mannschaft immer die besten Spieler des Gegners an - normal. Aber wenn ich nicht das Trikot anhätte, würde man mich in hoher Geschwindigkeit nicht so schnell erkennen. Mit dem besonderen Helm und Trikot ist man schneller eine Zielscheibe.
Dennoch läuft es für Sie ganz gut und mittlerweile auch für Ihren SC Bern. Sie haben den Sprung in die Playoff-Ränge geschafft.
Wir haben auch am Anfang nicht schlecht gespielt, aber oft unglücklich verloren. Jetzt spielen wir hart - und sind kompakter im System. Wir sind defensiv stabiler.
"Schwyzerdütsch? Am Anfang habe ich gar nix verstanden"
Die Erzrivalität zwischen der Schweiz und Deutschland ist bekannt. Wie wurden Sie aufgenommen?
Man hat mir schon gesagt, dass ich der erste Deutsche seit langer Zeit in der Liga bin. Justin Krueger, der auch deutscher Nationalspieler ist, spielt ja mit einem Schweizer Pass, also nicht als Ausländer. Die Leute haben mich aber gut aufgenommen und es mir einfach gemacht.
Verstehen Sie Schwyzerdütsch?
Am Anfang habe ich, ehrlich gesagt, gar nix verstanden. Mittlerweile geht es.
Ihr Klub ist der Zuschauerkrösus in Europa, selbst in diesen Zeiten kommen im Schnitt mehr als 13.000 Zuschauer.
Wenn man an den SCB denkt, denkt man sofort an die große Fankurve, die "Wand". Wir haben überragende Fans. Der Hauptgrund, warum ich aber nach Bern gewechselt bin, war aber, dass ich mich wohlfühlen und der Spielstil passen soll. Ich hatte mich mit Trainer und Sportchef unterhalten, das hat gepasst.
"Es ist kein Geheimnis, dass ich auch mit München geredet habe"
Sie hätten nach AZ-Informationen im Sommer zum NHL-Klub Winnipeg Jets wechseln können. Dort ist Blake Wheeler, der den EHC Red Bull München während des Lockouts 2012/13 mit NHL-Glanz schmückte, der Star.
Ja, da waren ein paar Teams aus Nordamerika, die Interesse hatten. Es war aber nicht das Richtige dabei. Es ist auch kein Geheimnis, dass ich auch mit München geredet habe. Das war eine schwere Entscheidung und ich musste lange überlegen. Ich wollte aber am Ende noch mal ins Ausland gehen, was anderes ausprobieren.
Sie haben in Bern für drei Jahre unterschrieben, mit Ausstiegsklausel für die NHL. Liebäugeln Sie mit der Rückkehr in die beste Liga der Welt?
Das werde ich oft gefragt. Der Fokus liegt aber im Hier und Jetzt, auf dem SC Bern, dann auf der deutschen Nationalmannschaft - und dann erst auf dem nächsten Sommer.
Wo Sie die Nationalmannschaft schon ansprechen: Ist Olympia ein Thema für Sie?
Ja, absolut! Jeder freut sich darauf, jeder will dabei sein.
Es gibt ja auch die Leute, die sich auf diese Spiele weniger freuen, unter anderem wegen der Coronabestimmungen.
Es wird sehr streng sein, mit vielen Kontrollen, glaube ich. Es kommt sicher darauf an, ob man sich treffen und spielen kann, oder allein auf dem Zimmer sitzen muss. Aber wir bekommen sicher viele Übungen und eine Xbox oder sowas, die Zeit bekommen wir schon rum. (lacht) Wenn ich dort bin, sind es für mich trotzdem die Olympischen Spiele.
"Toni weiß immer genau, was er sagen soll"
Nationaltrainer Toni Söderholm absolvierte letztens ein Praktikum bei NHL-Klub Florida Panthers. Hat er das Zeug, in der NHL zu coachen?
Wenn er so weiter macht, würde ich schon sagen, dass er den Sprung packt. Absolut. Ich habe ihn als Mitspieler, als Development Coach, als Trainer in München und als Nationaltrainer erlebt. Ich spreche, glaube ich, für alle Spieler, wenn ich sage: Man hat immer ein gutes Gefühl bei der Nationalmannschaft. Wir sind sportlich erfolgreich, Toni weiß immer genau, was er sagen soll. Er motiviert uns aufs höchste Niveau.

War es komisch, den ehemaligen Mitspieler als Chef zu haben?
Bei der ersten Maßnahme sicherlich. Jetzt sehe ich ihn aber nicht mehr wie einen früheren Mitspieler, sondern wie den Nationaltrainer. Er macht die Sachen richtig.
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