Ex-EHC-Profi Chris Bourque: "Trevor Parkes ist ein Teddy"
München - AZ-Interview mit Chris Bourque: Der 35-jährige US-Stürmer vom ERC Ingolstadt spielte zwei Jahre für den EHC Red Bull München.
AZ: Herr Bourque, Sie sind nun im dritten Jahr in weiß-blauen Landen unterwegs und sollen eine wichtige bayerische Tradition schon angenommen haben.
CHRIS BOURQUE: Welche denn?
Die Liebe zur Butterbreze.
Das stimmt. Mein Mitspieler Colton Jobke hat mich darauf gebracht. Er hat das Ganze ins Laufen gebracht.
Gibt's auf Auswärtsfahrten Kämpfe um die letzte Butterbreze? Jobke, ein gestandener Verteidiger, gilt als Eisenfaust.
Nein, wir bekommen nur das, was Colton übriglässt. Wir kriegen praktisch die Krümel. (lacht)
"Wundervolle Jahre in München"
Sie spielen jetzt für den ERC Ingolstadt, der am heutigen Dienstag (19.30 Uhr, MagentaSport) auf Ihren Ex-Klub EHC Red Bull trifft.
Meine Familie und ich hatten zwei wundervolle Jahre in München. Wir konnten coole historische Orte anschauen. Und die Stadt ist sehr familienfreundlich. Wir haben direkt am Luitpoldpark gewohnt, das war fantastisch für die Kinder. Es ist hier echt sehr lebenswert. Es war eine leichte Entscheidung für uns, in Bayern zu bleiben.
Zumal es in Ingolstadt ja auch eine internationale Schule gibt. Was für Sie als treu sorgender Familienvater sehr wichtig ist.
Stimmt, meine Familie ist mir wichtig. Mein Sohn ist neun Jahre alt, er geht nun in die fünfte Klasse. Meine Tochter ist sechs, sie hat mit der Schule gerade angefangen. In München war es eine britisch-internationale Schule, hier eine schweizer-internationale. Meine Kinder reden dort teils Englisch, teils Deutsch. Sie haben da jedenfalls eine deutlich größere Begabung als ich. (lacht) Noch mal zurück zu der Zeit in München...
Bitte.
Wir hatten viele Spieler mit Familie in der Mannschaft. Wir sind zum Beispiel häufig zusammen im Englischen Garten unterwegs gewesen. Wir waren sehr eng miteinander und stehen nach wie vor eng in Kontakt.
Keine Angst vor Trevor Parkes
Zum Beispiel mit Trevor Parkes, dem EHC-Torjäger.
Genau. Wir schreiben uns mehrmals die Woche. Wir haben uns auf dem Eis gut verstanden, aber auch daneben. Wir haben viel miteinander unternommen.
Hat er mit seiner tiefen, rauen Stimme und seiner Körpergewalt Ihren Kindern nicht Angst gemacht?
(lacht) Er ist ein großer Teddybär. Sie mögen ihn sehr. Trevor ist in den vergangenen beiden Jahren einer meiner besten Freunde geworden, nicht nur, was das Eishockey angeht. Es ist schon wichtig, in normalen Zeiten Freunde um sich zu haben. Speziell im Lockdown war es aber Gold wert, so einen engen Freund an seiner Seite zu wissen. Das schweißt zusammen.

Sie spielten mit Parkes und Mark Voakes in der Münchner Topreihe. Nun stürmen Sie in Ingolstadts Paradeformation mit Wayne Simpson und Louis-Marc Aubry.
Ja, am Anfang war es eine Umstellung nach zwei Jahren praktisch am Stück mit denselben Leuten: Trevor, einem der besten Torjäger der Liga und Mark, der unsere Reihe mit getragen hat. Es war eine Herausforderung, ein neues Team, ein neues Spielsystem und eine neue Stadt kennenzulernen. Unser Saisonstart war nicht gerade großartig. Wir verloren, oft äußerst knapp, aber dann...
...haben Sie den Stein den Hang hinaufgebracht. Seitdem läuft es. Wie haben Sie das bewerkstelligt?
Wir wussten, dass wir es packen werden, wenn wir uns ins Zeug legen. Ingolstadt hat einen Haufen guter Spieler. Wir mussten unsere Fehler im eigenen Drittel abstellen. Wir sind jetzt defensiv gestählt - wir müssen sicherstellen, dass es dabei bleibt, dann sind wir ein starkes Team. Über unsere Offensive brauchen wir nicht reden. Da sind wir, wenn es läuft, eine echte Macht. Ich nenne hier nur mal stellvertretend meine Reihe: Louis-Marc spielt wirklich gut und Wayne ist ein unglaublich guter Spieler...
Guter Draht zu Simpson
Er ist wie Parkes einer der Torgefährlichsten der Liga. Haben Sie mit Simpson auch abseits des Eises einen guten Draht?
Ja, definitiv. In der Länderspielpause kürzlich waren er, unser Verteidiger David Warsofsky und ich zusammen in Dublin. Dort war ich noch nicht gewesen. Ich habe einen Rotstich in meinem Bart - nicht, dass ich wüsste, aber vielleicht habe ich ja Verwandte dort. (lacht) Wir waren vier, fünf Tage dort. Wayne kannte ich aber schon länger, wir haben früher in Hershey zusammengespielt. Und er kommt auch aus Boston.
Ingolstadt hat eh eine "Boston-Connection" im Team.
Ja, es ist immer gut, Spieler aus derselben Gegend zu haben. Das hilft. Wayne und ich bereiten uns in den Sommern sogar gemeinsam vor.
Noch ein Tipp: Wie geht es heute Abend aus?
Beim ersten Saisonvergleich hatten die Münchner einen viel zu leichten Sieg. Auch, wenn München eines der besten Teams der Liga ist: Wir spielen auf Sieg, klar, und wenn wir unser Bestes geben, sollten wir dazu auch in der Lage sein.
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