"Es hat nicht gepasst": EHC-Boss Winklers emotionale Erklärung für das Söderholm-Aus

Nach nur sieben Spielen zieht der EHC Red Bull München die Reißleine und trennt sich von Trainer Toni Söderholm. Boss Winkler: "Das ist wie in einer Beziehung, man weiß es am Ende oft gar nicht warum, aber es funktioniert nicht."
von  Matthias Kerber
"Deswegen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, den Trainer zu wechseln, um der Mannschaft den Impuls zu geben, den sie braucht", sagt EHC Manager Christian Winkler (hinten) über die Entlassung von Trainer Toni Söderholm (r.).
"Deswegen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, den Trainer zu wechseln, um der Mannschaft den Impuls zu geben, den sie braucht", sagt EHC Manager Christian Winkler (hinten) über die Entlassung von Trainer Toni Söderholm (r.). © IMAGO/ActionPictures

München - Es sind Worte voll tiefer Wehmut, in denen die ganze Enttäuschung durchkreuzter Pläne, geplatzter Träume, die sich letztlich als Schäume herausgestellt haben, mitschwingen, die Christian Winkler da aussprach. "Es hat einfach nicht gepasst", sagte der Managing Director Sports Red Bull Eishockey vor dem 5:4-Sieg nach Penaltyschießen des EHC Red Bull München in Bremerhaven bei MagentaSport.

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EHC Red Bull München: Winkler über Trennung von Söderholm: "Das ist wie in einer Beziehung"

Was nicht gepasst hat, war die Liaison mit Toni Söderholm (46). Der Finne hatte im Mai 2023 die Nachfolge von Don Jackson, dem erfolgreichsten Trainer der DEL-Geschichte, angetreten. Jackson hatte zuvor dem EHC den vierten Meistertitel der Klub-Historie als Abschiedsgeschenk beschert, bevor er sich in den Trainerruhestand verabschiedete.

Am Samstag, einen Tag nach dem 1:2 nach Penaltyschießen gegen den Tabellenletzten Düsseldorfer EG, der dritten Heimpleite in Serie im neuen SAP Garden, wurde Söderholm freigestellt. "Das ist wie in einer Beziehung, man weiß es am Ende oft gar nicht warum, aber es funktioniert nicht", sagte Winkler:

"Deswegen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, den Trainer zu wechseln, um der Mannschaft den Impuls zu geben, den sie braucht." Der bisherige Co-Trainer Max Kaltenhauser, erst zu dieser Saison von DEL2-Meister Regensburg verpflichtet, soll es richten. Ob er mehr als eine Zwischenlösung sein kann, muss sich zeigen, der EHC hat nach AZ-Informationen erste Kontakte zu anderen Trainern aufgenommen.

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Söderholm war Plan B für Jackson-Nachfolge beim EHC Red Bull München

Seit Jahren hatte man versucht, einen möglichen Nachfolger für Jackson intern aufzubauen. Dessen Assistenzcoach Matt McIlvane war die erste Wahl, doch er wurde 2019 Chefcoach bei Red Bull Salzburg, holte dort zwei Meistertitel, ehe er 2023 den AHL-Klub San Diego Gulls übernahm.

Plan B war Söderholm, der als Spieler 2007 mit Finnland Vizeweltmeister geworden war, und mit dem EHC 2016 den ersten DEL-Titel der Vereinsgeschichte holen konnte. Jetzt ist Söderholm, der 2016 seine Trainerkarriere begann, und von 2019 bis 2022 Bundestrainer war, der erste Coach, der seit Red Bull 2012 beim EHC eingestiegen ist, in der Saison vor die Tür gesetzt wurde.

Nach nur sieben DEL-Spielen! "Wir waren schon vergangene Saison unglaublich inkonstant. Das hat sich leider über die Vorbereitung auch in diese Saison gezogen", meinte Winkler: "Wir sind im Ergebnissport ‒ und wir haben die höchsten Ziele."

Die man schon vergangene Saison nicht erfüllen konnte. Platz fünf in der Hauptrunde und das krachende Aus im Halbfinale gegen Bremerhaven war nicht Red-Bull-like. Es folgte eine "knallharte Analyse in beide Richtungen", meinte Winkler.

Winkler sieht kollektive Schuld und verteidigt Transfer-Strategie des EHC

Das Ergebnis: Man glaubte, mit Söderholm, der als Mensch von allen geschätzt wird, in die Erfolgsspur zurückzufinden. Eine Fehleinschätzung. "Es liegt nicht nur an einer Person, die die Schuld trägt", sagte Winkler, "da nehme ich mich, da nehme ich das Umfeld mit rein. Toni ist ein unfassbar toller Mensch, aber am Ende waren wir der Meinung, dass wir so nicht in die Richtung kommen, die wir gehen wollen."

Söderholm hatte versucht, das System Jackson zu modifizieren, seine eigene Spielidee zu implementieren ‒ doch es passierten immer wieder die gleichen Fehler. Die Red Bulls waren leicht auszukontern. Nicht nur Anspruch und Wirklichkeit, sondern auch System und Kader passten nicht perfekt zusammen.

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Hatte Söderholm zu wenig Einfluss auf die Kaderzusammenstellung? "Den Stil, den wir spielen, der war ganz klar kommuniziert. Sie glauben ja wohl nicht, dass wir einen Spieler verpflichtet haben, ohne, dass wir mit dem Trainer vorher darüber gesprochen haben. Da laufen nicht nur Einäugige und ein paar Lahme durch die Gegend", sagte Winkler:

"Es hat halt nicht gepasst, das müssen wir uns auch selber auf die Fahne schreiben."

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