"Erstmal zum Angeln, dann ins Disneyland"
AZ: Herr Elwing, die Saison des EHC ist beendet, Ihre noch nicht, Bundestrainer Uwe Krupp hat Sie in den Kader der deutschen Nationalmannschaft für die Spiele gegen Österreich berufen.
SEBASTIAN ELWING: Ich muss zugeben, ich bin ungemein stolz, dass ich nun für die Nationalmannschaft nominiert wurde, das ist schon wirklich etwas ganz Besonderes, speziell, wenn man – wie ich – schon 31 Jahre alt ist.
Sie haben mit Ihren 31 Jahren einen gewaltigen Entwicklungssprung gemacht. Können Sie uns das erklären?
Torhüter reifen sicher später, aber eine direkte Erklärung habe ich nicht. Ich sehe es einfach als den Lohn für all die Arbeit, die ich über die Jahre in meinen Sport gesteckt habe. Man hat mir beim EHC das Vertrauen geschenkt, und dadurch findet man zu seiner inneren Ruhe. Ich war immer überzeugt, dass ich es in der DEL schaffen kann, wenn man mir die Chance gibt. Dass es dann gleich so wird, habe ich nicht erwartet. Diese Saison war irgendwo ein Traum. Aber ich bin noch gar nicht groß dazu gekommen, das alles zu reflektieren. Das wird wohl erst passieren, wenn ich mich mal daheim in einen Sessel plumpsen lassen kann. Das kann ich erst, wenn die Saison vorbei ist. Das ist sie für mich aber noch nicht.
Sie haben beim EHC noch nicht für die nächste Saison unterschrieben. Klar ist, dass der EHC Jochen Reimer als neue Nummer 1 holt.
Es gab Gespräche, die werden wir nach dem Lehrgang der Nationalmannschaft wieder aufnehmen.
Man hat Ihnen aber schon gesagt, dass Sie nur noch als die Nummer 2 hinter Reimer vorgesehen sind.
So dezidiert waren die Gespräche noch nicht. Ich mag München, ich würde mich Freude, zurückzukehren, aber man wird es sehen.
Wie hart waren die letzten Wochen für Sie, als die Fans sich im letzten Saisonspiel, dem 2:6 gegen Ingolstadt gegen Sie stellten und hämisch die Einwechslung von Joey Vollmer forderten.
Das hat mich – das muss ich zugeben – in dem Moment schon getroffen, ich war anfänglich sehr enttäuscht. Aber ich habe nicht nur diese Gesänge gehört, sondern auch die Pfiffe der anderen Fans, die wollten, dass diese Gesänge aufhören. Ich habe in den Tagen danach auch so viel positives Feedback erhalten, von der Mannschaft, aus dem Umfeld, da waren Zettel und Briefe, die an meinem Auto hingen und nur lieb und positiv waren, dass ich mit der Sache für mich abgeschlossen habe. Wenn einige sowas singen wollen, kann ich es sowieso nicht ändern. Das muss ich akzeptieren, das habe ich akzeptiert.
Publikumsliebling Vollmer muss den EHC verlassen. Sie beide – aber auch Ihre Frauen – hatten trotz der Konkurrenz extrem guten Kontakt.
Das stimmt, wir mögen uns und wir haben auch darüber gesprochen, dass er den Verein verlassen muss. Ich bin mir sicher, unser Kontakt wird auch in Zukunft nicht abreißen, dafür verstehen wir uns einfach zu gut. Das Ganze ist eine Entscheidung des Vereins, die kann weder er noch ich ändern. Aber er ist immerhin in den Genuss gekommen, neun Jahre für einen Verein zu spielen. Das gibt es in der heutigen Sportwelt ja eh so gut wie nicht mehr.
Wer hat sich den im Hause Elwing in der Urlaubsplanung durchgesetzt? Sie, der gerne die Einsamkeit sucht, oder Ihre Frau Sarolta, die es gerne etwas lebhafter mag?
Wir beide. Erst fahren wir mit ein paar Freunden – unter ihnen die EHC-Spieler Sören Sturm und Felix Petermann – zum Angeln nach Norwegen und danach werden wir den 30. Geburtstag meiner Frau groß begehen. Sie hat sich eine Reise nach Paris ins Eurodisneyland gewünscht, die kriegt sie natürlich auch. Und ich gehe davon aus, unser Sohn Lenny wird gegen die Wahl auch keinen Einspruch einlegen. Ich denke, der wird richtig ausrasten.
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