„Eric wollte einfach einen sicheren Arbeitsplatz“
Wie es DEL-Aufsteiger EHC München glückte, den kanadischen Top-Stürmer Schneider zu holen. Trainer Cortina lobt den Vater von fünf Kindern: „Bodenständig, bescheiden – er passt zu uns.“
MÜNCHEN Kaum war er raus aus der Halle, ging es schon rein in die Häuser. Gleich nach dem Training des EHC stand für Eric Schneider am Mittwoch nämlich erst einmal die Wohnungssuche an. Ein Domizil zu finden, für sich, seine Frau, die fünf Kinder und den Hund, gar nicht leicht.
Noch schwieriger war es aber für Manager Christian Winkler, den 32-jährigen Kanadier überhaupt zu verpflichten, den Spitzenspieler aus der DEL, den neuen Top-Star des EHC.
Erst vor zwei Wochen hatte Winkler eine Verpflichtung kategorisch ausgeschlossen. „Das ist unrealistisch, einen wie können wir uns nicht leisten. Der hängt für uns so hoch wie der Mond über der Erde.“
Schneider war letzte Saison Kapitän der Frankfurt Lions, die im Mai pleite gingen und Insolvenz anmeldeten. Nach dem Heimaturlaub in Kanada kehrte Schneider nach Frankfurt zurück, räumte seine Wohnung leer, und fragte bei Winkler nach, ob er beim EHC mittrainieren könne, um sich fit zu halten. Bis er einen neuen Verein gefunden habe.
Aus der Zweckbeziehung wurde ein inniger Flirt und nun dann doch ein Bund zumindest für die erste DEL-Saison des EHC. Denn Schneider unterschrieb für ein Jahr.
Aber warum dann doch?
Weil die Not auf beiden Seiten groß war. Der EHC suchte nach dem Ausfall von David Wrigley (nach seiner Nacken-OP fehlt er mindestens drei Monate) einen weiteren Top-Stürmer, Schneider dringend einen Klub. Und die Sorge beim Kanadier wuchs, als letzte Woche Gerüchte aufkamen, auch den Krefeld Pinguinen drohe die Insolvenz.
Das hätte die Konkurrenz-Situation bei der Job-Suche dramatisch verschärft, dann wären 22 weitere Spieler auf dem Markt gewesen. „Eric wollte einfach einen sicheren Arbeitsplatz“, sagte Winkler am Mittwoch, „bei so einer großen Familie hat man da natürlich eine gewisse Verantwortung.“ Und genau wegen dieser Sicherheit gingen Schneider und sein Berater auch bei den Gehaltsvorstellungen massiv nach unten. „Wir bekamen immer mehr Signale, dass man bereit ist Kürzungen in Kauf zu nehmen“, so Winkler. „Aber er hat es auch gemacht, weil er gemerkt hat, dass hier etwas wachsen kann. Mit ihm hat es einfach vom ersten Moment an gepasst.“
Sportlich, weil er bei den Testspielen im Trainingslager vergangene Woche einer der Besten war. „So einen Allroundspieler mit so starken Qualitäten offensiv wie defensiv kann man sich nur wünschen“, sagte Trainer Pat Cortina zur AZ über seinen kanadischcen Landsmann, der in vier Spielzeiten in 211 DEL-Spielen auf 79 Tore und 120 Assists kam.
Schneider wuchs in Calgary auf, spielte bis 2004 in der AHL, dem Unterbau der NHL. Dann ging er nach Deutschland, spielte je ein Jahr in Crimmitschau und Bietigheim zweite Liga, damals auch schon gegen den EHC, ab 2006 dann für die Hannover Scorpions DEL, 2009 dann der Wechsel nach Frankfurt.
Doch es waren traurige erste Wochen bei den Lions, Mitte September flog er heim nach Calgary zu seinem schwer kranken Vater, der nur wenige Tage danach starb.
Das Glück kam im Oktober zurück, als Ehefrau Carla die Zwillinge Clark und Adam gebar. Bereits das zweite Zwillingspärchen der Schneiders nach den nun siebenjährigen Katie und Avrie. Lediglich die älteste Tochter Claire (8) kam alleine zur Welt. Und einen Hund haben sie auch, der so heißt wie der von Rudolph Moshammer. Daisy, ein Labrador-Pudel.
„Meine Bewunderung an Eric und seine Frau“, so Cortina, „wie sie das hinbekommen, großer Respekt. Eric ist ein sehr bodenständiger und bescheidener Mensch, er passt sehr gut zu uns.“
Nun ist der Mond eben doch auf der Erde gelandet. Ein erster Schritt, um nach den Sternen zu greifen.
F. Kinast, M. Kerber
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