Eishockey vs. Fußball: „Jesus Maria, arme Hund’!“

Vier Spiele in sieben Tagen – so sieht die Horror-Woche für den EHC München aus. Angesichts dieser Belastung schmunzlen die Eishackler über jammernde Fußballer.
von  Abendzeitung
Sind Eishockeyspieler fitter als Fußballer?
Sind Eishockeyspieler fitter als Fußballer? © Augenklick

MÜNCHEN - Vier Spiele in sieben Tagen – so sieht die Horror-Woche für den EHC München aus. Angesichts dieser Belastung schmunzlen die Eishackler über jammernde Fußballer.

Die Fußballer des FC Bayern mussten am Dienstag in der Champions League gegen Cluj ran, dann am Freitag beim HSV. Es folgt das Pokalspiel am Dienstag gegen Werder Bremen und dann gleich wieder am Freitag gegen Freiburg. Und schon begann angesichts solcher Belastungen – vier Spiele in elf Tagen – bei den kriselnden Kickern das Wehklagen. „Das ist Wahnsinn, dass wir alle drei Tage ein Spiel haben“, klagte Trainer Louis van Gaal und bekam Rückendeckung von seinem Boss, dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge. „Die Liga zeigt keinerlei Fingerspitzengefühl“, sagte Rummenigge, der auch gleich bei der Liga vorstellig wurde. „Für diese Ansetzungen fehlt mir manchmal das Verständnis, das ist schon sehr eigenartig.“

Eigenartig findet das auch Christian Winkler, der Manager des DEL-Aufsteigers EHC München. Aber aus einem anderen Grund. „Ich bin jetzt keiner, der die Fußballer nur als Jammerlappen abstempelt. Aber wenn ich das höre, dann muss ich schon schmunzeln“, sagt Winkler, „da denke ich mir schon: Jesus Maria, die armen Hund’!“

Purer Sarkasmus angesichts der Horror-Woche, die dem EHC bevorsteht. Am Dienstag (19.30 Uhr), geht es im Derby für den EHC, der weiter auf sieben verletzte Spieler (ein Drittel des Kaders) verzichten muss), gegen den ERC Ingolstadt. Am Donnerstag, also nur zwei Tage später, empfängt der Aufsteiger die Hamburg Freezers. Wiederum zwei Tage später, also am Samstag, geht es zu den Eisbären nach Berlin, und am Montag, genau: zwei Tage später, nach Iserlohn. Vier Spiele in sieben Tagen. „Wir fahren nachts los, legen 700 Kilometer am Stück zurück, das ist was anderes als im First-Class-Flieger“, sagt Winkler: „Aber jammern, das gibt es bei uns nicht. Wir sind das so gewohnt.“

Trotzdem hat auch Winkler Verständnis für die Probleme anderer Sportarten. „Man schimpft immer auf die DEL, aber wenn ich sehe, dass man es beim Fußball nicht schafft, an Spieltagen, die ja über drei Tage gehen, den Bayern nicht einen Tag mehr Ruhe zu geben, sind da wohl auch nicht die hellsten Köpfe am Werk.“

Und: Beim Eishockey und Fußball herrschen ganz andere Belastungen. „Der Eishockeyspieler ist sicher auch mehr Schmerzen gewohnt, der kann anders einstecken“, sagt EHC-Mannschaftsarzt Robert Kilger von der Atos-Klinik, „es gibt sicher Stimmen, die sagen, dass der Eishockeyspieler per se fitter ist als der Fußballer, aber so möchte ich das nicht unterschreiben. Das hängt von der Einzelperson ab.“ Klar ist, dass Eishockeyspieler während eines Spiels in ganz andere physische Grenzebereiche vorstoßen. Kilger: „Diese Intervall-Belastung im Höchstpulsbereich ist ungleichmäßig auszehrender. Ein Normalsportler würde diese Belastungen nicht durchstehen können. Ein Eishockeyspieler würde von der Belastung ein Fußballspiel durchstehen, aber umgekehrt gilt das nicht.“

Matthias Kerber

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