Eishockey-Meister: Der EHC hat's gepackt!

Wolfsburg - Die Schläger fliegen! Die Handschuhe fliegen! Die Helme fliegen! Und alle stürzen sich in einer weißen Jubeltraube auf David Leggio. Den Puckmagnet. Die menschliche Mauer. Den Sieggaranten. Den Meistergaranten!
Es ist vollbracht! Meister! Um 22.03 Uhr ist es soweit! Der EHC Red Bull München hat Geschichte geschrieben und nach 1922 (MTV 1879 München), 1994 (Hedos München) und 2000 (München Barons) zum vierten Mal den Titel nach München geholt.
Jeremy Dehner: Der Mr. Finale des EHC
In diesem Moment kann nicht einmal der dauerbesonnene, der so erfolgverwöhnte Trainer Don Jackson seine Freudentränen zurückhalten. Mit feuchten Augen geht er aufs Eis und gratuliert seinen Spielern. „Es ist einfach wunderbar“, sagt der Coach, der seinen sechsten Meistertitel feiert. „Die Erleichterung ist riesig. Ich bin nur stolz auf die Mannschaft“, sagt Kapitän Michael Wolf (35), der 596 Spiele in der DEL gebraucht hat, um endlich seinen ersten Titel zu holen.
Die neuen Eishockey-Könige kommen aus München
Fast genau 16 Jahre nachdem sich die Barons zu Deutschlands Herrschern der schnellsten Mannschaftssportart der Welt aufgeschwungen hatten. So wurde dieser Freitag, der 22. April 2016, zum Tag der Krönungszeremonie. Und das in drei Akten.
1. Akt: „München war im Finale immer bärenstark“, sagt der 779-malige DEL-Spieler Florian Keller, der jetzt als Experte für den übertragenden Sender ServusTV arbeitet. Die bärenstarke Grizzly-Jäger des EHC hatten die ersten drei Spiele gewonnen, noch nie hatte ein Team in der DEL-Historie einen 0:3-Rückstand drehen und den Titel holen können. Auch nicht in dieser Saison!
In der 5. Minute der erste Schockmoment. Leggio bekommt einen Schuss von James Sharrow voll auf die Maske, ist kurz benommen. Er muss den ramponierten Helm austauschen. In der 10. Minute ist es Verteidiger Toni Söderholm, der den Dreiviertelmeister einen ersten Schritt voran bringt, Richtung Titelgewinn. Das 1:0!
In der 17. Minute schlagen die Grizzlys zurück. Und das auch noch in Unterzahl. Mark Voakes gelingt das 1:1! Geschockt! Mitnichten! Nur 40 Sekunden nach dem Ausgleich schlägt Kapitän Michael Wolf persönlich zu – das 2:1. Die Vorentscheidung? Mitnichten! 21 Sekunden nach dem 2:1, ist es Gerrit Fauser, der das 2:2 markiert. „Wir haben ihnen zu viel Platz gelassen. Sie hatten nicht viele Chancen, aber zwei Tore gemacht“, sagt EHC-Kapitän Wolf.
Der 2. Akt: „Das war Watschn links, Watnsch rechts für die Münchner“, sagt Experte Keller über Wolfsburgs zwei Tore, „ich bin sicher, dass sie es im zweiten Durchgang besser machen werden.“ Doch erstmal muss Steve Pinizzotto für eine Schwalbe auf die Sünderbank. Ausgerechnet Pinizzotto, das Raubein mit einer Arturo-Vidal-Einlage. München dominant, aber nicht zwingend.
In der 34. Minute schläft die EHC-Abwehr, Voakes bestraft das in Überzahl. 3:2 für die Hausherren. Doch auch die Red Bulls können zurückschlagen. Maximilian Kastner mit seinem ersten Playofftor zum 3:3 (36.). „Jetzt sind wir wieder im Spiel drin“, sagt der Torschütze,, „jetzt holen wir das Ding.“
Es folgt der 3. Akt: München startet fulminant. Jerome Samson und Jason Jaffray mit guten Chancen, aber Goalie Felix Brückmann rettet mit Können und Glück. In der 48. Minute ist auch er machtlos, Keith Aucoin versenkt die Scheibe zum 4:3 (48.). „Es ist egal, wie das Ding rein geht“, sagt Nationalstürmer Yannic Seidenberg. Das Meistertor? Drei Minuten später ist es Pinizzotto, der die Scheibe ins Netz hämmert – 5:3! Für seinen Provokationsjubel vor der Wolfsburger Bank bekommt er eine Zehn-Minuten-Strafe wegen Unsportlichkeit. Doch beim 5:3 dabei bleibt es. Der EHC ist Meister!