Eishockey: Ex-Nationaltorhüter Peppi Heiß im AZ-Interview
München - AZ-Interview mit Peppi Heiß. Der Der jetzt 54-Jährige ist Deutschlands Rekord-Nationaltorwart, der ehemalige Co-Trainer des EHC München ist jetzt Chefcoach bei Oberligist Regensburg.
AZ: Herr Heiß, Davis Leggio, der Torwart des EHC Red Bull München, hat mit seiner Aktion gegen Bremerhaven, als er bei einem Konter einfach das Tor umgestoßen hat, für Empörung gesorgt. Was sagen Sie, Deutschlands Rekordnationaltorhüter und jetzt Trainer dazu?
PEPPI HEISS: Was soll man dazu sagen? Das Wort Betrug würde ich nicht in den Mund nehmen, denn dann ist jedes Foul ein Betrug, da sollte man schon die berühmte Kirche im Dorf lassen. Aber das dies eine Unsportlichkeit ist, darüber muss man auch nicht lange diskutieren. Gehören tut sich das nicht. Wenn man dann noch weiß, dass er die Sache in Nordamerika schon einmal abgezogen hat...
...2014 in der AHL.
Genau, dann ist klar, dass er das vorsätzlich, geplant und auch mit böser Absicht gemacht hat. Gefallen hat mir die Aktion gar nicht, aber man muss zugeben, dass sie nach dem aktuellen Regelwerk nicht anders sanktioniert werden kann, als mit dem Penalty, den die Schiedsrichter auch gegeben haben. Dass er den dann auch noch hält, das ist bitter für Bremerhaven und zeigt, dass umgehend das Regelwerk geändert werden muss. Wenn man in der Situation dann einfach auf technisches Tor entscheidet, dann macht er das sicher nie wieder. Und wenn er es macht, wird ihm jeder Trainer, Mitspieler und Fan sagen, dass er einen totalen Vollschuss hat. (lacht)
Wären Sie als Torhüter jemals auf diese Idee gekommen?
Nein. Das einzige, was es früher gab, dass die Tore aus den früheren Verankerungen gerutscht sind. Das haben die Schiedsrichter oft nicht gut sehen können, da hat man dann als Torhüter schon mal dem Kasten einen richtigen Schubs gegeben, damit es jeder mitkriegt. Das war aber nur, um den Umstand klar zu machen, der eben geherrscht hat, nicht um künstlich und mutwillig eine Unterbrechung zu verursachen. Ich bin der Meinung, dass man als Torhüter sich diesen Situationen stellen soll, diesem Duell Stürmer gegen Goalie. Daher ist das, was der Leggio gemacht hat, für mich auch ein bisschen Feigheit vor dem Feind. Aber das muss er selber wissen. Es ist sicher clever und durchtrieben, aber sportlich ist es auf keinen Fall.
Was hätten Sie ihm denn gesagt, wenn Sie sein Trainer gewesen wären?
Das ist eine ganz schwierige Frage. Dass die Sache unsportlich ist, habe ich schon betont. Auf der anderen Seite hat er für seine Mannschaft in dem Moment das Beste herausgeholt. Ich verstehe, dass seine Teamkollegen jetzt nicht Negatives sagen. Wenn man EHC-Spieler oder -Anhänger ist, dann gefällt das einem vielleicht nicht, aber mit dem Ergebnis kann man gut leben. Viele werden sich denken: A Hund is er scho. Daher ist es so wichtig, dass die DEL jetzt reagiert und die Regeln schnellstmöglich ändert, damit es solche Szenen in den Stadien nicht mehr gibt. Ich plädiere daher auf technisches Tor, dann ist die Sache vorbei.
Warum hat die Liga nicht schon früher reagiert?
Nach Leggios Aktion 2014 haben die AHL und die NHL Ihre Regeln geändert, die DEL nicht. Speziell nach dem Wechsel von Leggio nach Deutschland hätte man aktiv werden können. Man kann nicht auf alles vorbereitet sein und es wird immer irgendwelche Typen geben, die eine Lücke im Regelwerk finden, das lässt sich nie verhindern. Jetzt weiß man es, jetzt muss man agieren.
Wie würde der Vater Heiß einem Kind erklären, was der Leggio da veranstaltet hat?
Puh, dass das keine Aktion war, die ihn zum Vorbild macht, ist klar. Ich hätte ganz offen große Probleme, einem kleinen Kind zu erklären. Warum das getan wurde und warum er auch noch damit davonkommt.
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