Eishockey: EHC-Power bei den Olympischen Winterspielen

Genau 2198 Tage hatte Eishockey-Deutschland auf einen Sieg bei Olympischen Spielen warten müssen. Am Sonntag war es dann endlich (wieder) so weit. Im entscheidenden Spiel der Vorrunde setzte sich das Team von Bundestrainer Marco Sturm im Penaltyschießen mit 2:1 gegen Norwegen durch – und zog damit ins Achtelfinale der Olympischen Spiele von Pyeongchang ein. Garanten des Erfolges, des ersten bei Olympia seit dem 4:1 über Lettland der DEB-Truppe im Viertelfinale der Spiele 2002 in Salt Lake City, waren die Kufencracks des EHC Red Bull München. Olympische EHC-Power.
EHC-Stürmer Patrick Hager hatte das einzige deutsche Tor in der regulären Spielzeit erzielt – ihm war es auch vergönnt, den entscheidenden Penalty ins Netz zu hauen. Zuvor hatte bereits Teamkollege Dominik Kahun die Scheibe versenkt. Und Goalie Danny aus den Birken war mit großartigen Paraden der Mann des Spiels. Es war ein historischer Sieg. Doch aus den Birken konnte erst nicht glauben, dass das deutsche Eishockey so eine lange Sieges-Dürre bei Olympischen Spielen hatte durchleben müssen. "Was?", fragte der Münchner Goalie auf die Frage, ob er sich der Bedeutung bewusst sei. Er schaute dabei so irritiert, als habe ihn gerade ein Schlagschuss an der Maske getroffen. "Na, da haben wir ja schon mal einen Schritt gemacht. Schauen wir mal, ob wir noch irgendwas Schönes machen können."
Nächstes Ziel: Viertelfinale
Der nächste Schritt, der steht gegen die Schweiz an. Im Alles-oder-nichts-Spiel am Dienstag gegen die Eidgenossen soll nun zunächst das erste olympische Viertelfinale – dann gegen Schweden – seit eben jenem Tag in Salt Lake City im Jahre 2002 perfekt gemacht werden. "Das Momentum müssen wir jetzt alle einfach mitnehmen in das entscheidende Spiel. Da sind wir alle heiß und freuen uns auf das wichtigste Spiel bei Olympia", sagte aus den Birken.

So sehen Sieger aus: Deutschland um die Münchner Frank Mauer (M.) und Yannic Seidenberg (2.v.l.) feiern den Sieg über Norwegen. Foto: dpa
Mit zwei gehaltenen Penaltys und 28 Paraden im Spiel war er der Matchwinner für die Deutschen, die zuvor gegen Finnland (2:5) und Schweden (0:1) verloren hatten.
Ein bisschen überraschend war schon, dass Bundestrainer Sturm gegen die Norweger wieder auf aus den Birken setzte. Bei der Pleite gegen Finnland hatte es nur 20 Schüsse auf seinen Kasten gegeben – fünf Mal hatte er hinter sich greifen müssen. Gegen Schweden hatte Timo Pielmeier hingegen eine bärenstarke Partie im Tor abgeliefert. Sturms lapidarer Kommentar: "Das hier war unser Plan."
Der eben aufging. Nach dem starken Auftritt gegen die Schweden, als man gleich vier Mal Pfosten und Latte traf, nun endlich der ersehnte Sieg. "Gegen Schweden waren wir sogar besser, haben uns aber nicht belohnt. Jetzt nehmen wir den Schwung mit und gehen nicht mit drei Niederlagen in das K.o.-Spiel", sagte Hager. Und aus den Birken erklärte: "Es ist einiges möglich. Wir wollen so weit kommen, wie es nur geht. Wenn wir etwas effizienter werden und im Powerplay noch etwas zulegen, können wir jeden Gegner schlagen."
Gelingt also der Einzug ins Viertelfinale? Die Schweizer waren 2010 der deutsche Gegner im Viertelfinale. Durch den 1:0-Sieg damals zog man ins Halbfinale bei der Heim-WM ein. Nach dem unvergessenen Gewinn der Bronzemedaille bei den Spielen 1976 in Innsbruck durch Erich Kühnhackl & Co. ist das Semifinale 2010 immer noch der größte deutsche Eishockey-Erfolg. Doch dafür müssen die Deutschen in der Offensive viel effektiver werden. "Im Shoot-Out gehts ja auch. Da sind sie alle locker", meinte Bundestrainer und Ex-NHL-Star Sturm und forderte: "Diese Lockerheit brauchen wir im Spiel auch."